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0115 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 115 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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zieht über dem Felsgrabe hinweg bis zum rechten Rand der Tafel. Das Südende des Mauertraktes sieht man auf Abb. 46 am rechten Rande über dem Felsen an der Südostecke der Terrasse. — Der vom Regen herabgewaschene Lehm bildet rote Halden an der Innenkante der Terrasse am Fuße des Felsens. Auch diese Halden zeigt die Tafel hinter der rechten Säulengruppe, bis an das Felsgrab hin. Die Andeutung dieses Mauerzuges gab schon Dieulafoy auf seinem Plan von Persepolis (I, 2), ohne doch darin die Festungsmauer zu erkennen.

Am vorzüglichsten ist die Mauer an der Nordfront der Terrasse erhalten, wo ihre Reste noch eine Höhe von 5 m erreichen. Auf seinem photogrammetrischen Plan (II, 148), über welchem ich meine Beobachtungen und Messungen konstruiert habe (Abb. 46') ), gibt Stolze diesen Teil der Festungsmauer äußerst genau, er hat von vornherein darin eine Mauer vermutet, und durch Andreas den Sultan Uwais Mirza veranlaßt, einen Stollen in den Schuttwall zu treiben (2 des Planes). Das nicht nachgeprüfte Ergebnis soll Mauerwerk von abwechselnd gelben 5 cm und braunen 10 cm starken Ziegelschichten gewesen seine). Die Tafel XIV zeigt diesen Trakt der Mauer über dem linken Arm der großen Treppe und rechts neben dem Portal des Xerxes. — Die NW.-Ecke der Terrasse scheint ein größeres Massiv eingenommen zu haben, und hier scheint mir Stolzes vorzüglicher Plan durch genaue direkte Messungen noch verbesserungsfähig zu sein. Die Stärke der Mauern scheint etwa 5 m betragen zu haben. Die Lehmziegel, die ich in der Nähe der NO.-Ecke und am NO.-Turm der großen Halle des Xerxes noch annähernd messen konnte, haben etwa 36 cm im Quadrat und gegen ein Drittel dieser Dimensionen als Dicke; sie sind steinhart.

An den W.- und S.-Fronten sind kaum noch Spuren zu erkennen. Doch würde allein die Anwesenheit des großen Portales des Xerxes zeigen, daß hier Mauern verschwunden sein müssen, denn den Widersinn eines Tores ohne Mauern darf man jenen Zeiten nicht zutrauen. Ausgebreitete, nur 1 m hohe Lehmschutthaufen westlich der großen Halle des Xerxes, an den am weitesten vorspringenden Ecken der Terrasse, sind sonst die einzig erkennbaren Reste der Festungsmauer an jener Seite, die mit dem Lehmschutt vom Apadana des Xerxes zusammengeflossen sind. Sie erscheinen auf dem Stolzeschen Plan, und auf der Tafel bemerkt man sie vor dem Fuße der linken Säule der Halle und gerade unter dem Felsengrabe. Alle Bauten der Terrasse lassen genügenden Raum, so daß die Mauer um die gesamte Terrasse herumgeführt werden konnte.

Die Höhe der Terrasse ist so groß (über 12 m), daß die ganze W.-Seite auch ohne Mauer schon sturmfrei lag. Drei Aufgänge führten zu ihr hinauf : die große breite, für Pferde gangbare Treppe im W. (Tafel XV), ein Aufgang, vermutlich als Rampe für Wagen befahrbar, in der NO.-Ecke, und ein dritter, scheinbar nur für Fußgänger, in der SO.-Ecke (Abb. 45).

Stellt die Terrasse von Persepolis eine starke Festung vor, so ist auch in ihrem Grundriß die Form zu erkennen, welche von der Fortifikationslehre als plan en tenaille oder en crémaillère bezeichnet wird. In Ägypten ist diese Form z. B. bei der Nil-Festung Semneh3), in Babylonien schon in der Gudea-Festung von Laga§4) vorgebildet. Die Befestigungsanlage von Assur erscheint dem verwandt zu seine). Wenn sich die Rekonstruktionen der Befestigung von Susa, welche Dieulafoye) gibt, als zutreffend herausstellen, so wird man den plan en crémaillère als die spezifische persische Fortifikationsweise betrachten dürfen.

') Die Festungsmauern sind nach den Spuren ergänzt. Gemessen sind die Knickpunkte der Rückmauer, welche beide Gräber, V und VI, einschließt. Ob die Mauer aber z. B. im Norden hart an der Kante der Terrasse hinlief, oder etwa eine Art Fausse-braie davor lag, kann natürlich nur durch Grabungen konstatiert werden.

') Stolze betont zu stark eine Anzahl von Erscheinungen, die er auf die Nichtvollendung der Terrassengebäude deutet. Das Verschwinden der großen Mauer berücksichtigt er gar nicht. Bis zu welchem Grade gewaltige Bauten verschwinden können, lehren erst Grabungen.

') Lepsius, Denkmäler, I, Tafel i i i und Briefe, pag. 259.

4) de Sarzec, Découvertes en Chaldée. Die Statue des Gudea als Bauherrn der Festung, mit der Tafel des Planes ist wiederholt abgebildet. —

') Plan, M. D. O. G. 1905, Nr. 28.

') L'acropole de Suse, 1884-86, Paris 1893. Chapitre IV, pag. 117ss., vergl. Billerbeck, der Festungsbau, in „Der alte Orient" 1900. pag. 15, 16.