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0058 Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2
Postancient Buddhist Culture in Central Asia : vol.2
Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2 / Page 58 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000040
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Hals und Oberarm. Als Kleidung dient ihm ein grüner, am Unterrand goldgesäumter Hüftschurz und ein blauer, von der 1. Schulter zur r. Hüfte fallender Uberwurf. Eine flache goldene Schale, mit roten Linien verziert, trägt er in der 1. Hand. Sein Nimbus ist dunkelgrün. Neben ihm, links, kniet mit wallendem grünen Haar ein Gott mit einem Eberkopf, das Haupt vom roten Nimbus umgeben. Um den Hals trägt er ein vorn in einen Knoten geschürztes grünes Tuch; ein blaues, goldgesäumtes Hüftentuch bedeckt die Oberschenkel zur Hälfte. Goldene Ohrpflöcke und Armringe, sowie ein Halsband aus demselben Metall bilden den Schmuck. Die zur Brust erhobene Linke trägt ein Bündel grüner Grashalme oder Pflanzenstengel(?), dessen Bedeutung wir nicht zu erklären vermögen; an das barsom genannte Zweigbündel der Magi zu denken, erscheint trotz des synkretistischen Charakters der Mani-Religion gewagt.

Die dritte der Hindugottheiten erscheint als Brahmane mit blauem Uberwurf und grünem Schurz. Bart und Kopfhaare sind blau; letztere sind in einen hohen Schopf zusammengefaßt und mit einem carminroten, vorn dreizipfelig geknüpften Kopftuch umwunden. Auch der Nimbus ist carminrot. Die r. Hand ist erhoben, die 1. trägt eine goldene Schale.

Andersgeartet ist die Gestalt der letzten Figur dieser Gruppe, die wohl eine manichäische Gottheit darstellt. Sie trägt einen weißen Turban mit goldenen, früher mit roten Linienornamenten verzierten Schmuckscheiben, die ziemlich stark zerstört sind. Das in langen zierlichen Ringellocken herabfallende Haar und die zusammengewachsenen Brauen verleihen dem Kopf etwas Weibisches; indessen scheinen ein feiner Schnurrbart und zwei spitze Bartlöckchen am Kinn das Geschlecht der Figur als männlich festzulegen. Auf der Stirn erscheint ein vertikal gestelltes, drittes Auge.

Die Art der Kleidung ist infolge der schlechten Erhaltung des Fragments nicht deutlich zu erkennen. Aber sie scheint ein blaues langärmeliges Untergewand mit grünem Gurt zu sein, darüber ein kurzärmeliges rotes Jäckchen mit Goldeinfassung. Die Ohrgehänge sind stark zerstört, sie scheinen aus hellgrünen Scheiben an goldenen Kettchen oder dergl. bestanden zu haben. Die 1. Hand trägt einen goldenen Stab oder ein Szepter mit goldenem Scheibenaufsatz, während aus der R. der nach r. verlaufende Zipfel einer scharlachroten Schärpe hervorragt. Der Gegenstand, der auf Grünwedels Zeichnung (Alt-Kutscha, Fig. 71) phallusartig von ihrer Hand nach unten hin ausgeht, ist in Wirklichkeit nicht vorhanden und wurde dem Auge des Zeichners durch einige suggestive Linien des Teppichmusters vorgetäuscht. Der Nimbus ist gelblich-carminrot. Welche Gottheit durch diese Figur dargestellt wird, vermögen wir nicht anzugeben.

Die Zugehörigkeit der zuletzt beschriebenen Gottheit zur iranischen Mythologie könnte allenfalls bezweifelt werden. Mit größerer Sicherheit glauben wir die zwei Gottheiten der Gruppe rechts dieser Mythologie zuschreiben zu dürfen. Beides sind engelartige geflügelte Wesen. Am besten erhalten ist der Gott zur Rechten. Er trägt ein bis zum blauen Gurte ziegelrotes kurzärmeliges Obergewand : unterhalb des Gurtes erscheint es weißlich carminrot. Das lange hemdartige Untergewand lichtgrüner Farbe wird an den Knieen und Ärmeln sichtbar; ein sehr breiter goldener Halsschmuck umgibt den Nacken. Vom Rücken gehen goldene, mit vertikalen roten Linien gegliederte Engelsfittiche aus. Der Kopf trägt einen mattcarminroten Nimbus; das Gesicht ist stark zerstört und fällt durch die hohen Augenbrauen auf. Merkwürdig ist auch die Haartracht. Augenscheinlich ist ein Teil des Haupthaares in zwei kleeblattförmige, aufrechtstehende Wülste geordnet; feine Ringellocken scheinen vor und hinter den Ohren auf Schulter und Brust herabzufallen.1

Nach r. hin glauben wir Reste von Darstellungen gelbblühender Bäume sowie, weiter unten, einen Teil eines blauen Nimbus(?) zu erkennen, der in der Form dem roten Gegenstand unterhalb der letztbeschriebenen Figur ähnelt.

Reste von horizontalen Streifen von Gold, Blau und Grün sind ferner an dieser Stelle erhalten.

Die letzte Figur der zweiten Gruppe endlich ist mit einem roten Nimbus versehen und trägt die bekannte Kopfbedeckung der Manichäer-Fürsten, die wir von den Wandgemälden kennen und die eine gewisse Ähnlichkeit mit einer der Kronen Alt-Ägyptens hat. Das Haar ist in der Mitte gescheitelt und fällt an den Seiten des Gesichts in schweren Massen herab. Das Gesicht ist auffallend weiß mit weißcarminroten Bäckchen. Diese Figur trägt eine bräunlichrote Gewandung mit breitem Goldkragen oder Halsband, die Arme sind augenscheinlich in ungewöhnlicher Weise verschränkt, die Hände ehrerbietig verhüllt. Nur der 1. Flügel ist sichtbar; die Art, in der rote Linien auf der Blattgoldfläche die Federn darstellen, ist nicht mehr genau zu erkennen

Augenscheinlich haben wir es hier mit himmlischen Boten, jedenfalls mit untergeordneten Gottheiten zu tun. Mit den 1. sitzenden Göttern Gleichgestellte würden kaum die Hände verbergen müssen.

1 An der Seite der zerstörten rechten Wange und am zerstörten rechten Flügelteil sieht man die Vorzeichnung in mattrosafarbigen Strichen; sie erlaubt noch die Form des Ohrschmuckes zu erkennen.

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