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0035 Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.3
Postancient Buddhist Culture in Central Asia : vol.3
Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.3 / Page 35 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000040
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ergreift und sein Haupt auf sie herabneigt. Leider ist der Kopf des Heiligen durch die Hackenschläge eines bilderstürmerischen Muhammedaners arg verstümmelt.

Der Legende nach konnte die Leiche des Buddha nicht verbrannt werden, bevor nicht Mahäkä§yapa die Füße des Herrn mit seinem Haupte begrüßt hatte. Diese Begrüßung ist der hier dargestellte Augenblick'. Ohne die Auffindung dieser Replica wäre es kaum möglich gewesen, die dargestellte Szene mit Sicherheit zu erklären.

Das hier auf Tafel 2 wiedergegebene Bild überrascht durch die modern anmutende Malweise.

Den Hintergrund bilden dichte Massen von seltsamen, in blauen und schwarzen Tönen auf weißgrauem Grund gemalten stilisierten Blumen, die die Blüten dessdla-Baumes darstellen sollen. Dieser Baum aber, die Shorea robusta der Botaniker, hat gelbe Blüten, welche eher den Blüten ähneln, die auf der Darstellung des parinirvdna des Buddha aus Qum-Tura (Taf. r r) erscheinen. Wir können mit Sicherheit nur angeben, daß beide Blütenformen nicht bei den in Ost-Turkistan heimischen Bäumen vorkommen.

Von diesem Hintergrund hebt sich der Kopf des Heiligen ab. Er ist dargestellt als Mann von weißer Hautfarbe, die mit gelbbräunlichen Linien schattiert ist. Die Farbe der Augen ist unbestimmt; das Haupthaar ist von blauer Farbe, kurz geschoren und begrenzt die Stirn in eigentümlich geschwungenen Linien. Reihen von schwarzen Punkten gliedern die geschorene blaue Kopfhaut. Blau ist auch die Farbe des Bartes, der, ebenfalls ganz kurz geschoren, eigentümliche Falten um die Mundgegend erkennen läßt. Die Wiedergabe der Runzelbildung scheint uns eine schematisierte Nachbildung von Vorbildern in der Gandhära-Kunst zu sein.

Sehr merkwürdig ist die Darstellung der Nase, die in der Mitte des Nasenrückens eingesunken ist; wir halten diese Darstellungsweise, die sich auch bei dem Kopf auf Tafel 3 findet, für eine Eigentümlichkeit des Stils.

Die Ohrläppchen sind durch das Tragen der großen und schweren indischen Ohrpflöcke stark ausgeweitet und hängen, da Mönche allen Schmuck ablegen müssen, leer herab.

Von der Bekleidung ist wenig erhalten; sie bestand, wie auf der Replik, aus dem Flickenrock der buddhistischen Mönche; auf dem Bilde war cr von bläulich-hellgrüner Farbe mit weißen, schwarzen und grünlichen Flicken.

TAFEL 3

Bruchstück einer Wandmalerei; Kopf eines Malla-Fürsten (?).

Kat. No. IB 8373b. * Größe: 57 x 62 cm. * Fundort: Qyzil. * Alter: vor Zoo n. Chr. (?)

In derselben Höhle, in der das auf Taf. 2 wiedergegebene Bild des Mahäkä§yapa entdeckt wurde, und auf derselben Wand, aber ganz am Ende der rechten Seite fand sich in gleicher Höhe (ca. 1,5o m über dem niederen Sockel) der hier abgebildete Kopf einer Begleitfigur.

Wen dieses Bildnis darstellen soll, können wir nicht mit Sicherheit angeben; wahrscheinlich gehörte der Kopf aber zu der zerstörten Figur eines der Mallafürsten von Ku§inagara.

Nach der Legende nämlich machten sich am siebenten Tage nach dem Tode des Buddha drei der angesehensten Malla an die Aufgabe, den Scheiterhaufen, der die Leiche des Buddha trug, zu entzünden. Aber es gelang ihnen nicht. Die Ursache des Mißlingens lag darin, daß der Scheiterhaufen kein Feuer fangen konnte, bevor Mahäkä§yapa nicht die Füße des Herrn mit seinem Haupte begrüßt hatte'.

Der Kopf ist in derselben Malweise ausgeführt, die wir auf Tafel 2 beschrieben haben und zeigt, in noch verstärktem Maße, die eingedrückte Nase, die den Kopf Kä§yapas auszeichnet.

Die Hautfarbe ist bräunlichgrau, da ein Fürst, ein Glied der Kriegerkaste, also kein hellfarbiger Brahmane wie Kä§yapa, dargestellt ist. Augen und Haar sind dunkel, letzteres aber, welches die Stirn mit kleinen Ringellocken umgrenzt, ist merkwürdiger Weise um Stirn und Ohren weißlich gefärbt, fast als ob es dort gepudert sei 2. Die auf den Rücken herabwallenden Locken sind schwarz, mit leichter Gliederung durch graue Linien.

Die Ohren, deren innere Muschelflächen ebenfalls weiß sind, tragen in den durchbohrten Läppchen schwere silberne (weiße) mit blauen Juwelenbesetzte Gehänge; ein breites Schmuckband (Silber und blau-weißer Schmelz?) umgibt den Hals und ruht

I Vergl. hierzu H. Kern, Der Buddhismus und seine Geschichte in Indien, Leipzig, O. Schulze, 1882, Bd. I, S. 293-5.

2 Vergl. hierzu vielleicht den merkwürdigen weißen Streifen vor dem Haaransatz bei zwei Figuren der manichäischen Miniatur Taf. 8b, Fig. d des zweiten Bandes dieser Veröffentlichung.

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