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0025 Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2
Postancient Buddhist Culture in Central Asia : vol.2
Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2 / Page 25 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000040
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DIE FUNDORTE

Alle Funde' manichäischer Altertümer, die von unseren Expeditionen gemacht worden sind, stammen aus der Oase von Turfan und gehören fast durchgängig der Blütezeit des uigurischen Reiches an (rund 750-850).

In den westlich gelegenen Grabungsstätten der Oasen von Maralbaschi, Kutscha und Qaraschahr-Kurla haben wir keinerlei manichäische Uberreste ausgegraben; in der Hauptsache gehören diese Grabungsstätten Epochen an, die älter, zum Teil sogar erheblich älter sind, als die Machtentfaltung der uigurischen Türken in Ostturkistan und die durch einen Uigurenkönig veranlaßte Einführung des Manichäismus.

In der Oase von Qömul (chin. Ha-mi) hatten wir zwar Funde manichäischer Altertümer erwartet, doch wurde diese Hoffnung enttäuscht. Unsere Grabungen in den Ruinen von Ara-Tam unweit Täsch-schähri ergaben keinerlei Resultate, da der Schutt durch die Schneeschmelzen so durchfeuchtet war, daß alle darin vorkommenden Altertümer zerstört waren. In der zweiten Grabungsstätte der Oase von Qömul, die von unseren Expeditionen untersucht wurde, in den Ruinen von Ili-Köl, wurden nur buddhistische Altertümer entdeckt, an Texten besonders Reste tibetischer buddhistischer Literatur, die wir einer relativ späten Zeit zuschreiben möchten. In der Oase von Turfan sind manichäische Altertümer an folgenden Orten gefunden worden: 1. in der alten Hauptstadt Chotscho,2 — 2. in der „Stadt auf dem Yär", (Kir-choto, Yár-roli) — 3. in den Klöstern von Tuyoq, — 4. in den Ruinenstätten von Murtuq, — 5. in den Kult-Orten der Schlucht von Sängim.

CHOTSCHO

Der ergiebigste dieser fünf Fundorte war naturgemäß die große Ruinenstadt Chotscho. Hier wurden manichäische Reste an vielen Stellen gefunden, meist vermischt mit Resten der religiösen Literatur der anderen Religionsgesellschaften, die dort Anhänger hatten, nämlich der Buddhisten und der nestorianischen Christen. Nur ein einziges Bruchstück der zoroastrischen Literatur wurde gefunden; wir glauben aber, daß die zoroastrische Gemeinde in Chotscho doch größer gewesen ist, als man nach dem Auftauchen nur eines Bruchstückes ihrer Literatur annehmen könnte.

Ehe wir die Fundstellen in Chotscho genauer schildern, ist es nötig, eine kurze Beschreibung der Ruinenstadt selbst zu geben.

Sie erfreut sich einer großen Anzahl von Benennungen,' von denen Kao-c'ang die alte chinesische, Chotscho (oder Qoco) die alte türkische Bezeichnung ist. Diese beiden alten Namen dürften auf einen noch älteren Namen zurückgehen, der der alten Landessprache angehört haben mag, den wir aber in seiner ursprünglichen Form nicht kennen. Auch wissen wir nicht, ob diese alte Landessprache Soghdisch oder Tocharisch, resp. ein dem Tocharischen verwandter Dialekt gewesen ist. Ein alter iranischer Name Chotschos scheint Cinánckand = Chinesenstadt gewesen zu seins, aber es ist nicht sicher, ob unter dieser Bezeichnung nicht vielmehr Qömul (Hami) zu verstehen sei.

In späterer Zeit finden wir die Benennung Idiqut-' 'ähri oder Stadt des Iduq-qut (= Titel des Uigurenkönigs), die sich bis heute für die Ruinenstadt erhalten hat, neben Qara-Chotscho, später Qara chódscha (= schwarzer Fürst), welch letzterer Name heute sowohl die Ruinenstadt, wie die eine der beiden in ihrer Nähe entstandenen modernen Siedelungen türkischer Landwirte und Händler bezeichnet. Die zweite dieser modernen Siedelungen heißt Àstána, (p. Schwelle; Heiligengrab); ein Name, der diesem Flecken wohl verliehen worden ist, weil eine riesige unter der chinesischen Bezeichnung Tai-san bekannte buddhistische Ruine heute noch dort steht.

Außerdem aber verdankt die Stadt dem Umstande, daß im benachbarten Orte Tuyoq ein Heiligtum der Siebenschläfer verehrt wird, noch eine Reihe mohammedanischer Namen, nämlich Apsis oder Ephesus, Dágîánfts-Schähri oder Stadt des (Kaisers) Decius, und endlich, seltener, Stadt des Álbättä Sultán, eines legendären mohammedanischen Fürsten, der die Christenstadt Apsis erorbert haben soll. Diese mohammedanischen Namen gehören einer späten Zeit an, in der das buddhisti-

1 Beschreibung der Fundorte in der Hauptsache nach den früheren Veröffentlichungen, Chotscho, und Grünwedels Bericht und Kulturstätten.

2 Das Wort Chotscho (englische Umschrift Khocho) ist nach deutschem, nicht nach englischem Sprachgebrauch auszusprechen: das ch ist also zu sprechen, wie ch in Rache, suchen, nicht etwa wie ch (= tsch) im englischen Worte charm.

3 Cf. K. f. Geldner, Bruchstück eines Pehlevi-Glossars aus Turfan, Sitzber. d. Kgl. Preuß. Ak. d. Wiss., 28. Juli, 1904.

4 Vgl. P. Pelliot, Kao-tch'ang, Qoco, Houo-tcheou et Qarh-Khodja, Journal asiatique, mai-juin 1912.

5 Hiermit scheint übereinzustimmen, daß heute noch die Einwohner von Qara-Chóga im ganzen Lande unter dem Spottnamen kök Titan = „Blauhosen" = Chinesen, bekannt sind.

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