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0090 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 90 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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Am Schwertgriff, am Fußknöchel, am geflochtenen Pferdeschweif und an der Zäumung, die mit großen Rosettenplatten verziert ist, sind die typischen sasanidischen Bänder angebracht. Der übliche Schmuck, eine große Puschel, wie eine Frucht von einem Blattkranz zusammengehalten, hängt an der Seite des Pferdes an einer Kette herab. Vor dem Pferde des Königs ist eine Gestalt, die soeben, wie der flatternde Mantel andeutet, herbeigeeilt zu sein scheint, im Begriff, das Knie vor dem Herrscher zu beugen' ), indem sie zu gleicher Zeit beide Arme bittend ausstreckt. Der von einem kurzen Bart umrahmte Kopf ist flehend emporgerichtet. Die dahinterstehende bartlose Figur hält beide Arme empor; die Hände sind unter den Ärmeln verborgen, deren Öffnung nach vorn überfällt, ein Motiv, das der orientalischen und byzantinischen Kunst bei der Darstellung von Untergebenen in Gegenwart von Höherstehenden, von Besiegten vor dem Sieger, geläufig ist2). Schon zu achaemenidischer Zeit galt das Zeremoniell, daß der dem König Nahende die Hände in den Ärmeln seines Obergewandes verstecktes). Beide Figuren tragen römische Tracht : einen bis zum Knie reichenden Ärmelrock, den um die Hüften ein Gürtel festhält. Das umgehangene sagum, der kleine viereckige Kriegsmantel, ist über der rechten Schulter durch eine runde Schleife befestigt. Das gerade römische Schwert trägt bei der knienden Figur ein über die Schulter gehängtes Bandelier balteus, das bei der stehenden Figur sich um die Hüfte schlingt, und an dem auf der rechten Seite Haken zum Anhängen des Dolches /ugio angebracht sind. Die Beine scheinen durch Schienen geschützt zu sein.

Der Helm ist beidemal ein spätrömischer Reiterhelm, eine niedrige runde Metallkappe, den ein erhabener Wulst umgibt und dessen Oberfläche keine glatte Fläche bildet; es

sind hier Haarschichten und Lockenpartien

nachgebildet und ausgearbeitet, um dem Helm größere Festigkeit zu geben'). Dadurch, daß bei beiden Figuren die Fußgelenke

Kgl.

durch umgelegte Ringe gefesselt sind, wird Münzkabinett zu Berlin.

angedeutet, daß wir Gefangene vor uns haben.

Daß die kniende Figur den Kaiser Valerian darstellen soll, scheint mir vor allem daraus hervorzugehen, daß sich um seinen Helm ein Lorbeerkranz schlingt (Abb. 34). So ist der Herrscher auch auf seinen Münzen wiedergegeben (Abb. 35); eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden Kaiserköpfen auf dem Relief und den Münzen ist nicht zu verkennen.

') Es ist hier die Haltung dargestellt, die man „Halbknien" benennt, und welche die Kunst aus besonderen Motiven und aus künstlerischen Gründen vor der Darstellung des vollen Kniens bevorzugt hat. Vgl. E. Curtius: Die knienden Figuren der altgriechischen Kunst. Berliner Winckelmann-Programm 1869.

  1. Diese Haltung der Arme ist mehrfach unrichtig dargestellt und beschrieben worden. Texier (a. a. O. Texte pag. 226) erkennt hier einen General, der dem König seine durch Fesseln aneinandergeschlossenen Arme emporhält. Nach Flandin et Coste (a. a. O. IV, pag. 185) ergreift der König die Arme des Römers. Bei Edw. Thomas (a. a. O., pag. 6i) legt Shâpuur die linke Hand auf den Kopf des Cyriades; mit dieser Auffassung stimmt es dann nicht, wenn Thomas weiter unten erzählt, daß dieselbe linke Hand „den Ring und wehende Bänder als Insignien der Herrschaft" austeilen soll.

  2. Vgl. Spiegel (a. a. O. II, 429 u. III, 610). Kyros d. J. ließ zwei Söhne der Schwester des Darius töten, weil sie in seiner Gegenwart die Hände nicht in den Ärmel gesteckt hatten (Xen. Kyr. 2, T. 8). Er verlangte eine Ehrenbezeigung, die nur dem regierenden Herrscher zukam. Durch diese Zeremonie soll, wie Spiegel bemerkt, ausgedrückt werden, „daß man in Gegenwart des Königs auf jede selbständige Handlung verzichte und ganz zu dessen Diensten stehe. Noch heute hätten die Perser für „nihil agere, otiosum esse" den Ausdruck „occultare manum in manica" (dast dar dastin ddshtan).

`) Ein solcher Helm im Stuttgarter Museum, abgebildet bei L. Lindenschmitt: Tracht und Bewaffnung des römischen Heeres während der Kaiserzeit. Braunschweig, 1882. Taf. XII. Nr. 7. Ebenso auf einem Mainzer Grabstein, abgebildet ebendort Taf. VII Nr. 3.

Abb. 34. Naqsh i Rustam.
Sasanidisches Relief IV, Valerian.

Abb. 35.

Münze Valerians.