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0067 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 67 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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rechte Zipfel des Shawls fällt danach vorn über die rechte Schulter, geht über den Rücken, die linke Schulter, schräg über die Brust herab, um die rechte Hüfte, schräg aufwärts über den Rücken, und hängt, die erste Windung überschlagend, vorn über die linke Schulter herunter. In Bisutün erscheinen die babylonischen Empörer Nidintubel und Arakha nur im Untergewand. Sehr charakteristisch ist der Helm der Babylonier, mit der langen Troddel, wie ihn genau so Mardukbaliddin auf dem schönen Berliner Kudurru') (vgl. Abb. im Cap. XXXIII—XXXIV) und viele andere Babylonier tragen.

Die Tracht der Arabàya unterscheidet sich davon nicht viel. Merkwürdig sind die vielen Varianten dieser Gestalt. Leider ist sie auf dem Dareiosgrabe selbst ganz zerstört. Das Grab IV des Xerxes zeigt das gleiche Untergewand wie das der Babylonier ; was unten wie eine Teilung aussieht, mag immerhin ein Schlitz dieses Untergewandes sein, ist vielleicht aber nur eine Beschädigung. Der Shawl ist wie der der Babylonier geschlungen, nur noch einmal mehr um die Taille herum, falls nicht damit ein breiter, als Gürtel umgeschlungener Shawl gemeint ist, ‘,1ie ihn heute die städtischen Araber tragen. Diese Schlingung oder dieser Gürtelshawl fehlt bei Grab II, wo die über die Schultern fallenden Zipfel aber wohl nur auf der Photographie unkenntlich sind. Die Gräber in Persepolis haben an Stelle der Arabaya eine ganz andere Figur, die auffällig an eine Kleidung erinnert, welche auf assyrischen Reliefs Assyrer tragen. Weshalb diese Gräber hier von dem alten Schema und ob sie mit Recht abweichen, bleibt dunkel. Man könnte glauben, daß verschiedene Araberstämme des Nordens verschieden gekleidet gingen, und hier ein den alten Assyrern ähnlich gekleideter Stamm abgebildet sei. Entweder tragen alle diese Figuren keine Kopfbedeckung, oder sie ist doch unklar. Mit den Bemerkungen Herodots über dieAQ/cißwi des Xerxesheeres scheinen mir diese Trachten nicht zu vergleichen zu sein. Dort handelt es sich wohl um Hilfstruppen südarabischer Araber. Mit den viel älteren Darstellungen von Arabern aus assyrischer Zeit haben diese Figuren nichts gemein.

Die Athurà tragen nur ein kurzes Hemd mit breitem Gürtel gegürtet, in welchem der Dolch steckt. Am Grabe des Xerxes erkennt man hohe Stiefel. Die Kopfbedeckung ist ein turbanartig geschlungenes Tuch. Das ist ein Kostüm, welches assyrische Krieger und wohl auch das niedere assyrische Volk auf den Reliefs sehr häufig trägt. Deshalb brauchen die Athurà des Dareios nicht mehr Nachkommen der wirklichen Assyrer zu sein.

Die Ägypter (Mudràyà) erscheinen, wie wir es von ägyptischen Darstellungen her gewohnt sind, im engen langen und glatten Hemde. Das Kopfhaar ist geschoren, das Gesicht rasiert. Nur auf Grab VI in Persepolis sind sie, sicherlich falsch, mit Bärten dargestellt.

Die Punt sind auf altägyptischen Reliefs und Malereien immer ein den Ägyptern selbst an Tracht und Hautfarbe ähnliches Volk. So tragen sie auch auf den Reliefs von Naqsh i Rustam den gleichen langen hemdartigen Rock wie die Ägypter. Über den Rücken haben sie einen Umhang mit eigenartigem gelapptem Rande, in dem man wohl mit Recht ein Löwen- oder Leopardenfell erkennen wird, welches die Athiopen bei Herodot tragen. Sie haben aber eine andere Haartracht als die Ägypter, mit der vielleicht die Haartracht der Punt, wie sie z. B. in Déir el bahri dargestellt ist, gemeint ist. Auf dem Grabe V fehlen die Lappen des Umhanges, und auf Grab VI sieht man statt der zwei über die Schulter gehängten Wurfspeere ein großes Schwert, beides sicher unberechtigte Abweichungen. Für die Lokalisierung dér Punt berufe ich mich auf G. Schweinfurths Autorität, der aus botanischen und anderen Gründen nachgewiesen hat, daß die regio cinnamomifera, das Land Punt, sowohl ganz Südarabien als die gegenüberliegende Küste des Roten Meeres und die Somaliküste einschloß. Dazu stimmt vorzüglich der Heereskatalog des Xerxes. —

Deutlich als Neger ist der Kushiyà charakterisiert, und an dieser Figur sieht man recht klar, daß die Steinmetzen mindestens versucht haben, und manchmal mit sehr gutem Erfolge, nicht nur Kleidung, Bewaffnung und Haartracht, sondern auch die Gesichtsbildung individuell darzustellen. Die Abbildung zeigt die Tracht ganz deutlich, zu der mir sonst keine Parallelen bekannt sind. Die Tracht der

1) Eduard Meyer, Babylonier und Semiten, Tafel I und II.