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0019 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 19 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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Auch die regelmäßigen rechteckigen Vertiefungen sind Rudimente ehemaliger Holzformen. Es ist durchaus unangängig, sie wie Dieulafoy als Andeutung des Werkzolles zu erklären. In diesem Falle müßten sie von den Quadern abhängig sein. Statt dessen nehmen sie gerade gar keine Rücksicht auf den Fugenschnitt, sondern durchkreuzen ihn vielfach. Also sind sie ein rein dekoratives Element. Vielleicht besaßen sie einmal, wie Perrot vermutet, eine Farbe, wiewohl ich auch bei genauer Nachprüfung keine Spur davon entdecken konnte. Sind die Vertiefungen aber dekorativer Art, so ist auch ihre Herkunft klar: die im Holzbau aller Zeiten und in Kleinasien noch heute übliche Verzierung in ausgestemmter Arbeit. — Verwandte Schmuckformen sind die geometrischen Muster der phrygischen Felsenfassaden; Brandenburg') hat recht, wenn er in ihren Musterungen die ausgestemmte Arbeit des hölzernen Vorbildes erblickt. Franz v. Reberz) wollte nur Malerei, vermutlich auf Holz, zugeben und hält diese für unter Einwirkung textiler Vorbilder stehend. Alfred Körte 3) wollte Kacheln darin sehen, deren Dekoration doch sicher selbst sekundär ist. Das klingt wie das Nachleben Semperscher Ideen. — Tatsache ist, daß diese gestemmte Verzierung, mit Zuhilfenahme der Farbe, in Holz allgemein ausgeführt wird. Die Frage, aus welchem Material die einfache geometrische Ornamentik geschaffen wurde, ist damit nur lose verknüpft; es ist zu berücksichtigen, daß Technik allein kein Ornament hervorbringt ; selbst in der primitivsten Kunst der Flechterei ist zur Erzeugung des einfachsten Rautenmusters ein methodischer Wechsel der Richtungen der Flechtelemente erforderlich. Dieser Richtungswechsel ist willkürlich. Nicht aus der Technik allein, sondern in erster Linie aus der Freude am Schmücken wurde das Ornament geboren. Daher ist auch die einmal erfundene und schön gefundene Form alsbald unabhängig vom Material und von der Technik und frei übertragbar. — Die phrygischen Denkmäler, wie die persischen, sind über eine derart primitive Stufe der Ornamentik längst hinaus. So ist also nur folgender Schluß berechtigt : Die in Fels oder Stein dargestellte Ornamentik kommt an Häusern als ausgestemmte Holzarbeit vor, also liegt auch diese Technik der steinernen Nachahmung zugrunde. In Persien aber verbietet sich die Annahme von Holzwänden. Die Wandflächen müssen aus Lehmziegeln bestanden haben. Ihre holzgemäße Ornamentik ist also selbst schon eine Übertragung und zeigt, ebenso wie die abgekürzte Holzkonstruktion, daß dieser Haustypus schon eine lange Entwicklung zurückgelegt hat, bei der das Holz als ursprünglicher alleiniger Faktor zurückgetreten ist. — — Es wäre an sich sehr möglich, daß bereits an dem vorbildlichen Hause die ursprünglichen Holzteile auch ganz verschwunden und nur noch in Stein nachgeahmt waren, so daß jenes Haus eine Mischbauweise aus Stein und Lehm gezeigt hätte. Das wäre noch ein Schritt weiter auf der von dem alten Holzhause ausgehenden Entwicklung.

I1n lykischen Hause hat sich also eine urtümlichere Form, eine ältere Stufe dieser Art Häuser erhalten. Das Prototyp der persischen Monumente ist mithin eine recht junge Form. Dann ist diese Form aber gleichzeitig mit ihren steinernen Nachbildungen selbst. Und wir können konstatieren, daß die beiden Grabtürme ein gleichzeitig existierendes Wohnhaus wiedergeben, dessen Einzelheiten, dank der Treue der Erzählung, die für alle alte orientalische Kunst charakteristisch ist, noch wohl erkennbar sind.

Die Antwort auf die Frage, wo dieses Wohnhaus stand, kann nach allem Gesagten kaum noch zweifelhaft sein : in der Persis selbst. Ich möchte bei dieser Gelegenheit einen Überblick geben über die Haustypen, die uns in Iran und seinen Nachbarländern im Original oder in Nachbildungen, in alter und in neuerer Zeit bekannt sind. Die mit den achaemenidischen und älteren iranischen Typen näher verwandten Formen werde ich dabei etwas herausheben. — In den Gebirgsländern Kleinasiens, mit zum großen Teil analogen klimatischen Bedingungen und zum Teil stammverwandter Bevölkerung, kommt neben dem

  1. E. Brandenburg, Neue Untersuchungen im Gebiet der phrygischen Felsenfassaden, Abhdlg. d. K. Bayr. Akad. d. W. 1906, pag. 698.

  2. Franz v. Reber, Die phrygischen Felsendenkmäler, Abhdlg. d. K. Bayr. Akad. d. Wiss. 1897, pag. 48.

  3. Gordion, Athen. Mitteilg. XXIII, 1904, pag. 164.