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0059 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 59 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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Zunächst muß der Versuch gemacht werden, die beiden anderen zu bestimmen. Die Figur 6, ergänzt durch die Figur 6 des Thrones vorn Centralgebäude, trägt ein langes hemdartiges Unterkleid, bis an die Waden reichend, um den linken Unterarm, die Schultern und die Taille in komplizierter Weise einen breiten Shawl geschlungen, Schuhe an den Füßen und eine hohe, spitzige, etwas nach hinten überfallende Mütze. Die Shawltracht ist am ehesten mit der altbabylonischen zu vergleichen, wie sie NaramSin auf der Stele von Diarbekr im Museum zu Konstantinopel trägt' ), oder Hammurabi auf den Denkmälern im British Museum und im Louvre. Eduard Meyer hat diese Tracht als altsemitische erwiesen und auf die Syrer im Tributzuge aus dem Grabe des Hui') verwiesen. Auf was die Shawltracht hindeutet, das wird durch die Kopfbedeckung gesichert : die hohe Mütze, etwas an die päpstliche Tiara erinnernd, ist dieselbe, welche auf der großen Asarhaddon-Stele von Zendjirli im Berliner Museum der gefangene König Baal von Tyros3 ), und auf den bekannten Obelisken Salmanassars II . zu London') der König Jehu von Jerusalem und die tributpflichtigen Juden tragen. Die Figuren der Gruppe 6, ob sie nun Syrer, Phönizier oder Juden sind, repräsentieren also die Satrapie Syrien. Zu bemerken ist, daß die beiden Führer des geschirrten Wagens und der vor ihnen schreitende Lanzenträger, welcher eine große in Schlangenköpfe endende Spange als Geschenk bringt, bei im übrigen gleicher Tracht nur niedrige runde Kappen tragen. Das könnte auf einen ethnischen oder nur einen Rangunterschied deuten.

Für die Gruppe 8 haben wir außer der Parallele vom Thronrelief eine deutlichere in einer Photographie von der sog. Artaxerxestreppe des Taöara des Dareios (Stolze, Tafel 41 und 42, unsere Abb. 14, D.). Die Figuren tragen ein wenig über die Knie reichendes hemdartiges Gewand, mit einem vielstreifigen charakteristischen Gürtel gegürtet, dessen Ende, von oben unter den Gürtel gesteckt, als Troddel herunterfällt, an den Füßen bis zur Mitte der Schienbeine reichende Stiefel, die Spitzen ein wenig aufgebogen. Die Kopfbedeckung ist eine rundliche, scheinbar steife Kappe, mit mehrfachen Streifen am Rande, und einem herabhängenden Zipfel oder Lappen auf der rechten Seite. Auf der linken ist diese nicht wahrzunehmen. Der Gürtel erinnert sehr an den Gürtel der großen Götterstatue aus Zendjirli im Zendjirlisaal des Konstantinopeler Museums. Ebenso finden wir ihn mit der gleichen Eigentümlichkeit des von oben durchgesteckten Troddelendes auf dem Relief von Iwriz im Taurus, Abb. 13. Diese Darstellung zeigt einen betenden König in reichem Schmuck, sonst aber in gleicher Tracht. Das hemdartige gegürtete Gewands), die Stiefel, die man deutlicher an der großen Götterfigur vor dem Könige erkennt, auf dem Haupte die gleiche Mütze mit den wagerechten Streifen, und in diesem Falle eine Agraffe vor der Stirn. Ober diesem Gewande trägt dann der König einen auf der Brust mit einer Spange oder Fibel gehaltenen Umhang. Die Schuhe sind stärker umgebogen als auf den persischen Reliefs. Doch muß man berücksichtigen, daß zwischen beiden ein Zeitraum von etwa 200 Jahren liegt. Ich glaube nach diesen Ähnlichkeiten schließen zu dürfen, daß wir in der Gruppe 8 die Kilikier vor uns haben.

Es fehlen also nur noch die beiden gleichgekleideten und gleiche Geschenke bringenden Gruppen 4 und 7. Außer auf dem Tributzuge und dem großen Throne kommen diese Figuren auf dem kleinen Throne (am deutlichsten bei Stolze Tafel 60) vor, als 2 und 4 von rechts der ersten Reihe (vgl. Abb. Io). Leider sind in keinem Falle die Köpfe zu erkennen, nur einmal sieht man eine Spur des Bartes und des Haarschopfes. Die Tracht unterscheidet sich von der der Armina und Katpatuka nur dadurch, daß beide nur bis über die Knie reichende Hosen, und halbhohe, an den Spitzen deutlich aufgebogene Stiefel tragen. Auf den kleinen Thronen hat die Figur 2 (= Abb. 9, 4) einen einfachen Umhang über dem Rücken, dessen zwei vordere Zipfel mit Troddeln auf die Brust fallen ; Figur 4 (= Abb.9, 7) hat einen kurzen einfachen Shawl um-

') Eduard Meyer, Sumerier und Semiten, Abhdlg. d. PreuB. Akad. d. Wiss. 1906. — Tafel III, V, VII.

  1. Ders. pag. 13. — Lepsius, Denkmaler, III. Tfl. i i6.

  2. Veröffentl. aus den Sammlg. d. kgl. Museen, IX. Zendjirli.

  3. Photogr. W. A. Mansell & Co., London 404, 405, 408, 412 etc.

6) Ober das Muster dieses Gewandes vgl. meinen Aufsatz im Burlington Magazine 1908 p. 143: The hittite Monument of Ivriz and a Carpet Design of Asia Minor (F. Sarre).