National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0033 Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.3
Postancient Buddhist Culture in Central Asia : vol.3
Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.3 / Page 33 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000040
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

BESCHREIBENDER TEXT

TAFEL 1

Bruchstück einer Wandmalerei; Stifterbilder „tocharischer" Edelleute

Kat. No. I B 8372. * Größe: 75 x 51 cm. * Fundort: Ming öi von Qyzil' * Alter: vor 7oo n. Chr. (?)

Dieses Bruchstück stammt aus dem drittletzten Tempel auf der r. Uferseite der klammartigen „zweiten Bachschlucht« der großen Siedelung bei Qyzil.

Die beiden Schmalwände r. u. 1. von der Eingangstür waren mit Stifterbildern bemalt. Die Stifter sind, auf beiden Wänden, in Gruppen von je vier Figuren in je zwei übereinandergeordneten Reihen zusammengestellt; ein schmales weißes Band läuft in wagerechter Richtung über jeder Reihe hin und trug früher eine wohl die Namen enthaltende, jetzt völlig zerstörte Aufschrift in zentralasiatischer Brähmischrift.

Die Stifterbilder von der Wand 1. vom Eintretenden zeigten in ihrer oberen Reihe vier nach der Tür gerichtete knieende Mönchsgestalten in abwechselnd weißen und braunen Kutten, in ihrer unteren, gleich neben der Tür, zwei knieende Ritter und nach der Ecke hin, zwei knieende Damen. Diese Doppelreihe von Stifterbildem ist nicht zur Abbildung gelangt; wir geben vielmehr das abwechselungsreichere Bild von der Wand r. vom Eintretenden.

Die obere Reihe bringt, gleich neben der Tür, zwei Mönche, auf diese folgt die Gestalt eines Ritters und, in der Ecke, die einer Edelfrau, alle in knieender Stellung.

Die Mönche bieten ein minderes Interesse. Als buddhistische Mönche tragen sie die gewöhnliche Tracht ihrer Klasse, nämlich den indischen Mönchsrock. Er ist in beiden Fällen einfarbig mit andersgefärbtem Rand, und zwar ist er braun mit hellem Rand bei der vordersten, hell mit braunem Rand bei der zweiten Gestalt. Der bekannte Flickenrock erscheint auf diesen Stifterbildern nicht.

Der Ritter hatte wohl die vor sich ausgestreckten Hände verehrend zusammengelegt; sie sind zerstört. Seine Hautfarbe ist, wie die aller übrigen Stifter, weiß; das schwarze Haupthaar ist in der Mitte gescheitelt und so geschnitten, daß r. und 1. vom Scheitel schöne, sorgfältig gekämmte Haarmassen über das übrige Haar herausragen. Der Bart ist ganz wegrasiert. Die Farbe der Iris ist bei diesen Stifterbildem nirgends ausgemalt.

Die Kleidung des Ritters besteht, soweit sichtbar, in dem großen nach 1. geschlossenen Waffenrock, der dieser Stilart eigentümlich ist. Er ist von brauner Farbe; oberhalb des Saumes läuft unten ein breites grünes Schmuckband um die Schöße. Die großen Kragenklappen und der Außenrand des Rockes sind mit derselben grünen Borte besetzt. Auf dem Rock sind Reihen weißer Blümchen, auf der Borte schwarze Kreise im weißen Perlenmedaillon eingestickt oder eingewebt.

Ein Rittergurt, wohl aus Metallscheiben hergestellt, umschließt den schmalen Leib und trägt 1. ein Schwert mit Kreuzgriff, 1. vorn den messerartigen Dolch mit daran gebundenem Tüchlein und r. einen etwa birnenförmigen grünen Gegenstand mit weißem Schlitz, vielleicht eine Börse oder Tasche. Das erwähnte Tüchlein ist in Dreieckform gefaltet und trägt im unteren Teil einen braunen Querstreifen, der einen Teil der grünen Borte am Rock verdeckt.

Wenn wir auch die Rassenzugehörigkeit der Stifter nicht nachweisen können, so können wir doch behaupten, daß die Kleidung und Haartracht dieses Ritters sassanidisch ist, und daß sie u. E. den östlichen Provinzen des großen Perserreiches angehört. Wir werden auf diesen Gegenstand im Text zu dem „Atlas« dieses Werkes zurückkommen.

Die Dame trägt eine enganliegende „Taillen"-Jacke, die ebenfalls nach 1. zu schließen scheint. Sie ist weiß mit braunen Borten und zeigt ebenfalls die großen Kragenklappen dieser Tracht. Die braunen Borten sind mit einem gestickten oder

1 InAfghanistan heißen die dortigen großen altbuddhistischen Felsen-

tempel-Anlagen im Volksmunde   $óm($aum)oder hazår sauma`
= tausend Klöster (oder Klosterzellen). Die Osttürken nennen die in ihrem Lande befindlichen ähnlichen Anlagen auf Türkisch ming öi, tausend Zimmer (oder Häuser). Zum Unterschied tritt dann gewöhnlich ein Ortsname, meist der des nächstgelegenen Dorfes, hinzu. Man unterscheidet also die ming iii von Qyzil, von Qumtura, von SőrLuq, von Murtuq usw.

Die ming öi von Murtuq haben einen eigenen Namen, nämlich

Bam"klik = Ort der Malereien oder Verzierungen; die von Kiri' bei Kula werden, vielleicht in Erinnerung an eine mohammedanische Legende, auch Simsim (Sesam) genannt und Sir A. Stein und Herr S. von Oldenburg nennen die ming öi von Sarluq übereinstimmend giklin, ein Name, der uns fremd geblieben ist.

Bei den Beschreibungen setzen wir einmal, das erste Mal, den vollen Namen, für spätere Erwähnungen genügt der Name der Ortschaft.

27