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0023 Chotscho : vol.1
ホッチョ(高昌) : vol.1
Chotscho : vol.1 / 23 ページ(白黒高解像度画像)

キャプション

[Figure] 小寺院の平面略図、第10号窟南テラス。Schematischer Plan des Tempelchen, Südterrasse Tempel Nr. 10.

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doi: 10.20676/00000194
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kleine Kapelle (cf. Tafel 72, f) mit nach Osten geöffneter Tür: wenn man auf dem Sockel des Kultbildes in der Cella des Haupttempels steht und mit der Camera durch die Mitte der Türöffnungen visiert, findet man, daß die Mitte der Westwand dieser Kapelle genau gegenüber dem Teile der Cellawand unseres Tempels gelegen ist, wo früher das Kultbild gestanden hat.

Die zahlreichen Stüpen, die in dem Tale und auf den Höhenrücken liegen, wurden untersucht, ohne daß wichtige Funde gemacht werden konnten; in allen wurden Fetzen von BrähmiManuskripten, seltener von uigurischen oder chinesischen Handschriften, gefunden. Ein leidlich erhaltenes manichäisches Manuskript, sowie Tonpasten mit tibetischer Aufschrift, vertrocknete Blüten einer Malvenart, sowie groteske Zeichnungen (z. B. eint Geburtsszene) mit uigurischen und Brihmi-Kritzeleien wurden in dem am meisten stromauf gelegenen StOpa auf dem rechten Ufer, dicht bei der langen, schmalen Gebäuderuine nördlich von Tempel Nr. 9 gefunden (vergl. Tafel 72, h, wo dies Gebäude und die Stüpas undeutlich auf der rechten Seite der Photographie erscheinen). Alle diese kleinen Bauten haben zur Beisetzung von Aschenresten Verstorbener gedient; sie sind, teils in Krügen, teils in Kürbisschalen verwahrt, in den kleinen, rechteckigen Hohlraum des Stûpa eingesetzt und dort vermauert worden.

Häufig waren die Blumenbeigaben ersetzt durch kleine, aus buntem oder aus vergoldetem Papier zurechtgeschnittene Blumen von Handtellergroße. Krüge mit incinerierten Leichenresten wurden übrigens auch hier und da in den Wandungen der Tempel oder Klosterräume entdeckt; so z. B. im Tempel Nr. 10, in der Sängimer Schlucht und in den Mauern über der ,Leichenhalle', Ruine ,K", Chotscho.

Während wir mit diesen Arbeiten beschäftigt waren, hatten zwei alte Weiber und ein Mann einen ganz unscheinbaren etwa 11/2 m hohen Kieshügel auf dem rechten Uferdes Baches, gegenüber der Nakgatra-Höhle (Tempel Nr. 8, GRONWEDEL) unweit der Brücke, angehauen: sie fanden darunter einen Mauerrest geringer Höhe, der einen rechteckigen etwa 21;2 m bei 2 m großen Raum bildete. Das Innere des Rechteckes war mit weißem Stuck belegt und schön geglättet; Spuren einer Tar waren nicht sichtbar. In diesem Raum wurde eine Menge von Brihm i-und anderen Manuskripten gefunden, aber auch fünf sehr große Köpfe, von denen drei auf Tafel 55 wiedergegeben werden. Diese Köpfe müssen großen Statuen angehört haben, Ober deren Standort wir uns keine Schlüsse erlauben können: der Raum, dessen Mauerreste beschrieben worden sind, ist wahrscheinlich die Kammer eines sehr großen, aber, den Schuttmassen nach zu schließen, niederen Stûpa gewesen. Die Dicke der Mauern konnte nicht festgestellt werden, da die Ziegel nach außen hin unter dem Einfluß der Feuchtigkeit zu gewöhnlichem Löß zerflossen waren.

War der Erwerb dieser Manuskripte, unter denen sich Buchblätter in tocharischer Sprache befanden, eine ansehnliche Bereicherung unserer Sammlung von Brähmi-Manuskripten, so sollten die nächsten Ruinen unseren Bestand an diesen Handschriften, besonders aber an uigurischen Texten, noch weiter vermehren.

