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0074 Alt-Kutscha : vol.1
古代クチャ : vol.1
Alt-Kutscha : vol.1 / 74 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000192
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162

I,44

44. Es ist in diesem Zusammenhange noch zu erwähnen, was oben schon berührt wurde, daß ein anderes ganz unindisches Pandämonium besonders in den jüngsten Schichten in Qyzyl nur einzeln, mehr aber doch in einigen Höhlen von Qumtura auftritt, seine breiteste und weitgreifendste Entwickelung aber in der Oase Turfan und im Tempel Bäzäklik bei Murtuq zeigt. Es geht dies soweit, daß die indischen Göttertypen aus allen Bilderreihenverschwinden und nur Vajrapâni und seine Dâkinîs, die nun selbst in veränderter Gestalt auftreten, und die zahlreichen Ortsgottheiten (Ksitipatis, Nâgakönige) und mit ihnen die vollentwickelten gepanzerten Typen der sogenannten Welthüter, über welche II,4 ausführlicher gehandelt wird, noch beibehalten werden. Hier ist die große Scheidelinie im Pandämonium des nördlichen, so korrupten Buddhismus: die alten Typen teilen die Tochâren mit den Tibetern, dies neue Pandämonium aber wird die Unterlage der zahlreichen Dämonenformen Chinas und seiner Dependenzen. Eine Ausgleichung dieser in Auffassung, Bekleidung und in den Attributen so verschiedenen Reihen ist noch nicht versucht worden, sie ist auch fast unmöglich. Der Donnergott Indra, um ein Beispiel zu nennen, der in den Wandgemälden von Qyzyl ganz nach indischer Art behandelt wird, der, wie wir unten (I1,7) sehen werden, als dreiäugiger König in den alten, auf Gandhârastil fußenden Gemälden, besonders als Parivâra-Gottheit, dargestellt wird, verschwindet in der Oase Turfan völlig. An seiner Stelle, aber nur als Lokalgott im Hintergrunde oder am Himmel, erscheint ein Poltergeist mit straubigem Haar, der eine Ringtrommel nach Art des hinterindischen, in Siam pa-tshaing genannten Musikinstruments schlägt, während statt des Donnerkeils eine Blitzschlange ihn begleitet. Wo unter den Adoranten einer Buddhapredigt Indra zu erwarten wäre, verschwindet er in einer Masse anderer gleicher Gottheiten oder Bodhisattvas, denn die Dreiäugigkeit, die ich vergebens suchte, ist aufgegeben. Vajrapâni aber bleibt nun stets gepanzert und die reiche Variierung seines Aussehens, bald jugendlich, bald bärtig, bald fast nackt, bald gepanzert, bald weißhäutig, bald dunkelfarbig, hört völlig auf. Noch spätere Formen (es beginnt dies schon

1,44—I,45

in Kiris) multiplizieren ihn. So fand er sich viermal, fast nackt, den japanischen Ni-6's ähnlich, in einem jungen Tempelchen chinesischen Stils bei Murtuq auf dem Sockel einer zerschlagenen Padmapân i-Figur. Ein detailliertes Eingehen auf alle diese Neubildungen würde über den Rahmen dieses Buches hinausgehen. Bei einer Behandlung des Tempels Bäzäklik aber wäre diese Arbeit die erste Pflicht.

45. Es ist unabweislich, hier über die beliebteste Tempelanlage in der Oase Turfan wenigstens die Hauptelemente zu skizzieren, da die ganz neue Reihe von mythologischen Vorstellungen, die hier (und besonders im Tempel Bäzäklik zehnmal) vorkommt, bereits in dem Obengesagten gestreift wurde, im beschreibenden Teil bei Gelegenheit der Analyse der Wandbilder der Schluchthöhle wieder auftreten wird und zwar, was besonders beachtet werden muß, in direktem Gegensatz zu dem älteren System. Der Umstand, daß diese Höhle umgebaut ist, früher zweifellos einem fremden Kult gedient hat, erklärt genügend diese bewußte Gegenüberstellung. Die häufigste Tempeldekoration in Bäzäklik also, die mir wiederholte Kopie eines sehr zerstörten, prächtigen Tempelsystems in Idyqutsähri zu sein scheint, ist nun, wo sie in plena scriptione auftritt, — in St. Petersburg ist sogar ein wohlerhaltenes, großes, auf Leinwand gemaltes Hängebild, das aus Ruine ß meines Plans (Bericht S. 74 ff.) stammt, vorhanden, während wir nur Fragmente von vielen Repliken besitzen —, die folgende, wenn die einzelnen Reihen auf die Wände usw. verteilt sind:

1. Zella-Rückwand: Avalokite§vara, vielarmig,

auf dem Berge Meru sitzend oder stehend, unter ihm ein Brâhmana und die Göttin der Erde (Prthivî oder Sthavarâ) einen Teller mit Juwelen haltend. Der Berg Meru, der, wenn die Figur plastisch wár, als terrassenförmiger Sockel dargestellt war, ist vom Meere umgeben. In einem Falle (Idyqutsähri a) ist der Fußboden der Zella selbst in echtem Fresko (nicht Tempera) als Wasserfläche prachtvoll bemalt gewesen. Über dem Bodhisattva selbst laufen Reihen meditierender Buddhas hin. Als zum Berg Meru gehörig sind in den vier Ecken der Zella mit voller Rüstung die vier großen Geisterkönige (Lokapâlas), als Hüter der