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0015 Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2
Postancient Buddhist Culture in Central Asia : vol.2
Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2 / Page 15 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000040
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Damit scheint das Bestehen manichäischer und verwandter Gemeinden in Europa sein Ende erreicht zu haben; die blühenden Albigenserstädte der Provence hatte man bereits im i3. Jahrhundert auf das entsetzlichste verwüstet und mit der Mehrzahl der Einwohner ihre Religion vernichtet.

MANICHAER ALS VERMITTLER BUDDHISTISCHER DINGE. Wir würden auf eine Erwähnung der Ausbreitung manichäischer Anschauungen nach Europa verzichtet haben, wenn wir nicht der Ansicht wären, daß mancherlei buddhistische Legenden, bildliche Darstellungen u. dergl., die im Westen um die Jahrtausendwende auftauchen, von Manichäem oder ihnen nahestehenden Religionsgesellschaften übermittelt sein dürften.

Ein Beispiel wäre z. B. die Legende von Barlaam und Josaphat, die durch die Bearbeitung des Ritters Rudolf von Ems (13. Jhdt.) einen Platz in der deutschen Literatur gefunden hat. Die Christen hatten keine Beziehungen zur Buddhalegende, wohl aber die Manichäer, für die sie ein Teil ihrer heiligen Schriften war, und da wir unter den immerhin nur kargen Resten der manichäischen Literatur, die unsere Expeditionen geborgen haben — es sind im ganzen nur ca. 2000, z. T. sehr kleine Fragmente—, nicht weniger als zwei verschiedene Handschriftenreste der Barlaam-Legende gefunden haben, sind wir überzeugt, daß Manichäer, nicht Christen, die Vermittler waren.

FALSCHE ANKLAGEN GEGEN DIE MANICHAER. Zum Schluß dieser Abhandlung können wir uns nicht versagen, die z. T. grauenhaften Vorwürfe zu erwähnen, die die Christen gegen die Manichäer erhoben haben. Man sagte dieser asketisch gerichteten Gemeinschaft schändliche Riten nach, die indessen dieselben sind, die man von den früheren Christen erzählter, und die man noch heute, in Vorderasien, über die harmlosen Sekten der Qyzylbaä, der Ali Illahi oder Lichtauslöscher (ciräy sundarän), der Yezidi u. a. m. verbreitet.' Diese dem Haß und einer unreinen Phantasie entstammenden Fabeln sind zu verwerfen, ebenso wie der niederträchtige Vorwurf der Päderastie, der Manichäern, Paulicianern, Bogomilen u. a. von ihren Gegnern gemacht wurde, und durch den der Name eines tüchtigen Volkes, der vornehmlich paulicianischen Bulgaren, in der französischen und der englischen Sprache schändlicherweise zu einem gemeinen Schimpfwort3 erniedrigt worden ist.

KURZER ABRISS DER LEBENSGESCHICHTE DES MANI

(Hauptsächlich nach Flügels „Mani«.)

Mani, der Urheber des Gedankens, durch die Verschmelzung der zu seiner Zeit verbreitetsten Religionen, nämlich des Zoroastertums, des Christentums und des Buddhatums, eine alles umfassende Weltreligion zu stiften, wurde etwa in den Jahren 21 5/6 n. Chr. in einer Ortschaft der damals persischen Provinz Babylonienlgeboren. Lage und Name des Ortes sind unsicher, vielleicht war es die uralte Stadt Koche, die zwischen Seleucia und Ktesiphon hart an dem westlichen Ufer des)Tigris lag.

Sein Vater entstammte einer, wie es scheint, angesehenen persischen Familie aus Ekbatana (Hamadan), den Haskaniem;

sein Name lautet im arabischen Text des Fihrist Futtaq Babak ben Abi Barzam, war also in der Hauptsache persisch. Seine Mutter gehörte einer parthischen, also ebenfalls iranischen Familie an, nämlich den As'aniern, ein Name, der von einigen Gelehrten aber A"sghanier gelesen wird und in dieser Lesart der Mutter des Mani die Abstammung aus königlichem Geschlecht sichern würde.

Mani, von iranischen Eltern in einer persischen Provinz geboren, war demgemäß selber ein Iranier ; daß er sich später als „aus Babylon entsprossen" bezeichnet, vermag an dieser Tatsache nichts zu ändern.

Schon der Vater des Mani wurde, bei der in jenem Zeitalter herrschenden geistigen Unrast, von religiösen Zweifeln heimgesucht. Obwohl ursprünglich als Perser wahrscheinlich Zoroastrier, hat er doch in Ktesiphon den „Götzentempel«, also vielleicht ein Haus des Marduk, so besucht „wie ihn die anderen Bewohner zu besuchen pflegten; später aber verließ er Ktesiphon und verband sich mit einer Täufergemeinde Süd-Babyloniens, welche in der Umgebung von Dastumeisan (im Gebiet von Basra) lebte und unter dem Namen „der sich Waschenden (muytasila) bekannt war. Sie huldigte einer asketischen Lehre, von der ausdrücklich angegeben wird, daß sie ihren Anhängern den Genuß von Fleisch und Wein verbot; auch hatten sie sich von Frauen fern zu halten. Futtaq geriet also hier in Abhängigkeit von Anschauungen, die einem Zoroastrier ein Greuel sein mußten.

Der Geburt des Man folgten alsbald wunderbare Träume und Visionen seiner Mutter, die auf sein späteres Prophetenamt hinwiesen.

r Vergl. schon Gibbon, History of the Decline and Fall, London, 2 Layard, A. H., Discoveries in the Ruins of Nineveh and Babylon,

Lackington, Allen Sc Co., 1825, Bd. II, S. 395.   London, Murray 1843, S. 216, Anm.

3 Franz. bougre.

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