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0074 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 74 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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Felswand, kaum 3 km weiter nördlich, befindet sich das Relief Anubaninis, des Königs der Lullu, das etwas jünger als Naram-Sin, also wohl noch vor 2000 v. Chr. zu datieren ist. Eine der kleinen Figuren dieses Reliefs trägt, zum ersten Male, die geriefelte medische Tiara. Das Relief des Anubanini liegt unmittelbar bei den Ruinen von Hulwan-Sarpul, wo der Hulwânfiuß die gewaltige, schmale und senkrechte Felswand durchschneidet. Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man, stärker zerstört, noch zwei ebenfalls der altbabylonischen Epoche angehörige Reliefs. Die Landschaft Hulwân, der Sitz der Lullu, spielt seit alters her eine bemerkenswerte Rolle, veranlaßt durch die Fruchtbarkeit ihrer Täler und durch ihre die einzige große Straße nach Iran beherrschende Lage. Bis zur Aufrichtung des Mederreiches war sie fast immer ein selbständiges Fürstentum. Ich habe bereits oben gezeigt, daß die Hausform der Gräber

die mit einer Vorhalle in antis ist, welche ich für indogermanisch halte. Das unweit von Dukkän i Dând gelegene, unvollendete Utäq i Ferhäd und ebenso das ganz übereinstimmende Felsgrab von Sahna bei Bisutün (vgl. oben) gehören als eine Gruppe zusammen. Wir haben also zwei Anhalte für die Zeitbestimmung dieser Gräber: die Tracht der Figur Kel i Dàüd ist auf keinen Fall später als Kyros, und mit einiger Sicherheit älter als Kyros anzusetzen. Die Gräber von Fakhriqa und Sahna, auf

ys   medischem Boden gelegen, von einer indo-

germanischen Hausform, wird man mit Recht der frühen medischen Zeit zuweisen. In ein sehr hohes Altertum weist die Bemerkung Houtum-Schindlers' ): „Im Dorfe Qomqalah und in den Feldern bei Fakhrigâ findet man oft Urnen mit menschlichen

Knochen, auch Überreste von alten, aus

Steinen gebauten Gebäuden und Mauern, und ist diese Gegend den Kurden als Shahr

  •      i wèrän, die öde, zerstörte Stadt, bekannt."

Phot. Herzfeld.   Dann stellen die Gräber im Hulwângebiet

Abb. 21. Kel i Daud bei Sarpul.   eine Beeinflussung von Medien her dar, und

während Fakhrigd etwa in die Zeit um 700 bis 65o zu datieren wäre, fielen die Gräber im Hulwângebiete in die Zeit von 65o bis 600 v. Chr. —Nach dem Falle Ninives, als Medien eine Großmacht geworden war und in engster Beziehung zu Assyrien und Babylonien stand, mußte es das wichtige Hulwân ganz in seiner Gewalt haben. Irgendwie selbständige Fürsten, denen man die Ausführung solcher Grabbauten zuschreiben könnte, hat es nach 600 gewiß nicht mehr besessen. Diese Datierungen sind durchaus die jüngsten, die möglich sind. Ich halte es für möglich, daß die Gräber zeitlich dem Tempel von Musasir (etwa 850-715, vgl. oben Abb. 4) noch näher stehen. Wollte jemand annehmen, die nordiranischen Felsgräber seien Gräber etwa von Satrapen — wofür bisher kein Beispiel vorliegt — und in Nachahmung der Achaemenidengräber gemacht, so widerspricht dem eben durchaus .die Hausform, die das alte Antenhaus und nicht den persepolitanischen Palast nachbildet. Die nordwestiranischen Felsgräber sind k eine Nachbildungen der Königsgräber. Noch jünger

') Reisen in NW-Persien, 7, Ges. f. Erdk. XVIII. 1883, pag. 343.