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0097 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 97 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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der überfallende Ärmel die Hand bedeckt. Sie trägt ein langes, bis zur Erde reichendes Gewand (vgl. die Zeichnung bei FIandin et Coste pl. CLXXXVI), das über den Hüften durch einen schmalen Gürtel geschürzt ist ; über die Schultern hängt ein Mantel. Das Haupt ist mit einer doppelten Krone bedeckt; neben der Mauerkrone mit einem schmalen gezackten Reif, aus denen oben eine Fülle von Lockenbüscheln hervorragen, während lang gedrehte Locken auf die Brust und Schultern herabfallen. Die üblichen gefalteten sasanidischen Bänder sind an der Krone, am Reif und an den Schleifen angebracht, welche Gewand und Mantel festhalten. Bei der kleinen Kinderfigur dazwischen ist der Oberkörper vollständig zerstört ; aber man kann wenigstens so viel erkennen, daß der Knabe dasselbe Kostüm wie der König trägt und auch die rechte Hand auf den Schwertgriff legt. Dieselbe Übereinstimmung herrscht in

Haltung und Kleidung mit der hinter dem König stehenden Figur, nur mit dem Unterschiede, daß hier der rechte Arm in der bekannten Respektsbewegung erhoben ist. Der Vollbart ist rund geschnitten und eine Fülle gedrehter Locken fällt auf die Schultern herab. Die Spitze des Helmes bildet ein vorgebogener Pferdekopf, der eine Perle oder Beere (die Frucht der heiligen Soma-Pflanze) im Maule trägt (Abb.39).

Das Relief ist verschiedenartig erklärt worden. Texier (a. a. O. pag. 228) sieht hier Khosrau Parwéz und seine Gemahlin Shirin dargestellt; Ker Porter (a. a. O. pag. 530) den König Warahrän V. und seine Familie; Flandin et Coste (a. a. O. pag. 143) sprechen ohne nähere Bezeichnung von einer Familienszene; M. Dieulafoy (a. a. O. V. pag. 118) und G. Curzon (a. a. O. II. pag. 119) entscheiden sich für Warahrän II. und seine Gemahlin. Dasselbe tut Mordtmann an einer Stelle (Z. D. M. G. 34. pag. 41), während er an

einer anderen Stelle kurz darauf (pag. 42) dasselbe Relief, beidemal mit Hinweisung auf dieselbe Tafel bei Ker Porter (a. a. O. II. p1. 19), Warahrän III., seiner Gemahlin und seinem Thronfolger Narsé (die hinter dem König stehende Figur) zuschreibt. G. Rawlinson (a. a. O. pag. 114, Anm. 3 ) glaubt Warahrän III. erkennen zu sollen, der die Krone aus der Hand seiner Mutter empfängt. Auch daran ist gedacht worden, daß es sich um die Vermählung WarahränsV. (420-438) mit einer indischen Prinzessin handele. Jackson, der diese Vermutung nach einer indischen Quelle angibt (a. a. O. 301), enthält sich selbst einer Erklärung.

Meiner Ansicht nach handelt es sich hier um König Narsé, den Sohn Shäpür I., der 292, nach dem Tode Warahräns III., den Thron bestieg, und zwar um seine Investitur durch die Göttin Anahit. Wir sind nicht genau über die Ereignisse zu Beginn seiner Regierung, über die Thronstreitigkeiten in der königlichen Familie unterrichtet. Jedenfalls ist es erklärlich, wenn Narsé, der nur ein entfernter Verwandter seines Vorgängers war, Wert darauf legte, die Berechtigung seiner Thronbesteigung und den hierbei zum Ausdruck gebrachten göttlichen Willen in einem Denkmal darstellen zu lassen. Wir besitzen ein solches durch Inschriften beglaubigtes Denkmal von ihm in Shäpür (Tafel XLI), wo er, wie sein Großvater Ardashir in Naqsh i Rustam (Tafel V), aus der Hand des Gottes Ormuzd den Ring der Herrschaft empfängt. Es herrscht nun stilistisch eine so große Übereinstimmung zwischen diesen beiden Reliefs, daß man sie beide, das NarséDenkmal von Shäpür, und unser Relief VII von Naqsh i Rustam derselben Zeit, wenn nicht demselben Künstler zuschreiben muß. Hierzu kommt, daß die Gesichtszüge bei beiden Königsfiguren große Ähnlichkeit zeigen, daß die Haar- und Barttracht dieselbe ist. Wie wir schon gesehen haben, spielen eine große Rolle bei der Indentifizierung der sasanidischen Königsreliefs die Kronen, welche von den betreffenden Fürsten getragen werden.

Derselbe König hat sich jedoch, wie uns die Münzen lehren, nicht immer mit dergleichen Krone darstellen lassen ; es kommen bei einigen Fürsten zwei oder mehrere verschiedene Kronen vor. So spricht es nicht gegen meine Ansicht, wenn auf diesen beiden Reliefs König Narsé mit zwei verschiedenen Kronen

Abb. 39. Nagsh i Rustam,
Sasanidisches Relief VII, Begleiter
des Narsc.