Die sehr große Ruine Nr.9 bot ein Bild der entsetzlichsten Zerstörung (cf. Tafel 72, 73). Das ganze Rechteck, aus dem die Anlage besteht, ist von starken Mauern umschlossen, die auf der Südseite durch drei noch erhaltene Türme verstärkt sind, während die Nordseite nur durch zwei kleinere und großenteils zerstörte Ecktürme flankiert wird. Der Südwestturm ist von besonderer Mächtigkeit; der Südostturm dagegen nur ein massiver Block aus Luftziegeln, auf dem ein kleiner Tempel mit nach Westen geöffneter Tür errichtet ist. Diese Eigentümlichkeit der Anlage !ilt es zweifelhaft erscheinen, ob diese Türme zur Verteidigung gedient haben — nach außen gerichtete Schießscharten und dgl. wurden für diesen Zweck angemessener sein. Sehr groß ist der Haupttempel, der, dem massiven Eingangstor gegenüber, in der hinteren Hälfte des durch die Mauern eingefaßten Raumes liegt und durch einen, die andere Hälfte dieses Raumes einnehmenden Hof von dem Tore getrennt ist.

Die Betrachtung dieses Hofes war sehr niederschlagend, denn der Lößboden zeigte durch die zahlreichen und sehr tiefen Risse und Sprünge, die ihn nach allen Richtungen durchzogen, daß infolge der Zerstörung eines Teils der Ostwand die Wasser der Schneeschmelze alljährlich sich hier gesammelt und den Boden metertief durchnäßt hatten.

Der Tempel ist nach einem Plan errichtet, der mit dem des Tempels Nr. 7 viel Ahnlichkeit aufweist; täuschen wir uns nicht, so umgibt auch hier ein Wandelgang eine Cella, die aus Vorhalle, Pfeiler und Gängen besteht. Eine genaue Aufnahme des komplizierten Gebäudes wurde nicht gemacht, sondern, wie überall, als archäologische Arbeit bis zu Prof. GRONWEDELS Ankunft, die als bevorstehend angekündigt wurde, verschoben.

Die Gänge um das Heiligtum waren sehr durchnäßt; es unterliegt keinem Zweifel, daß sie figürliche Darstellungen besessen haben, die in starkem Relief an den bemalten Wänden angebracht waren. Obwohl von der Bemalung keine Spur mehr vorhanden war, bewiesen doch die zahlreichen, aber durch Salz und Nässe ganz unkenntlich gemachten Figurenreste, daß früher derartige Dekorationen die Gänge geziert hatten.

Nach Feststellung des fur unsere Aufgabe ungünstigen Befundes wurden die übrigen Räumlichkeiten untersucht; sie bildeten ein Gewirr von Hallen und Zimmern auf der Südseite: hier war überall Wasser in großen Mengen eingedrungen. Günstiger lagen die Dinge auf der Nordseite des Hofes, wo die Wohnzellen der Mönche in langen Reihen, zum Teil noch mit altem Schutt gefüllt, zu einer Grabung herausforderten. In den letzten drei Zellen in der äußersten Nordostecke gelang denn such ein Fund meist uigurischer Manuskripte, nämlich großer.pothi"Blätter des ,Maitreya-Samiti- genannten Sütras. Dic Zellen, die 8 X 12 engl. Fuß maßen, waren z. T. überwölbt; in vielen von ihnen befanden sich Kamine, die der bei GRONWEDEL 5.172, Abb. 184, wiedergegebenen Feuerstelle ähnlich sind, nur war die rotbemalte Reliefverzierung oberhalb der Öffnung relativ bedeutend kleiner, diese selbst bedeutend größer.

Eine geringere Ausbeute an Manuskripten lieferte eine kleine Grabung auf der südlichen Terrasse des Tempels Nr. 10, der u. E. nur ein Teil einer nicht mehr vorhandenen, riesenhaften Anlage ist, die an den abgeglätteten Berghängen oberhalb der ,Biegung" des Qara-Chadschaflüßchens gestanden hat. (Ebenso werden noch mehrere andere, ähnliche, sehr große Bauten weiter stromaufgclegene Felswände eingenommen haben, überall da, wo die künstliche Abglättung der Felsen und Reste von Mauern die Tätigkeit der Menschenhand verraten.)

