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0040 Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2
Postancient Buddhist Culture in Central Asia : vol.2
Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2 / Page 40 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000040
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BESCHREIBENDER TEXT

TAFEL 1

Abb. a. Bruchstück eines großen

Wandgemäldes mit dem (vermeintlichen) Porträtkopf des Mani

Kat. No. I B 69z 8 * Größe : 168,5 X 88 cm * Fundort: Westseite der mittleren Halle, Ruine K, Chotscho * Alter : 8./9. Jhdt.(?) In dem Tafelwerk Chotscho ist bereits ein großes farbiges Faksimile dieses Wandgemälderestes veröffentlicht worden.

Die aus mancherlei Gründen wichtige Gestalt des Hohenpriesters auf diesem Gemälde kann indessen in diesem Buche schwer entbehrt werden und wir haben uns genötigt gesehen, wenigstens diese Figur mit ihrer unmittelbaren Umgebung manichäischer electi hier noch einmal abzubilden.

In Fortfall gekommen ist die Gruppe der electae, die in der Tracht und Kompositionsweise der auf Taf. 3 wiedergegebenen Gruppe von einem Seidenbild aus Chotscho entsprechen, und die sehr zerstörte Gruppe von Laien (auditores).

Der Fundort ist auf S. 27 genau geschildert worden.

Durchaus wie die Vergrößerung einer manichäischen Miniatur mutet die hier gebotene Wiedergabe dieses wichtigen Bruchstückes an. Es ist der letzte Rest, ein spärliches Uberbleibsel einer riesigen Komposition, die zweifelsohne die ganze Westwand des „Fastentempels" bedeckt hatte. Täuschen wir uns nicht, so war es ein großes Gruppenbild, ähnlich etwa den Darstellungen der Abb. a auf Tafel 8a und 8b.

Die ursprünglich blaue Grundierung ist stark verblaßt.

Auf der äußersten Rechten des Bildes erscheint die lebensgroße oder überlebensgroße fragmentare Darstellung eines Mannes im reichen Hohenpriesterornat der Religionsgemeinschaft des „Haeresiarchen" Mani.

Der Kopf ist ziemlich gut erhalten und zeigt uns die Züge eines ehrwürdigen Greises; die hohe Stirn ist gefurcht durch Runzeln, die sich zu den äußeren Augenwinkeln herabziehen. Die dunkeln Augen sind schematisch gezeichnet und weisen die „Mongolenfalte" auf; sie sind somit anders gezeichnet als die der zahlreichen, den Hohenpriester umgebenden electi und erwecken den Eindruck, daß das Porträt von einem Ostasiaten hergestellt sei, oder einen Ostasiaten darstelle .1

Vor dem schematisch gemalten, am Läppchen mit einer Durchbohrung versehenen Ohr hängt eine seltsame, dünne, weiße Bartsträhne herab; ein schwacher, hängender Schnurrbart ziert die Oberlippe, ein dünner Spitzbart das Kinn. Das lange Haupthaar ist, wie der Bart, weiß; es ist nach hinten gekämmt und fällt in langen Strähnen auf die Schulter herab. Auf dem Haupt trägt der Priester dne hohe, aus Goldbrokat hergestellte Kappe seltsamer Form, augenscheinlich eine einen bestimmten Rang bezeichnende Kopfbedeckung.

Ob die Seiten der Kappe offen oder geschlossen sind, läßt sich hier nicht erkennen; die einfacheren, weißen Kappen, die die electi in der Umgebung des Hohenpriesters tragen, scheinen an den Seiten offen zu sein. Die Ritualmütze derselben Form, die den Buchtitel auf Taf. 4 krönt, zeigt an der 1. Seite eine schlitzartige Offnung. Täuschen wir uns nicht, so bestanden diese Mützen aus einem Gestell aus Draht oder dünnen Stäbchen, das sich auf einem Ring erhebt und mit einem spindelförmigen Streifen weißen Stoffes bespannt ist.

Ein schwarzes Band ist um den Ringwulst der Brokatkappe herumgelegt; ein anderes ähnliches, nach oben sich stark verjüngendes schwarzes Band ist von vorn nach hinten über die Mitte der Kappe gezogen; ein Ende des Bandes flattert hoch am Hinterkopf nach links.' Zwei an den Seiten der Kappe befestigte rote Bänder dienen zu ihrer Sicherung beim Tragen; sie laufen vorn am Ohr vorbei und sind unter dem Kinn zusammengebunden. Die beiden mit Quasten versehenen Enden der Bänder hängen auf die Brust herab.

Da der Körper der Figur stark zerstört ist, würde man über die Gewandung dieses Priesters im Dunkeln sein, wenn nicht auf einer unserer Miniaturen (vergl. Taf. 8 a und b, Abb. a) ähnliche rituelle Kleidungstücke vorkämen, die uns erlauben, diese Gewandung mit einiger Wahrscheinlichkeit zu beschreiben.

' Da alle Wandgemälde Pausenmalereien sind, könnte man allen- daher zur Pause eines ostasiatischen Greisenkopfes griff.

falls annehmen, daß eine so große Pause eines westasiatischen 2 Rechts und links nie vom Beschauer aus zu denken, sondern von der Kopfes in der Klosterwerkstatt grade nicht vorrätig war, und man rechten und linken Seite der beschriebenen Person.

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