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0021 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 21 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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ruht das hohe Giebeldach, mit wenig ausgebildetem Gebälk und Sima, und einer gewaltigen Lanzenspitze als Giebelakroter. Die ganze Fläche des Giebels, der halb so hoch ist wie die Pfeiler, füllt ein geometrisches Ornament, an die ornamentüberzogenen phrygischen Fassaden erinnernd. Das Lanzenakroter ist das Symbol des Kriegsgottes, vermutlich des armenischen Khaldia, und entspricht dem babylonisch-assyrischen Marduk-Symbol. Vor den beiden mittleren Pfeilern stehen auf dem Stereobat, der sich als Terrasse vor dem Tempel ausdehnt, zwei männliche Statuen, die rechte einen Krieger darstellend. An die Pfeiler sind hohe Lanzen gelehnt. Rechts von der Kriegerstatue, und wohl auch vor ihr, die Statue einer ein Kalb säugenden Kuh. Im Vordergrunde, vor der Terrasse, sieht man zwei riesige Wasserbecken in kuhfüBigen Gestellen. Dies Monument ist von einziger kulturgeschichtlicher Bedeutung, und Hirschfeld, welcher es zuerst wirklich gewürdigt hat, während Perrot falsche Schlüsse daraus zog, beginnt seine Bemerkungen mit hohem Recht mit den Worten'): „Es ist mir daran gelegen, die Bedeutung dieses Bauwerkes nicht abschwächen zu lassen." Der Ort Musasir lag ganz nahe beim heutigen Dorfe Sidikan, bei dem die berühmte Musasir-Stele steht2), in der Landschaft Rewänduz, auf dem Wege von dort über Ushnüje nach Zaudjbulaq, an der türkisch-persischen Grenze. Es ist das Gebiet, welches die von Plinius und Strabon erwähnten £iötxFç innehatten, deren Namen das heutige Dorf Sidikän bewahrt hat3). Bis zur Eroberung und Zerstörung Musasirs durch Sargon im Jahre 715 a. Chr. n. gehörte Musasir zu den armenischen Ländern. Ishbuinish von Urartu (Wan), 828-784 a. Chr. n., war der erste Armenierkönig, welcher Musasir unterwarf. Also etwa um 800 dürfte der Tempel erbaut sein, wenn er nicht schon vorher existierte. Die Bevölkerungsschicht, der er anzugehören scheint, dürfte nach 900 in jene Gegenden vorgedrungen sein4). — Das gleiche Relief zeigt als Wohnhäuser dieser Bevölkerung mehrgeschossige Bauten in einer dem lykischen Grabhause wie dem persischen Grabturme entfernt verwandten Form, mit Tür, Fenstern und Zinnen.

Der pontische Haustypus findet sich wenig unterschieden auch in Medien. Zwischen Mijändüäb und Zaudjbulaq im Süden des Urumija-Sees entdeckte H. C. Rawlinson°) 1838 das Felsengrab von Fakhrakah. Im Jahre 1882 besuchte und beschrieb es Houtum-Schindler°), der es genauer Fakhriqah nennt. Aufgenommen wurde es von de Morgan') unter dem Namen Tombeau d'Endirkach bei Tachiraka, und 1898 waren Lehmann und Belck dort8). Das Grab besitzt eine Vorhalle von zwei Säulen in antis, eine Balkenumrahmung, der Giebel fehlt an dieser Variante des Typus. Wo wir die Wand der Vorhalle erwarten, steht eine zweite Säulenstellung ebenfalls zwischen Anten. Auf die Details der Säulen dieser Gräber gehe ich in anderem Zusammenhange ein (vergleiche unten im Kapitel XX), sie bestätigen durchaus das Alter und den engen Zusammenhang der kleinasiatischen und nordwestpersischen Monumente. — Ein anderes Beispiel ist das im Herzen Mediens zwischen Bisutün und Kangawar gelegene Felsgrab von Sahna, wie es Flandin9) beschrieben hat, mit einfacher, zweisäuliger Vorhalle, Balkenumrahmung, ohne Giebel. Mit diesem Grabe stimmt ein besser bekanntes völlig überein. Es ist das Grab Dukkän i Daüd (Laden Davids) bei Sarpul-Hulwän, ebenfalls an der

') 1. c., pag. 49-50.

  1. Belck & Lehmann, Armen. Exped., Z. f. Ethnolog. XXXI, x899, pag. 99ss.

  2. P1in. N. H. VI, 118. — Strabon XI, 13,8. — \Iarquart, Untersuch. z. Gesch. v. Eran, II. Heft, Leipzig pag. 24, Anm. — Herzfeld, Zeitschr. Memnon, 1907, I. pag. 142 s.

  • ) Lehmann-Haupt, Materialien zur Gesch. Armeniens, Ges. d. Wiss. zu Göttingen, Berlin 1907, pag. 66/67. °) Journey from Tabriz through Kurdistan, etc., 1838, J. R. G. S. X. 1841, pag. 37.

  1. Reisen in Nordwestpersien, Z. d. Ges. f. Erdkunde, XVIII, 1883. pag. 343.

  2. Mission Scientifique en Perse, IV Recherches archéologiques, I. 1896, Paris, pag. 296. fig. 173-175.

  3. C. F. Lehmann-Haupt stellte mir sein Original-Aufnahmebuch zur Verfügung, nach dessen zahlreichen

und sorgfältigen Messungen ich Plan und Schnitt des Grabes zeichnen konnte. Diese Aufnahme, welche die von de Morgan in einigen Punkten verbessert, erscheint in Lehmann-Haupts „Armenien einst und jetzt. Reisen und Forschungen". Bd. I, im 7. Kapitel. B. Behrs Verlag, Berlin 191o.

°) Voyage en Perse, texte, t° 1. pag. 413.

1905,

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