National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0120 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 120 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000244
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

I08

Wohnpaläste gezwängt, und das SO.-Gebäude ist auf den weiten, tieferen Teil der Terrasse gestellt, wo die Wahl des Platzes ziemlich großen Spielraum hatte.

An dem Zentralgebäude und dem Hundertsäulensaal gibt der Inhalt einiger Reliefs einen wichtigen Hinweis auf den Erbauer. Da ist zunächst das Relief mit den zwei Großkönigen auf dem achtundzwanzigfigurigen Throne in der östlichen Tür des Zentralgebäudes (Stolze 51, vgl. S. 42 und Kap. XXII bis XXV). Die 28 Thronträgerfiguren sind nicht die des Dareiosgrabes; die anderen Gräber kommen hier als bloße Kopien des Urbildes nicht in Betracht. Dagegen habe ich in Kap. II—III ihre Übereinstimmung mit den Völkerschaften des Tributzuges vom Apadana des Xerxes gezeigt, und ebenfalls, daß der Rest eines Tributzuges am Palast des Xerxes gerade mit zwei Völkern dieser Darstellungen identisch ist. Da diese Tributzugsreliefs auf der wechselnden Satrapienteilung beruhen, so muß ein historischer Zusammenhang vorliegen. Wenn nun zwei Großkönige auf dem Throne stehen, so muß man sie zunächst für Dareios I. und Xerxes ansehen. Denkt man daran, wie Xerxes in seiner Torinschrift und ebenso in der Aufschrift auf dem Taara des Dareios seine eigene Bautätigkeit und die seines Vaters als eine zusammenfaßt, so scheint mir folgende Deutung des eigenartigen Reliefs nahezuliegen : Dareios begann den Bau der Terrasse und des Talara. Dann wurde die eigentliche Bauleitung Xerxes als Thronfolger übertragen. Aus der Erzählung Herodots (VII, 2-4), die aus der Gruppe der Demaraterzählungen stammt, scheint hervorzugehen, daß Xerxes von Dareios offiziell zum Thronfolger designiert ward. 'Das Relief des Zentralgebäudes ist dann eine, vermutlich kurz nach Dareios' Tode ausgeführte symbolische Darstellung dieses Verhältnisses, der verstorbene Großkönig als eigentlicher Bauherr thronend, der Thronfolger als Bauleiter ihm zur Seite stehend. Auf einem Torgebäude — denn das Zentralgebäude ist ein inneres Tor — ist ein solches auf den gesamten Bau bezügliches Relief wohl am Platze. Dieses innere Tor scheint mir auch die Annahme innerer Mauern notwendig zu machen. Und dadurch wieder wird eine vorherige Disposition für die ganze Anlage wahrscheinlich.

An den beiden riesenhaften Apadana-Bauten ist naturgemäß am längsten gearbeitet worden. Der Hundertsäulensaal zeigt auf den Türen seiner Rückwand zwei Reliefs, die die obigen Annahmen unterstützen: die vierzehnfigurigen Throne (vgl. Abb. to) stimmen, wie ich ebenfalls im Kap. II—III gezeigt habe, mit den Thronen des Zentralgebäudes und mithin den Gruppen des großen Tributzuges überein. Das würde auf Xerxes als Verfertiger der Reliefs deuten. Nun sind die Reliefs nicht auf Platten, sondern auf die Quadern der Gebäude gemeißelt. Sie sind also erst nach Fertigstellung der Türen und Fenster, und daher, aus technischen Gründen, erst nach Fertigstellung des ganzen Rohbaues angefertigt worden. Es ist also möglich, daß der Bau bereits von Dareios begonnen wurde. Dafür scheinen mir die anderen Reliefdarstellungen, nämlich die Audienzreliefs (vgl. Abb. 65, Kap. XXIII—XXV) zu sprechen. Hier stehen hinter dem thronenden Großkönig sein Lanzen- und sein Streitaxtträger, völlig identisch mit den durch ihre Beischriften gekennzeichneten Figuren des Gobryas und Aspathines vom Grabe des Dareios. Wenngleich die späteren Gräber auch diese Figuren, mit geringen Abweichungen, kopieren, so ist doch das Audienzrelief durchaus nicht etwas Kopiertes, vielmehr stellt es, neben dem großen Tributzuge, die originellste Schöpfung und das künstlerischste und reifste Werk der Skulptur von Persepolis überhaupt dar. Daher erachte ich es für gewiß, daß hier Dareios selbst mit Gobryas und Aspathines dargestellt ist. Da Aspathines z. B. auf dem Bisutün-Relief noch fehlt, und gewiß erst nach Indaphernes' Ende sein hohes Amt bekleidete, so scheint unser Relief dem Grabrelief des Dareios zeitlich nahezustehen. Es dürfte in die letzten Jahre des Dareios gehören. Der Hundertsäulensaal wäre also etwa gleichzeitig mit dem Talara begonnen, bald nach Beendigung des Terrassenbaues. Seine Ausstattung und die Skulpturen aber wären erst in Xerxes' ersten Jahren beendet worden. Eine Beobachtung Stolzes bestätigt dies. An der nordwestlichen Tür des Xerxespalastes fand und untersuchte er ein verhauenes, in die Fundamente vermauertes Säulenkapitell, das in Form und Dimensionen nur zu denen des Hundertsäulensaales stimmte. Darnach muß am Palaste des Xerxes noch später gebaut worden sein, als am Hundertsäulensaal. Daß dieser unvollendet geblieben, ist daraus nicht zu folgern : es ist gewiß ein beim