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0086 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 86 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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TAFEL VI

Naksch i Rustem. Sassanidisches Relief III

Dieses Relief gehört eng zusammen mit zwei anderen, den Reliefs V und VI der Felswand von Naqsh i Rustam, die auf Tafel VIII und LI wiedergegeben sind. Mit einem derselben (Nr. V) ist die Übereinstimmung eine so große, daß an der Abhängigkeit des einen vom anderen nicht gezweifelt werden kann, und dieselbe Entstehungszeit angenommen werden muß. Alle drei Reliefs stammen aus einer viel späteren Zeit wie die sonstigen Reliefs der Felswand; sie sind in ihrer Lebendigkeit nicht nur künstlerisch von den übrigen Reliefs der Felswand verschieden, auch inhaltlich stellen sie nicht wie jene bestimmte historische oder religiös-dynastische Vorgänge dar. Hier handelt es sich vielmehr um Kampfszenen, in denen der König zu Pferde dargestellt ist, wie er einen feindlichen Reiter im Einzelkampf besiegt. Ein bestimmtes historisches Ereignis wird hier nicht illustriert; es soll einzig und allein die Überlegenheit des Fürsten über seine Gegner zum Ausdruck kommen. Diese Kampfszenen sind es wohl vor allem, in denen dann später zu islamischer Zeit das Volk die Kämpfe des ihm aus Firdausis Shähnâmeh so wohlbekannten Helden Rustam erblickt hat, und die der ganzen Felswand den Namen Naqsh i Rustam (Bilder des Rustam) gegeben haben').

Auch hier ist die Episode eines Reiterkampfes dargestellt. Der eine, in vollem Galopp heransprengende Krieger, die Hauptfigur und als solche wohl der sasanidische König, hat den Hals des Pferdes seines Gegners mit eingelegter Lanze durchbohrt, so daß die Spitze wieder sichtbar wird (durch diese Verwundung ist die nach oben gestreckte Haltung des getroffenen Pferdekopfes zu erklären). Die Wirkung des Anpralls geht aber weiter: das gegnerische Pferd ist auf die Hinterhand gesunken, die Lanze seines Reiters ist gebrochen. Hinter dem Sieger wird ein zweiter Reiter sichtbar, der eine Standarte trägt2); ein auf den anderen beiden Reliefs am Boden liegender Feind fehlt hier.

Auch in der Bewaffnung ist Übereinstimmung mit den anderen, ähnlichen Reliefs zu bemerken. Die Kopfbedeckung des sasanidischen Fürsten — denn um einen solchen handelt es sich auch hier — läuft in drei Spitzen aus, an denen gerippte Kugeln befestigt sind (Abb. 28); gleiche Kugeln finden sich auf den Schultern des Fürsten, und drei andere schmücken die Standarte. Die sonstige Tracht des Königs besteht in einem Panzerhemd aus Schuppen, in einem Ringpanzer als Schutz der Arme und Beine und in einem

') „Eine Schlacht war nach iranischen Begriffen eine Reihe von Einzelkämpfen, den Kämpfen der Homerischen Helden vergleichbar. Man suchte durch Prahlereien die eigene Zuversicht zu heben und den Mut der Gegner zu schwächen; solche Prahlereien werden schon von den Parthern erwähnt, als Crassus sich in Karrhae eingeschlossen hatte, aus der späteren Zeit haben wir mehr Beispiele.... Besonders starke und mutige Männer traten vor und fragten, ob jemand von dem feindlichen Heer wage, es mit ihnen aufzunehmen. • Nicht selten entspannen sich dann Zweikämpfe, deren einige bei Sokrates (7,x2), Malalas (p. 463) und Procop (x,13) beschrieben werden. Wurde man handgemein, so kämpfte Mann gegen Mann, die Führer suchten nach ebenbürtigen Gegnern von gleichem Range, denn von ihnen erwartete man, daß sie durch ihr Beispiel die übrigen ermuntern sollten." (Spiegel a. a. O. III, pag. 644.)

8) Abgebildet und behandelt in meinem Aufsatz über die Altorientalischen Feldzeichen. Klio Bd. III, Heft 3.