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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0078 Die Teufel des Avesta und Ihre Beziehungen zur Ikonographie des Buddhismus Zentral-Asiens : vol.1
アヴェスタ神と中央アジア仏教図像学との関係 : vol.1
Die Teufel des Avesta und Ihre Beziehungen zur Ikonographie des Buddhismus Zentral-Asiens : vol.1 / 78 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000193
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Kaukasus bekümmert? Hier aber steht er vor uns und damit die wahre Urgeschichte der Menschheit. Es ist eigentlich ungewöhnlich, persönlichen Stimmungen Raum zu geben in einem gelehrten Buche. Wo aber der Augenschein so stark mitspricht, daß er geradezu zur Lösung die Unterlage gibt, dürfen, ja müssen Reiseerinnerungen aufleben. Wie oft bin ich in den Wüsten Chinesisch-Turkistans, in den Einöden des Siebenstromlandes morgens aus dem oft überaus ärmlichen Nachtlager hervorgekrochen, um mich umzusehen, stets ertappte ich mich darüber lachend, daß ich nicht, wie in Europa an einem Morgen nach dem aufsteigenden oder zu erwartenden Tagesgestirn mich umsah, sondern nach demWesten! Mein Gefühl folgte der ungeheuren Rennbahn, die der Ural kaum unterbricht, höchstens markiert und die weiterläuft bis in die Mitte Europas. Ich kehrte damals endlich um auf einem anderen Wege. Wie soll ich den Eindruck beschreiben, die die uralte, gewaltige Barre des Kaukasus auf mich machte, schon von weitem die zum Himmel schlagenden Flammen, die schwarzbraunen Wolken der Kerosinminen, die gewaltige Hochstraße mit den an die Felsen angeklebten ärmlichen Saklen, die blumenreichen, herrlichen Wälder, brausenden, tief eingeschnittenen Bergströme, die erhabenen aus hundert Sagen und Heldengeschichten bekannten Gipfel und die Buntheit der so unendlich unter sich verschiedenen Völker und Völkchen. Gewaltige Überschwemmungen der Hochstraße erschwerten die Reise, ein zufälliger, gewaltiger, auftobender, donnernder Brand einer Mine steigerte den Eindruck, grusinische Milizen mit ihren schönen, fast weiblichen Gesichtern, fast kokett aufgeputzt, bewachten unser Gepäck, Kosaken schlugen Notbrücken, Tartaren wurden als Diebe abgefaßt, in der nächsten Kreisstadt sahen wir Revolten zwischen Armeniern und Mohammedanern, die sich, während Russen ruhig ihrem Beruf nachgingen oder vor den Häusern Thee tranken, daneben ungeniert Revolverprisen unter die Nasen brannten, bis Kosaken ausräumten. Hier ist die Grenze von Europa und Asien, hier sitzt Asien in unglaublich dichter und mannigfaltiger und sicher Uraltes bergender Form vor den dünnen Ausläufern Europas. Welche Klänge trafen mein Ohr!

Hier hörte ich die mir unaussprechlichen Laute der Grusiner, hörte von ihrer Riesenliteratur, von ihren Kirchen, ihren alten Manuskripten mit merkwürdigem Buchschmuck. Wer von all dem Volk da, was um uns herumlief, vielleicht die Osseten ausgenommen, gehörte denn zur sogenannten „kaukasischen Rasse", zu der ich selbst gehören soll? Ich danke dafür, das ist glattweg unmöglich. Das lüsterne große Hundeauge der Grusiner, ihre weiblichen fast lasziven Formen, ihre Neigung zur Fettsucht, die brutalen Züge der Kubaner, die ekelhaften, zudringlichen Armenier und und so manches Andere waren im grellsten Kontrast zu der wunderbaren Schönheit des Gebirges selbst. Dort oben steht das Riesenkreuz des tollkühnen Ermolow und bald sehen wir vor uns den berühmten Badeort mit seiner Aeolsharfe, die durch Lermontows widerliches, sogar Land und Leute völlig falsch beschreibendes Produkt vielleicht außer Schamyl das einzige sind, was der gebildete Europäer bis damals vom Kaukasus wußte, wenn er nicht ein Prähistoriker war. Diese gewissenhaften Herren sammelten Scherben und verrostete Schnallen, Ösen, Klingenreste, zweifelhafte Idole, aber sie vermieden schüchtern die Geschichte und die Sprachen des Landes. Vor dieser Barre stehen wir, vor jenen stolzen Gipfeln, vor dem gewaltigen Berge der Sage, an dem Prometheus mit ausgebreiteten Armen angeschmiedet hing, während der Geier an seiner Leber nagte und eine wahnwitzige Hexe, von Bremsen getrieben, urweltliche Zwiegespräche mit ihm führte. Welche Hand lenkte den russischen General dort das riesenhafte Kreuz aufzurichten? Nationalrusse, Altrusse, der oft genug uns Deutschen Grobheiten sagte, wußte er wohl ebensowenig von Prometheus, als seine Kosaken und Musketiere. Aber das Kreuz war ihm der Träger seiner nationalen und also auch religiösen Überzeugung. Hier unsere Inschrift (Fig. 19) bringt uns Kreuze, Marterkreuze. Wir werden die Töne hören, die die grotesken zusammengeschobenen Hieroglyphen bergen. Das grundlegende Element dieser in ihrer Art einzigen Schrift, die aber weitergelebt hat, allerdings unerkannt und unbeachtet, ist die aufrechtstehende Figur des Menschen, und zwar so, daß die Konturen des ganzen Körpers in einzelne Linien, Bogen,