National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0013 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 13 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000244
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

EINLEITUNG

Es ist unzweifelhaft, daß von allen Schöpfungen der bildenden Kunst die aus dem natürlichen Fels gehauenen Skulpturen am längsten dem Untergange zu trotzen vermögen; daß Felsreliefs weniger als Baudenkmäler und Werke der Plastik der Zerstörung durch die Elemente und durch Menschenhand ausgesetzt sind.

Wenn auch das Mausoleum des Kyros in der Ebene von Murghàb, und auf der Terrasse von Persepolis die ragenden Säulen der achaemenidischen Paläste noch aufrecht stehen, so sprechen doch eine beredtere Sprache von der Macht der Großkönige ihre skulpturengeschmückten Felsgräber; die Bauwerke der mittelpersischen Zeit sind nur mehr in Ruinen vorhanden, während teilweis wohlerhaltene Felsreliefs uns noch heut einen anschaulichen Begriff von der Bedeutung des sasanidischen Königtums vermitteln.

Auch der Forschungsreisende, der in Persien die Denkmäler einer anderen, jüngeren Zeit sucht und ihnen vor allem sein Interesse entgegenbringt, wird sich dem gewaltigen Eindruck jener früheren Werke nicht entziehen können. Die Aufnahmen, die ich von den achaemenidischen und sasanidischen Felsskulpturen und Denkmälern während meiner persischen Reisen in den Jahren 1897/98 und 1899/1900 anfertigte, ergänzten nicht unwesentlich die bisher veröffentlichten Abbildungen und brachten früher nicht beachtete Einzelheiten zur Anschauung, so daß eine Veröffentlichung dieses Materials vom wissenschaftlichen und auch vom rein künstlerischen Standpunkte aus erwünscht erschien.

Obgleich die Tafeln schon seit geraumer Zeit fertiggestellt sind, hat sich die Herausgabe des begleitenden Textes aus verschiedenen Gründen verzögert. In diesem sind die Denkmäler der Sasanidenzeit, denen ich wegen ihrer engen Beziehungen zu meinem Spezialgebiet, der islamischen Kunst, ein besonderes Interesse entgegenbringe, von mir untersucht worden. Für die altorientalischen Denkmäler ist Ernst Herzfeld als Mitarbeiter eingetreten, der die Monumente gleichfalls von Augenschein kennt und sich schon früher wissenschaftlich mit dem einschlägigen Gebiete beschäftigt hat. Meine von seinen Ausführungen abweichenden Ansichten sind in Anmerkungen beigefügt worden, und in derselben Weise hat mein Mitarbeiter seine Meinung zum Ausdruck gebracht.

Herzfeld sieht die historische Bedeutung der achaemenidischen Kunst darin, daß sie als letzte und jüngste des alten Orients alle künstlerischen Tendenzen des gewaltigen Reiches zusammenfassend die Errungenschaften des orientalischen Altertums in den Hellenismus hinüberrettet. Im einzelnen ergibt die Untersuchung der Ruinen von Pasargadae charakteristische Merkmale höheren Altertums gegenüber denen von Persepolis, so daß ihre Erbauung durch den großen Kyros zweifellos gemacht wird. Eine unmittelbare Vorstufe der Kunst von Persepolis enthüllt sich in dem Felsrelief von Bisutûn. Die drei Stufen: Pasargadae, Bisutün, Persepolis lehren, daß die altpersische Kunst keine künstliche, eklektische Schöpfung aus den vorangehenden Kunstübungen Babyloniens, Ägyptens oder gar Griechenlands ist. Vielmehr ergeben sich so enge Beziehungen gerade zu dem kleinasiatischen Westen und zu Assyrien im Gegensatz zu Babylonien, daß gefolgert werden muß, die wesentlichen Typen, Kompositionsweisen und

1