Die erwähnte Südterrasse des Tempels Nr. 10 trägt auf ihrem südlichen Ende einen sehr

kleinen Tempelraum, der noch mit altem Schutt gefüllt war. Bei seiner Ausräumung ergab sich eine sonderbare Anlage:

an der Mitte der linken Wand führten nämlich einige schmale Stufen in eine enge, die ganze Hinterseite des Tempelchens einnehmende Vertiefung, deren Zweck wir nicht zu erklären vermögen. Diese Vertiefung, wie auch der Treppenraum, war angefüllt mit Manuskripten aller Art (eine ähnliche Einrichtung fand sich u. W. nur noch in der kleinen, dem Tempel Hr. 7 gegenüberliegenden Kapelle). Eine größere Anzahl, leider durch Feuer beschädigter pothi-Blätter in Brähmi-Schrift, aber in türkischer Sprache, wurde u. a. hier gefunden.

Unmittelbar vor dem Tempelehen fanden wir auf der Terrasse

die Reste eines Sockels. Sein oberer Rand hatte, den im Schutt gemachten Funden nach, eine Sanskrit-Inschrift in Brihmi-Schrift getragen. An den Seiten scheinen sich allerhand bildliche Darstellungen befunden zu haben, von denen u. a. folgende Szene erhalten ist. Ein rotgekleideter Mönch steht am Ufer eines kleinen blaugemalten Gewässers, aus dem die Häupter ertrinkender (P) Menschen angstvoll zu ihm aufblicken. Das Verputzstück mit diesem Bilde muß, seiner Beschaffenheit nach, die linke Außenkante einer der Seiten des Sockels bekleidet haben.

Von diesem Tempel stromaufwärts zeigen die senkrecht abgeglätteten Berghänge noch hier und da die Stätten früherer Anlagen und mitten auf dem Wege liegt im oberen Teil der Schlucht noch ein großes massives ,tura°, von einigen Mauern umgeben. Der Strom hat hier die LSßklippen auf seinem rechten Ufer zerstört und der Canon Ist daher hier erheblich breiter als weiter stromaufwärts; auf den beiden Ufern steht im Flußtal eine Anzahl Obst-und Weidenbäume. Unterhalb des ,tura` liegt auf dem linken Ufer dicht am Wege eine kleine Ruine fast quadratischer Form, die stark zerstört war, aber trotzdem noch einige Wandgemälde auf den Innenmauern trug (Tafel 73, g). Nach Entfernung der leidlich trockenen oberen Schuttlagen stießen wir leider auf steinhart getrockneten Laß, der in einer Lage von wenigstens 1,25 m den unteren Teil des Tempels fällte. Die Wandgemälde hatten sich genau bis an den oberen Rand dieser durch oft wiederholte Durchnässung verhärteten LSßmasse erhalten, waren aber in der unteren Fläche so vermodert, daß nichts mehr darauf erkannt werden konnte. Die Dimensionen des Raumes mögen ungefähr 250 m X 280 m gewesen sein. Die Rückwand (Ostwand) war zum Teil zerstört. In der SO-Ecke war ein Streifen des Verputzes noch erhalten; darauf erschien, durch Beschädigungen aller Art fast unkenntlich gemacht, der Kopf und die Schultern eines etwa lebensgroß gemalten gelbgekleideten Manches, an dessen rechter Schulter ein Teil der Namentafel mit schwachen Resten von zwei oder drei chinesischen Buchstaben noch undeutlich zu erkennen war. Die Südwand trug die auf Tafel 15 wiedergegebenen Gemälde; die Nordwand dagegen zeigte in ihrer Mitte die Darstellung eines riesigen grünfarbigen Dämonen.

