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0091 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 91 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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Als während des zweiten Krieges Shâpürs mit Rom nach dem Siege des Königs von Edessa im Jahre 26o das römische Heer unter Valerian in Mesopotamien durch die zweideutige Haltung des verräterischen Prätorianerpräfekten Macrinus und durch Hungersnot und Pestilenz fast aufgerieben und jede Hoffnung auf Sieg verschwunden war, lud Shâpür den Kaiser zu einer Unterhandlung ein und bemächtigte sich verräterisch seiner Person, während der Rest des römischen Heeres sich ergab, oder, wie andere Quellen melden, zu Macrinus entkam, der sich den Kaisertitel beilegte'). Gegen ihn stellte nun Shâpür einen gewissen Cyriades, einen aus Antiochia gebürtigen und in seinem Lager befindlichen Überläufer als Gegenkaiser auf und drang siegreich bis nach Kleinasien vor.

Die Gefangennahme des römischen Kaisers`), die Verleihung des Purpurs an einen von ihm abhängigen Mann bezeichnet den Höhepunkt der Macht Shâpürs. Man wird deshalb wohl nicht fehlgehen, wenn man in der vor dem König stehenden Figur den Gegenkaiser Cyriades erkennt. Daß auch dieser als Gefangener und Bittflehender charakterisiert ist, dient nur zur Erhöhung von des Königs Ruhm, der einen Kaiser besiegt zu seinen Füßen sieht und der die Macht hat, einem Manne, der gleichfalls in seiner Gewalt, sein Untergebener ist, die jenem genommene Würde zu verleihen. Shäpür hat dieselbe Szene noch mehrfach'), wie wir sehen werden, in Felsreliefs darstellen lassen. Hinter dem König befindet sich noch eine Figur. Es ist ein bartloser Mann, wahrscheinlich ein Eunuch, der, zum König gewandt, den rechten Arm mit der bekannten Respektsbewegung emporhält. Er trägt den hohen persischen Kappen-helm mit einem Rang- oder symbolischen Zeichen darauf und lange Locken, um den Hals eine Perlenkette. Diese Figur scheint mir später hinzugefügt zu sein; denn sie steht nicht in demselben Reliefniveau und ist aus dem Flächengrunde des übrigen Reliefs herausgearbeitet, indem um sie herum ein neuer tieferer Grund geschaffen ist. Wahrscheinlich wurde die Figur hinzugefügt, als man die große unter der Figur befindliche Inschrift anbrachte, indem die Figur dazu diente, auf diese Inschrift hinzuweisen und gleichsam als Verkündiger derselben zu fungieren').

Diese in sehr schlechtem Zustande befindliche umfangreiche Inschrift — man hat den Stand für das Relief, um Platz dafür zu gewinnen, rechts unten herausgeschoben — ist noch nicht völlig entziffert worden. Soweit sie bisher bei der Verwitterung und Sinterbildung des Steines und bei der Undeutlichkeit der flach eingemeißelten Pehlewi-Charaktere gelesen werden konnte, ist der religiöse Charakter derselben augenscheinlich. Es werden außer Shâpür die sasanidischen Könige Warahrân I. und Warahrän II. erwähnt, so daß anzunehmen ist, daß unter des letzteren Königs Regierung (275-293) die Inschrift nachträglich zusammen mit der darüberstehenden Figur auf dem Relief des Shâpür angebracht worden ist5).

') G. Rawlinson a. a. O. pag. 8i.

  1. Es wird berichtet, daß die Gefangenen, unter ihnen der Kaiser, nach Persien geschafft worden seien, und daß man sie dort bei der Erbauung der Stadt Shapur und der Wasseranlagen am Karen bei Shuster verwandt habe. Die Berichte christlicher Autoren (z. B. des Lactantius) über die unwürdige Behandlung und den schmählichen Tod des Kaisers in der persischen Gefangenschaft scheinen unwahr zu sein. Es wird erzählt, daß Shaper den Kaiser stets mit sich geschleppt und seinen Rücken als Schemel benutzt habe, wenn er zu Pferde stieg. Er soll ihn dann endlich getötet und seine Haut ausgestopft haben.

  2. Mordtmann (Z. D. M. G. 34, pag. 23) meint, daß das Relief „eher alles andere wie die Demütigung Valerians und die Belohnung des Cyriades" bedeute. Er sieht, verführt durch die mangelhafte Abbildung bei Ker Porter (a. a. O. I. Taf. 21), wo das Schwert nicht angegeben ist, in letzterer Figur ein Weib, die Tochter des Herrschers der mesopotamischen Stadt Hatra, die durch den Verrat jener Frau von Shaper eingenommen wurde. — Ganz unverständlich ist es, daß Mordtmann das Relief dann an einer anderen Stelle noch einmal beschreibt (pag. 4o) und hier so wie wir deutet.

  3. Ein ähnliches Brustbild eines Mannes mit dem Arm in der Respektsbewegung und einer Inschrift darunter finden wir links neben dem mittleren Relief von Naqsh i Radjab (Taf. XII).

6) Vergleiche die Ausführungen von Th. Nöldeke über diese Inschrift bei Andreas u. Stolze: Persepolis zu Tafel 120.