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0030 Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.3
中央アジアの仏教古代後期 : vol.3
Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.3 / 30 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000040
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SCHLUSSWORT

Im Anschluß an diese Ausführungen lassen wir einige zusammenfassenden Bemerkungen folgen über die Völkerschaften, die Ostturkistan in den Zeiten der Einführung des Buddhismus bewohnten, und die den Chinesen die buddhistische Religion und Kunst übermittelt haben.

Keine einzige dieser Völkerschaften gehörte der ostasiatischen Völkerfamilie an. Da es wichtig ist, zu ergründen, ob in diesen alten Zeiten der Westen den Osten, oder der Osten den Westen mächtiger beeinflußt hat, geben wir unserer Ansicht darüber kurzen Ausdruck.

Einige Bemerkungen über die heutige Bevölkerung und ihr Verhältnis zu den Altertümern ihres Landes dürften schließlich nicht unerwünscht sein.

DIE BEWOHNER DES ALTEN OST-TURKISTAN. Der Name „Ost-Turkistan" ist für diese Gebiete Zentralasiens in der Zeit der Entstehung seiner buddhistischen Kultur unzutreffend und unzulässig. Wir verwenden diese Benennung nur in Ermangelung eines richtigeren und doch allgemein verständlichen Namens. Die von dem ausgezeichneten Forscher Sir Aurel Stein verwendete Bezeichnung „Serindia« ist zwar ansprechend, läßt aber leicht die Meinung aufkommen, daß das alte Ostturkistan ein indisches Land gewesen sei, was nicht mit unseren Beobachtungen übereinzustimmen scheint. Dcnn nach unserer Anschauung setzte sich die Bevölkerung des Landes in jener Zeit aus folgenden vorwiegend nicht-indischen Völkern zusammen.

In den Oasen des Westens saßen iranische Völkerschaften als seßhafte Städtebewohner und Ackerbauer (ein Nomadenleben ist in diesen Gegenden unmöglich); es waren Saken und Soghdier, welch' letztere sich, wie wir glauben, am ganzen Nordrand bis nach Turfan und Qomul ausgebreitet zu haben scheinen, während die Saken den südlichen Teil des Westrandes einnahmen und einen Teil der Bevölkerung der Oase von Chotän bildeten. Die herrschende Klasse aber in der letzteren Landschaft war ein indisches Volk, das, wenn man den chinesischen Berichten trauen darf, in seinen Gesichtszügen den Chinesen ähneltet. Ist diese Angabe richtig, so muß man annehmen, daß die indische Bevölkerung Chotäns durch Vermischung mit tibeto-burmanischen Himalaya-Stämmen ostasiatische Gesichtszüge angenommen habe.

Uber die Bewohner des Südrandes der großen Wüste ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Wenn es sich erweisen sollte, daß sie zur indischen Völkerfamilie gehören, wäre obiger Einwand gegen den Namen „Serindia« hinfällig.

Das merkwürdigste Volk Ostturkistans aber waren die „Tocharer«, die in älterer Zeit, sagen wir bis etwa zur Mitte des B. Jahrhunderts, ihre Sitze in den Oasen von Kutscha, Qaraschahr und wahrscheinlich auch Turfan hatten. Ihre Sprache verrät, daß sie aus Europa nach Mittelasien verschlagen worden sein müssen.

Die Eroberung des Landes durch die uigurischen Türken scheint um die Mitte des B. Jhdts. begonnen zu haben.

Die Kultur der alten Völkerschaften war eine Mischkultur aus hellenistisch beeinflußten indischen und iranischen Elementen. Ein Herd rein hellenistischer Kunstübungen war, wie Sir Aurel Steins Funde lehren, die Oase Chotän, deren gleichnamige Hauptstadt auch heute noch der wichtigste Umschlagsplatz der Handelsstraße nach Indien ist.

Nach Chotän drang aus Gandhära und aus dem Pandschäb über Kaschmir und auf dem Umweg über den Pamir die buddhistische Antike vor; nach Yarkänd und Kaschgar kam sie über Pamir und Alai aus den iranischen Ländern jenseits der Pässe, erstere mehr indisch, letztere mehr iranisch abgewandelt. In Ostturkistan trafen sich die Strömungen und flossen zusammen in jene Kunst, die Chinas noch wenig entwickelte künstlerische Fähigkeiten befruchtete und den glänzenden Aufstieg der chinesischen Kunst unter den T'ang verursachen sollte. Die großen Klostersiedlungen in den Städten Ostturkistans wurden dann die Ausstrahlungszentren, von wo aus China erleuchtet wurde, etwa wie einst die irischen Klöster den germanischen Norden erleuchtet haben, und keine dort auftretende Entwicklungsstufe darf als nebensächliche „Lokalkunst« bei Seite geschoben werden, denn eine jede ist ein Glied in der historischen Entwicklung.

Vor der Berührung mit der buddhistischen Antike Ostturkistans kann es in China keine hohe Kunst gegeben haben. Denn, obwohl die Chinesen schon unter der Han-Dynastie längere Zeit die Oberherren Ostturkistans waren, zeigen doch Malerei und Skulptur dieses Landes in den älteren Schichten, rund bis zum Beginn der Herrschaft der T'angdynastie, nicht die geringste Spur von chinesischen Einfluß — alles ist vielmehr spätantik in iranischer oder, und zwar vorwiegend, indischer Abwandelung. Auch die Architektur ist von chinesischen Elementen vollkommen frei, und dies Fehlen chinesischer Formen trotz der politischen Herrschaft Chinas scheint zu beweisen, daß die östlichen Eroberer damals nichts besaßen, was die zu west-

1 Abel-Rémusat, Histoire de la ville de Khotan, Paris, 182o, S. (20).

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