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0084 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 84 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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erste bartlos zu sein ; sie tragen sämtlich. die üblichen sasanidisched. Helme und durch Ringkragen geschlossene Gewänder, lange Haarlocken und, wenigstens zwei von ihnen, einen rechteckig gekürzten Vollbart. Sie erheben die rechte Hand in der uns schon bekannten Respektsbewegung. Auf der linken Seite sehen wir zuerst zweijugendliche bartlose Gestalten, zwischen denen ein kleiner Kopf, anscheinend der eines Kindes,

sichtbar wird, dann folgt ein älterer bartloser Mann und schließlich eine Figur, die Vollbart und das Haar so angeordnet trägt, wie der König. Die ersten drei Figuren sind sehr verwittert und undeutlich geworden, doch kann man noch erkennen, daß sie Helme tragen, deren vorstehende Spitzen in Tierköpfe, anscheinend von einem Löwen, Eber und Adler, auslaufen. Deutlich erkennbar sind die langen gefalteten Bänder, welche hinter diesen Kopfbedeckungen herabfallen. Diese finden sich an dem Helm der vierten Persönlichkeit nicht, die wiederum mit erhobenem rechten Arm dargestellt ist.

Fast von allen Erklärern ist dieses Relief übereinstimmend König Warahrân II., einem Sohn Warahräns I. und Enkel Shapürs I., zugeschrieben worden, einem Fürsten, von dessen Regierungszeit wir wenig wissen, außer daß die Römer unter dem Kaiser Carus in Mesopotamien Erfolge über die Perser

errangen und bis in die Nähe von Ktesiphon vordrangen, wo der Kaiser plötzlich starb ; daß Warahran mit östlichen Fürsten Krieg führte oder Frieden schloß ; und daß im Innern Unruhen und Aufstände ausbrachen, über die man auch nicht genau orientiert ist' ). Die Überlieferung erzählt, daß der König anfänglich tyrannisch und nur seinem Vergnügen lebend regiert habe, bis er auf Einspruch des Chefs der Magier, des Oberpriesters, beschloß, seine Lebensführung zu ändern, und seinen Großen gegenüber Besserung versprach. Daß in der Szene eine diese Buße betreffende Ansprache des Königs an die Großen des Reiches'), wie G. Rawlinson (a. a. O. pag. 1o8, Anm. 2) und M. Dieulafoy (a. a. O. V, pag. 116) meinen, dargestellt sei, halte ich für ausgeschlossen. Ich zweifle mit G. Curzon (a. a. O. II, pag. 124) daran, daß ein Monarch aus freien Stücken solch einen für ihn wenig rühmlichen Vorfall zum Vorwurf für ein Denkmal wählen wird. Der Umstand, daß die wenig glückliche auswärtige Politik dem König keinen Anlaß gab, ein ähnliches Siegesdenkmal wie sein Großvater Shâpi'ir I. zu errichten, ist wohl der Grund gewesen, daß er einen friedlichen Vorwurf wählte und sich umgeben von seiner Familie und den Großen des Reiches darstellen ließ. Das Denkmal scheint ursprünglich, wie gesagt, umfangreicher geplant gewesen zu sein und hat vielleicht, ähnlich wie einige Reliefs in Shâpür (Tafel XLV), mehrere Figurenreihen enthalten sollen. Nur die unterste wurde ausgeführt und auch diese wahrscheinlich nicht vollständig. Ich möchte annehmen, daß die Brustbilder ursprünglich in voller Figur ausgeführt werden sollten, daß man dann, als die ganze Arbeit eingestellt wurde, den hier noch unbearbeiteten Stein glättete und auf diese Weise eine Art von Schranke schuf. So gewann das Denkmal ein einigermaßen fertiges Aussehen.

Die Ansicht, daß die Figuren der linken Seite Familienangehörige des Königs darstellen sollen, ist schon einmal von Flandin et Coste (a. a. O. Texte pag. 148) geäußert worden, und zwar auf Grund des Umstandes, daß sie bartlos dargestellt sind. Auch Kiash (a. a. O. pag. 13off.) sieht hier die nächsten Verwandten des Königs, und zwar seine Mutter, die Königin, einen Sohn und einen weiteren Verwandten. Schon daraus, daß der König dieser Seite sein Antlitz zuwendet, geht m. E. hervor, daß sie die wichtigsten Persönlichkeiten des Reliefs enthält, daß es sich um Leute handelt, die in keinem Dienstverhältnis zum Könige stehen und deshalb die Hand nicht mit der bekannten Respektsbewegung zu erheben brauchen.

') Hierüber G. Rawlinson (a.a.O. 107 ff.) und Th. Nöldeke (Geschichte der Perser und Araber nach Tabari etc., pag. 49. Anm. i).

2) Die Macht und der Einfluß der höchsten Adelsgeschlechter, deren es wahrscheinlich 7 gab, war im sasanidischen Reiche sehr bedeutend. Die Oberlieferung berichtet beim Regierungswechsel meist von einer Art

Krönung durch die Großen des Reichs, wobei dann der König eine Rede hielt und sein Regierungsprogramm entwickelte (vgl. Th. Nöldeke, Tabari).

Abb. 27.

Münze Warahr<ins II. Kgl. Münzkabinett zu Berlin.