National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0018 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 18 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000244
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

6

Festungsmauern von Persepolis und die Mauern seiner Paläste in Lehm ausgeführt waren, so ist von vornherein ausgeschlossen, daß das Vorbild dieser Grabtürme etwa in Stein gebaut war. Eine fortifikatorische Bedeutung hatte also das vorbildliche Haus nicht. Es könnte indes das ganze Grabhaus als solches anderen Grabhäusern nachgebildet sein.

Dieulafoy` ), welcher auf das Problem dieser Grabtürme zum ersten Male näher einging, zieht die lykischen Grabhäuser, als von allen am nächsten verwandte, zum Vergleich heran. Die lykischen Gräber2), in zahllosen Beispielen, kopieren in peinlichster Exaktheit ein Holzhaus; alle Einzelheiten, das konstruktive Riegelgerüst der Wände, die Pfetten und Sparren des Daches, die Schwellriegel mit aufgebogenen Enden, wie sie nur aus Hölzern mit Endkrümmung hergestellt werden können, Verkämmungen und Verblattungen als Holzverbindungen sind genau dargestellt. Auch für die Wände ist eine Bohlenverschalung anzunehmen. Dieulafoy, welcher von der Idee ausgeht, die Perser hätten von den lykischen Felsengräbern die Anregung zu ihren Grabtürmen empfangen, aber nur ,une traduction libre et rationelle du modèle en bois' gegeben, konstruiert (I fig. 21) nach dem Grabe mit dem Hunde (Kjöpek qabry) bei Myra (I. pl. VII) eine solche lehrreiche „Übersetzung": Alle tragenden Holzpfosten bis auf die zu Lisenen umgebildeten Eckpfosten bleiben fort, ebenso alle wagerechten Riegelhölzer bis auf die dachtragenden Balken; die sichtbare Reihe der Rundholzköpfe, welche die flache Raumdecke bilden, wird zum Zahnschnitt, und andere kleine Abänderungen. Die Dächer läßt Dieulafoy fort : Die lykischen Monumente haben meist Giebel von ziemlich steiler Neigung (über 20°), die persischen haben kaum erkennbar flache Zeltdächer. — Das so entstandene Gebäude, dessen Ableitung aus dem lykischen Typus gegeben ist, sieht dem persischen Grabturme sehr ähnlich.

Aber gerade diese Untersuchung beleuchtet erst recht alle die vielen und großen Unterschiede der lykischen und persischen Monumente, und während ihre innere Verwandtschaft, vermutlich die Folge gleicher Abstammung, deutlich zutage tritt, ergibt sich, daß eine Nachahmung zwischen diesen, innerlich am nächsten verwandten Erscheinungen, selbst eine Anregung eben nicht vorliegt.

Die persischen Grabtürme ahmen also weder Häuser von fortifikatorischem Zwecke, noch fremde Grabhäuser nach, sondern vielmehr Wohnhäuser. Das lykische Grab — das beweist die minutiöse Wiedergabe der konstruktiven Details — gibt das gleichzeitig benutzte hölzerne Wohnhaus der Lykier wieder. Das in den persischen Türmen dargestellte Haus ist dagegen kein reines Holzhaus. Die Ecklisenen gehen auf hölzerne Pfosten zurück. Die doppelte Umrahmung der Fenster und der Tür gibt das Abbild von Holzbalken- oder Bretterwerk. Auch die Türbekrönung ist ein Holz mit aufgebogenen Enden, das kymationähnliche Profil darunter weist auf eine Entstehung aus einem anderen Material als Stein. Endlich gibt der Zahnschnitt die Enden der Deckenhölzer wieder, über die ein Dach aus Lehm und Matten gebreitet war.

Die verschwindend flache Zeltform des Daches ist wohl nichts als eine Übertragung des nach allen Seiten, des Wasserabflusses wegen, wenig geneigten flachen Lehmdaches.. In ähnlicher Weise findet sich auf der François-Vase das flache Dach des Quellhauses durch eine geschwungene Linie dargestellt. Die glatten Wände weisen auf Lehm als Material, wie er auch bei den Palästen und Mauern üblich war. Die Zweifarbigkeit des Baues macht das zur Gewißheit : sie ist aus den zwei Farben des Vorbildes hervorgegangen, aus dem dunkelen Holzwerk und den hellen Lehmwänden. Da Tür und Fenster in Holz konstruiert waren, so mußten die Lehmwände — eine z. B. in Kleinasien vom höchsten Altertum bis in die Gegenwart geläufige Form — ein inneres Holzriegelwerk enthalten.

') 1. c. I, Pl. VII etc.

2) Charles Texier, Description de l'Arménie, la Perse, la Mésopotamie etc. Paris 1842 und 1852 fol. max. III. pl. 127, 3; 2o1. — Ders., Mission dans l'Asie Mineure. Paris 1849, pl. 169, 174, 176. — Benndorf & Luschan, Reisen I. Figg. 24, 33, 37, 53, 8o, Tafeln XXXVII u. XXV etc. — Perrot et Chipiez, Hist. de l'art dans l'antiquité, V. figg. 249, 250, 26o-62, 264-68.