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0112 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 112 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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TAFEL XIV

Persepolis. Die Plattform von Westen gesehen

Wer von Westen her nach Persepolis kommt und durch das schöne breite Gebirgstor, vor welchem sich die Wege von Shiraz, Béida und Ardekün her treffen, in die Ebene von Marwdasht eintritt, erblickt schon von der Brücke über den Band i amir, dem Pul i khan aus die gewaltige Terrasse von Persepolis, Takht i Djamshid, den Thron des mythischen Reichsbegründers Djamshid. Bei der unvergleichlichen Transparenz der Luft in diesen Hochebenen ohne Feuchtigkeit vermag man schon aus mehr als einer deutschen Meile Entfernung die goldgelben Säulen von Persepolis und den roten Lehm seiner Festungsmauern zu unterscheiden. Den Hintergrund bildet der kahle schwarzgraue Kuh i rahmet, der Berg des Erbarmens, nördlich von ihm öffnet sich das Tal des Pulwar, das die Ruinen von Istakhr birgt und an dessen Eingang die heutige Poststation Püze auf dem Wege nach Pasargadae-Meshhed i Murghab liegt. Auf der anderen Seite des Tales erblickt man den Huséin Küh, an dessen vorgestreckter Klippe sich die Gräber der Achaemeniden und die sasanidischen Reliefs befinden. Nach Süden hin dehnt sich weit die breite flache Ebene, und in der Ferne glaubt man das Salz oder das Wasser des Bakhtekan- oder Niriz-Sees flimmern zu sehen.

Der heutige Post- und IIarawanenweg läßt Persepolis in einiger Entfernung südlich liegen und tritt in den langen gewundenen Talweg des Pulwar-Rüd ein, der über Siwand und Qawamabäd zur Hochebene von Murghab führt. Dabei überschreitet er gleich anfangs die ausgedehnten Schutthügel von Istakhr, welche schon in diesem Quertale, nicht mehr in der Ebene von Persepolis liegen. Es ist dies die spezifische Situation der sasanidischen Städte, daß sie nicht in den großen kultivierten Talebenen, sondern abseits, oft völlig verborgen in schmalen schluchtigen Seitentälern erbaut sind. So liegt z. B. Qal`a u kalan in Sirwän, der Hauptort des alten Mähsabadhän, so die Ruinenstadt von Derre i shahr in einer Seitenschlucht des breiten Séimere-Tales bei Ambar i Séimere, Vorort des alten Mihrdjängadhaq, so liegt auch Talje bei Telespid im westlichen Fars. Der Grund für diese Lage darf in der Unsicherheit der Verhältnisse und einem großen Rückgang der materiellen Kultur in der nachalexandrinischen Zeit gesucht werden.

In der unmittelbaren Umgebung der Takht i Djamshid lassen sich die Reste einer antiken Stadt noch wohl erkennen. Im N., dicht am Fuße des Küh i rahmet steht noch ein Tor aufrecht; unweit der Südecke der Terrasse verbergen beträchtliche Schutthügel ein großes Gebäude. Am südlichen Fuß der Terrasse haben moderne, eingeborene Ausgräber einige Grundrisse freigelegt. Bis zu einer kleinen Wasserrinne hin, an welcher sich die Ruine einer modernen Mühle erhebt, ist der Boden westlich von der Terrasse mit Steinsplittern bedeckt. Diese Reste genügen zu zeigen, daß die achaemenidische Stadt die Terrasse unmittelbar umgab. Eine Vorstellung von der Erscheinung und Lage dieser Stadt kann der moderne Ort Zargün geben, der ebenfalls sich dicht an den SW.-Abhang einer ungeheuer steilen Felswand aus schwarzgrauem Kalkstein drängt, und nicht, wie etwa Shiraz, inmitten der zugehörigen kultivierten Ebene gelegen ist. Ältere Reisende haben von diesen Ruinen im Stadtgebiet außerhalb der Terrasse noch mehr wahrgenommen. Die Ruinen bei