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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0064 Alt-Kutscha : vol.1
古代クチャ : vol.1
Alt-Kutscha : vol.1 / 64 ページ(白黒高解像度画像)

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doi: 10.20676/00000192
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und der oder die Übersetzer im Index angegeben sind, werden Tantratexte dieses Kreises stets ohne Verfassernamen, nur mit dem Namen des Vajrapâni selbst, bezeichnet. Schon dadurch sind diese Bücher als besondere, wenn man so will, Offenbarungen festgelegt.

Die merkwürdigste Rolle aber spielt Vajrapâni im Legendenkreise von Udyâna, dem klassischen Lande der Zauberer und Hexen. Alle die Erzählungen von den Indrabhûti genannten Königen, den Heiligen Padmâkara, Saroruhavajra und anderen mehr, die zum Teil in den Kompilationen Târanâthas mehr oder weniger ausführlich erzählt und zitiert werden, spielen in demselben Lande, in dem die Gandhâraskulpturen ihr Hauptverbreitungsgebiet haben. Was nun aber in den Originalquellen, den Tantra-Kommentaren, die Târanâtha auszog, verstreut ist, zeigt uns eine schauerliche Welt, widerwärtige Vorstellungen, deren Ursprungsgebiet nur der vordere Orient sein kann. Die Grundidee, die diesem mit humanen Phrasen aufgestutzten Schandsystem vorliegt, ist ganz kurz etwa folgende: Es gibt eine männliche Urkraft, die bald als Lehrer, bald als gewaltsamer Bekehrer für in Irrlehren versunkene Menschen auftritt. Diese männliche Urkraft erscheint als Blitz unter Donnerschlägen und weiht auf diese Weise das besonders verworfene weibliche Geschlecht ein; das so betroffene Weib ist dem Samsâra entrückt, verkehrt mit den Göttern und vermittelt in Ekstase verlorene heilige Bücher. Geht sie unter den erotischen Mißhandlungen zugrunde, so wird sie noch mächtiger, schwebt unter dem Himmel hin, nähert sich den Vertretern und Verehrern des Systems, teilt ihnen, sobald sie die Annäherung erkannt haben, überirdische oder uralte heilige Texte mit, die sie da und dort finden, aus der Erde oder aus Höhlen ausgraben, ja, sie kann sich in menschlicher oder tierischer Form manifestieren (Katze, Hund, Vogel usw.), verlangt aber bedingungslosen Gehorsam seitens ihres unmittelbaren Verehrers, der sie gewonnen hat, auch in den widerlichsten und sinnlosesten Dingen. Jeder solcher Adept ist nun ein Vajradhara (Donner-keilträger) und verbindet sich durch seine transzendente Begleiterin mit dem UniversalVajradhara: Vajrapâni. Ebenso auch sind alle diese Feen oder Hexen (Dâkinî), die Re-

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duplikationen einerUrdâkinî, derloq(a, um diesen Namen zu mißbrauchen, des Vajrapâni selbst. Die Eingliederung dieser ganz unindischen Anschauung in die Buddha-Legende und -Lehre ging ganz zwanglos von statten: Buddha selbst wurde zu einer Manifestation des Urvajradhara, und das Leben, das er als Prinz im Harem führte, entwickelte die zur würdigen Vorbereitung nötigen Eigenschaften. So erscheinen etwa in einfacher kurzer Fassung die bezüglichen Anschauungen in den Tantras. Sehen wir uns um, wie die Monumente von Gandhâra und unsere Bilder sich dazu stellen.

35. Bevor ich aber auf das archäologische Material näher eingehe, muß ich noch auf einige weitentlegene Parallelen geradezu erstaunlicher Art hinweisen. Parallelen zwischen unserer buddhistischen Kunst und der gallischen hat zuerst Alfred Foucher treffend skizziert und neuerdings wieder hervorgehoben. Ich habe dem von ihm ausgeführten nichts weiter zuzufügen. Nur möchte man an eine rein äußerliche parallele Methodik der ausführenden Künstler denken, ein rein technisches Verfahren, das mit dem jeweilig in Frage kommenden Religionssystem kaum etwas zu tun hat. Aber ein paar allgemeine Bemerkungen muß ich doch hier schon aussprechen: man spricht immer von Entlehnungen auf religiösem Gebiet von einer Religion zur andern; aber wie das zugeht, scheinen sich wenigstens die, welche sich mit indischen Religionen beschäftigen, nicht immer ganz klar gemacht zu haben. Daß die Mönche und Priester eines Systems gerade geneigt sein sollen, so fremdes, das ihnen doch widerhaarig sein muß, glattweg zu übernehmen, wird doch wohl niemand behaupten wollen ; im Gegenteil, die Erfahrung lehrt, daß sie sich aufs schärfste bekämpfen und das Fremde ausrotten, wo sie können. Wir können da höchstens Umdeutung besonders wertvoller oder schöner Kunstobjekte gelten lassen, ja, in vielen Fällen finden auch diese kaum Erbarmen. Dagegen ist es wohlbekannt, daß Künstler aller Art immer auch auf diesem Gebiet etwas Apartes an sich haben und überallhin mitbringen ; ja, im Mittelalter waren die Bauhütten geradezu Ausgangspunkt religiöser Geheimbünde. So dürfte auch bei den Malern und anderen Technikern, die dort in Stil und Farbe Westliches vermittelten, manches mitgekommen sein, was von der