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0044 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 44 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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Die erst um etliche Jahre später nachgetragene Kolumne V spricht von einfachen Saken, nicht wie sonst von den aufständischen Völkern, sondern wie von einem neu unterworfenen. Die Worte „ich überschritt den Tigris" weisen darauf hin, daß der Feldzug nach dem Westen des Reiches geht. Die Tracht, in der der Häuptling Skunka dargestellt ist, mit der spitzen Mütze, wird von den Tigrakhauda und von den europäischen Skythen getragen. Alles in allem können wir in Skunka und seinem Volke nur die europäischen Skythen erblicken').

Betrachten wir dagegen, welche Teile Irans noch frei sind, so ergibt sich, daß zwischen Medien und Baktrien nur noch die Länder Hyrkanien und Parthien, Khorasmien und Areia fehlen. Diese Völker finden wir aber alle zusammengeworfen in der XVI. Satrapie Herodots, die den ergänzten Teilen zugehört. Hyrkanien bleibt unerwähnt, aber aus Beh. § 36, § 37 folgt, daß Hyrkanien zur Satrapie Parthien unter Vishtäspa gehörte. Nachdem Dareios Hyrkanien, welches sich für Fravartish erklärt hatte, wieder botmäßig gemacht hatte, sagt er : „Dies ist, was in Parthien von mir getan wurde." Parthien selbst hat die Gestalt eines Halbmondes : die eine Spitze stößt an Séïstan, die andere an die kaspischen Tore bei Teheran. Das zugehörige Hyrkanien nimmt die moderne persische Provinz Astaräbäd und das dreieckige Stück russischen Landes ein, das vom Meer, von der persischen Grenze und von der transkaspischen Bahn umschlossen wird, und in dem die Yomut-Turkmenen hausen. Wir haben bereits gesehen, daß vielleicht die Stämme der XI. Satrapie Herodots zu diesem Gebiete hinzugehören. Die Kaspier an den kaspischen Toren, die Dareiten östlich von Rhagiane, die Pausiker in den Steppen am Ostrande des Kaspischen Meeres sitzen in Wahrheit alle schon auf parthisch-hyrkanischem Boden. Der Gedanke, die XI. Satrapie für Parthien in Anspruch zu nehmen, gewinnt immer mehr. Bevor wir uns schlüssig werden, betrachten wir die anderen noch fehlenden Länder Khorasmien und Herat. Khorasmien, das Fruchtland der Oxusmündung am Aralsee, wird von Parthien durch die durchschnittlich 35o km breite Qara Qumwüste, den „schwarzen Sand", geschieden. Von Bukhara und Samarkand [Sogd] trennen es reichlich 25o km öder Steppe oder Wüste, Qyzyl Qum, der „rote Sand", genannt. Es liegt wie eine reiche Insel in einem Sandmeere. Der isolierten fernen Lage wegen ist es den Achaemeniden bald verloren gegangen. Zur Zeit Alexanders fehlt es unter den Provinzen und wohl nicht erst ganz neuerdings. Erst in islamischer Zeit gehörte es wieder zu den iranischen Provinzen. — Herat könnte an sich zu Parthien gerechnet worden sein. Dagegen erscheint mir die Zugehörigkeit Sogdiens aus geographischen und aus den oben auseinandergesetzten historischen Gründen ausgeschlossen. Beschränken wir Herodots XVI. Satrapie zunächst auf die drei Völker Parther, Khorasmier und Areier, so stimmt doch die geringe Tributsumme sehr bedenklich. Sollte ein Gebiet, welches um ein Drittel größer ist als das gesamte Kleinasien und ein Teil Armeniens zusammen, welches fünfmal so groß ist als Syrien oder Susiana in ihrem weitesten Umfange, welches neben anderen Steppen doch auch sehr reiche Länder umfaßt, nur 30o Talente, wie Susiana, weniger als Syrien und nicht mehr als das winzige Gebiet der Moscher, Tibarener und Genossen auf - gebracht haben? Den Glauben an die XVI. Satrapie Herodots erschüttern vollends die persischen Völkerlisten: als einen der prinzipiellen Zusammenhänge derselben mit den vorauszusetzenden Tributlisten hatten wir erkannt, daß Völker einer Satrapie nicht durch Völker einer fremden getrennt werden können. In Beh. schieben sich zwischen Parthava und Haraiva die Zaräka, in Pers. e zwischen Parthava und Haraiva die Zaräka, zwischen Haraiva und Uvärazmiya die Bäkhtrish und Suguda, in N. i. R. endlich zwischen Haraiva und Uvarazmish die Bäkhtrish und Suguda ein. Nimmt man alles dieses zusammen, so folgt, daß die XVI: Satrapie Herodots als solche nicht bestanden haben kann. Dann wird aber mehr als wahrscheinlich, daß die XI. wirklich Parthien ist, und es bleiben für XII nur die Khorasmier, für XIII die Areier übrig.

Damit ist das ganze Iran im weitesten Sinne eingeteilt, und bestätigend ergibt sich eine durchgehende geographische Folge. Auch die sonst kaum lösbare Frage der armenischen Satrapien findet so ihre Erledigung. Es klafft noch immer die Lücke der VII. Satrapie, die, wie von vornherein anzunehmen

I) Hierbei ist der von King-Thompson kollationierte Text maßgebend, in „The Sculptures and Inscription of Darius the Great on the Rock of Behistun in Persia". London igo7, pag. 8i.