Das Ungeheuer besitzt einen großen, ungestalteten grünen Kopf mit drei Augen, einem weit aufgerissenen, mit großen Hauern versehenen Maul und starkem durch ein Wassermuster dargestellten Haar. An der Seite des Halses tritt auf jeder Seite ein abschreckend häßlicher Kopf hervor; je drei armbandgeschmückte, mit hervortretenden Muskeln versehene Arme sind nach rechts und nach links ausgestreckt.

Auf dem gelblich-roten Hintergrund zur Rechten des Bildes sieht man noch einen Teil einer flottgezeichneten Vogelgestalt Die Darstellung ist zu fragmentar, um die Absicht des Malers erkennen zu lassen: durch die dritte Expedition sind aber in dieser Gegend besser erhaltene Wiedergaben desselben Bildes noch gefunden worden, auf denen das Ungeheuer als auf einem Berggipfel liegend dargestellt ist: ein starker Wasserstrom stürzt kaskadenartig aus dem offenen Schlund in ein tiefes Tal herab und kennzeichnet den Dämon als Wassergottheit.

Von der nächsten Umgebung dieses Tempelchen genießt man einen nicht unschönen Blick auf den Abschluß des südlichen Teiles der Sängimer Schlucht (Tafel 73, h). Sie macht hier eine starke Biegung nach Westen, um sich dann wieder nach Norden zu wenden. Der (von uns nie besuchte) Flecken Sängim, von dem die Schlucht ihren Namen erhalten hat, liegt am nOrdlichen Ausgang des nördlichen Teiles der Schlucht, in dem keine Ruinen alter Siedelungen mehr vorkommen sollen und, soweit wir diesen Teil kennen, auch nicht vorkommen.

DAS KLOSTER BÄZAKLIK BEI MURTUQ.

In die Biegung des Stromes, den unsere Leute ,Söriq-sû° (gelbes Wasser') nannten, mündet hinter den vorspringenden Klippen des rechten Ufers (cf. Tafel Nr. 73, h) der MurtuqBach; der auf dem Bilde links von dem starken Weidengebüsch erscheinende letzte Vorsprung dieser Klippen ist mit einem ,tura` gekrönt.

Ober den Scriq-sû oder Qara-Chôdscha-Bach führt eine, auf dem Bilde durch die vorspringenden Klippen des rechten Ufers verdeckte rohe Brücke; um nach Murtuq zu gelangen, überschreitet man diese Brücke, folgt dem Murtuq-Bach, bis man die nach Norden gehende hohe Hügelkette erreicht hat (ihre wandartigen Gipfel werden auf der Photographie links oben neben den Höhen des rechten Ufers sichtbar!) und erreicht so das enge Tälchen des MurtuqBaches. (Der Weg nach Tschyqqan KSI dagegen führt den Wanderer stromaufwärts am QaraChödscha-Bach entlang bis zur Einmündung eines anderen von Nordwesten kommenden Baches, dem man folgt, um diese Ansiedelung zu erreichen. Man kann indessen auch die lange steile Bergkette (cf. Tafel 73, h) südlich von dem kegelförmigen Berg überschreiten und dann auf unbequemen Pfaden das Tälchen erreichen; unser erster Besuch der Siedelung vollzog sich auf diesem Wege).

t Kiementz (Nachrichten über die von der Kaiser,. Akademie der Wissenschaften ausgerüstete Expedition each Turfan, St. Petersburg 1599) bezeichnet ihn als .Upreng•Ft J; diese Bezeichnung war unseren Leuten ebenso unbekannt, wie der Name Bodschanta far den unweit Assa•Schahri gelegenen Salzsumpr. Beide Namen maeben übrigens such nicht den Eindruck türkischen Sprachgutes. Der Name .Uprene (Oprang, Uprang) kommt in Sirigol vor als Bezeichnung eines Nebenaussesdes Ydrkaedflusscs (vergl. CURZON'S Karte in COBaOLD, Innermost Asia, London (He,sro NN) 1900); er dürre iranischen Ursprungs sein.

Schematischer Plan des Tempel. cbens, Sudternsse Tempel Nr.10

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