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0062 Alt-Kutscha : vol.1
古代クチャ : vol.1
Alt-Kutscha : vol.1 / 62 ページ(白黒高解像度画像)

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doi: 10.20676/00000192
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Zwischen der oben besprochenen VajrapâniFigur und den Gandhâraskulpturen liegt eine lange Entwicklung: das Bild aus der Kaminhöhle gehört dem zweiten Stil in Qyzyl an, der bis ins achte Jahrhundert fortlebte und fast maschinenmäßig, womöglich mit denselben Patronen überall arbeitete. Vor allem liegt dazwischen die Entwicklung der vier Lokapâlas zu den noch geltenden festen Typen. Sie sind Wiederholungen des geharnischten Kaisertypus, die erst allmählich durch feste Attribute und ein zugewiesenes Parivâra unterscheidbar gemacht wurden. Sonst fällt ihr Typus mit dem des geharnischten Vajrapâni zusammen.

Die Geschichte dieses Panzers ist freilich eine Sache für sich. Wir sahen seine Formen wechseln, aus der Aigis der Athene wird der Panzer, den die Indoskythen tragen, ferner geht er in der Oase Turfan in die Formen über, die uns in Tibet, China und Japan wieder mit Varianten geläufig sind.

Es finden sich aber noch Spuren einer anderen Helmform. In den Wandgemälden von Murtuq (Fig. 40) kommen VajrapâniFiguren vor, über deren Gesicht ein zweites kleineres auf der Stirn zu sehen ist. Eine Erklärung ergäbe sich aus der Annahme, daß Athene-Figuren oder Köpfe mit korinthischem Helm hier Vorlage waren. Das Gesicht des über der Stirn liegenden Visiers wurde als Gesicht über der Stirn mißverstanden.

Eine weitere Spur dieser Reihe führt uns auf ein ganz anderes Sujet. Wir sehen dabei aber auch, in welch vorurteilsloser Weise mit den überkommenen Formen gewirtschaftet wurde. Ein Bild, welches aus der Rückwand der sogenannten Treppenhöhle in Qyzyl stammt und ziemlich derselben Zeit angehört, wie die oben erwähnte Kaminhöhle, stellt den Angriff des Dämonenheeres des Mâra auf den meditierenden Buddha dar, Fig. I1,22. Es ist bekannt, daß zur Darstellung dieser Dämonen eine Menge von mischgestaltigen Wesen verwendet wurden, von denen viele Karikaturen der Hindű-Götter sind. Es wurde eben alles hergeholt,. um die Szene so grotesk wie möglich zu machen. So begegnen wir auch in diesem Bilde allen möglichen Mischformen und Entlehnungen, darunter an drei Stellen mehrköpfigen Dämonen mit den oben skizzierten Doppelgesichtern und einem runden

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Ball rotgefärbter Haare dahinter. Der Gedanke liegt nahe, daß auch hier der korinthische Helm mit dem Visier über dem Gesicht Vorlage war. Der Haarwulst auf dem Kopfe ist die Raumfüllung des oberen Teiles des Helms. Naheliegend genug; denn diese Bilder wurden nach roher Einritzung der Disposition mit punktierten Patronen auf-schabloniert und dann umrissen. Oft kommt es nun vor, daß der, welcher die Farben eintrug, die untenliegende Zeichnung nur rein räumlich ausnutzte, d. h., das von ihren Konturen begrenzte Feld mißbräuchlich zu etwas anderem benutzt hat, als die Patrone anzeigte. So finden sich Gewandzipfel als Berge umgemalt, Stege von Musikinstrumenten als Flüsse des landschaftlichen Hintergrunds mißverstanden usw.; vgl. unten zu Tafel XLIVXLV. Ich habe diese Abschweifung von dem gegebenen Thema hier eingeschaltet, um das Schwankende und Unsichere der Arbeitsart, das uns überall wieder entgegentritt, aufs neue zu betonen. Wir sehen also auch hier wieder, wie die Hauptmasse dieser Temperagemälde und mit ihr die buddhistische Kunst aller Völker überhaupt mutatis mutandis je nach den wirkenden Einflüssen verändert und doch sachlich und formal zusammenhängend, sehr ungeniert aus allen Quellen schöpft. Sie verwendet, nicht ohne Mißbildungen aufkommen zu lassen, alle möglichen Stilformen des verschiedensten Ursprungs spielerisch und umdeutend, um des äußeren Prunkes willen. Sie steht auch hier, wie in so vielen anderen Seiten, völlig auf derselben Stufe wie die Frühgotik. In der Tat liegt es ganz in der Hand des Malers, ob er ein uraltes ägyptisches oder vorderasiatisches, ob er ein griechisches oder griechisch-römisches Motiv nutzbar machen will, bloß um einmal eine Reihe zu variieren. Die Art, wie später dann gewisse Dinge ganz ausfallen und so ein Synkretismus zusammenwächst, dessen Elemente kaum mehr zu lösen sind, ist höchst amüsant, läßt aber nirgends Originellität, vielmehr ein kanonisches Verknöchern, das jedem Orientalen so nahe liegt, erkennen. Unter den vielen sporadischen Beeinflussungen sind die für uns faßbarsten die Münzen ; der Einfluß von Stempeln und Münzen ist auch sonst ausgiebig bemerkbar. Ich bin vollkommen überzeugt,