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0121 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 121 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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I09

Bau kassiertes Kapitell gewesen. Sicher erst in Xerxes' ersten Jahren begonnen wurde das Apadana, das bei seinen Riesendimensionen in seinen `'dekorativen Details, aber keinesfalls als Bau unvollendet blieb. Stolzes für die Unvollendung angeführte Gründe sind nicht stichhaltig. Als letztes muß der Mauerbau des Xerxes vollendet worden sein, die inneren Mauern mit dem Zentralgebäude wohl vor den äußeren, der Torinschrift nach. Vollendet war das Tor. Stolze irrt, wenn er sagt, es fände sich keine Spur des zweiten Säulenpaares. Sein Plan selbst zeigt genau die nach innen zunehmende Verschüttung, welche genügt, die Basen zu verdecken, und von dem einen Säulenschaft liegt an Ort und Stelle noch ein beträchtliches Stück in Fallage.

Der Stil der ganzen Skulpturen bestätigt diese Zeitansetzungen. Wie auf den Gräbern des Dareios und Xerxes finden wir überall an diesen Bauten eine gleichmäßige Höhe der Technik. Die Übereinstimmungen zwischen den Reliefs des Taöara, des Hundertsäulensaales und des Xerxespalastes gehen bis in die letzten Details. Die Torkolosse des Hundertsäulensaales sind denen des Xerxestores ganz gleich. Daß die Reliefkunst in der letzten Achaemenidenzeit von der alten technischen Höhe herabgesunken ist, lehrt am deutlichsten das Symplegma vom Palaste Artaxerxes' III. (vgl. unten Kap. XXIII—XXV, Stolze, Tafel 28). Man vergleiche die S-förmige linienhafte Muskulatur der linken Schulter des Löwen, die flächenhafte Eckigkeit des Oberarmes, seine kopfumrahmenden Mähnenhaare, die Bildung des Ober- kiefers, des Maules und Bartes mit den entsprechenden Teilen des Symplegma auf Tafel 42, von der sog. Artaxerxes-Treppe des Taöara und des Symplegma vom Tributzuge des Apadana, um den Unterschied des Stiles zu begreifen. Gleichzeitig ergibt sich daraus, daß trotz der Artaxerxes-Inschrift die Treppe selbst und ihre Skulpturen nicht von Artaxerxes III. herrühren können. Dieselbe linienhafte Muskulatur haben dagegen die Löwen vom Friese am Grabe Artaxerxes' III. und etwas weniger grob die Frieslöwen vom Grabe Artaxerxes' II. Daraus ergibt sich wieder, daß die Darstellungen der gestickten Löwenfriese auf den Baldachinen des Hundertsäulensaales und des Zentralgebäudes mit den Darstellungen der architektonischen Löwenfriese der beiden Gräber nicht gleichzeitig sein können.

Für das SO.-Gebäude gibt es wenige Anhalte der Datierung. Stolze weist mit Recht auf das auffällige Profil des dort dargestellten Großkönigs hin (Tafel 5 und 6), dessen lange, hängende Nase gewiß ein porträthafter Zug ist. Doch finden wir, am besten vergleicht man die Grabreliefs, diesen Zug nicht nur bei einem Achaemeniden, und am wenigsten bei Xerxes. Mir scheint schon Dareios I. diese Nase gehabt zu haben, am ausgeprägtesten ist sie aber bei Dareios II. und bei den beiden Artaxerxes. Diese lange Nase scheint eine achaemenidische Familieneigentümlichkeit gewesen zu sein und gibt keinen sicheren Anhalt für die Zuweisung des Reliefs am SO.-Gebäude an einen bestimmten Herrscher. Die Stolzeschen Photographien reichen für diese feinen Untersuchungen nicht aus, mir stehen einige schärfere Photographien Burchardts zur Verfügung. Aus der allgemeinen Disposition der Terrasse geht hervor, daß das SO.-Gebäude erst nach Xerxes entstanden ist. Der schöne Stil seiner Skulpturen spricht gegen eine zu späte Ansetzung. Von Dareios II. sind bisher nirgends Bauten bekannt. Artaxerxes II. ist der erste, der in Persepolis selbst ein Grab baut. Daß er überhaupt viel baute, wissen wir aus Susa und Hamadan. Ich bin daher geneigt, das SO.-Gebäude Artaxerxes II. zuzuschreiben.

Wir haben also in Persepolis eine einheitliche, planmäßige Bautätigkeit des Dareios und des Xerxes, welche die hauptsächlichsten Bauten in folgender Zeitfolge umfaßt: den Terrassenbau des Dareios, das Taöara des Dareios, von Xerxes mit einigen An- und Umbauten versehen, den Hundertsäulensaal, den Palast des Xerxes, das Zentralgebäude mit den inneren Mauern, das Apadana und die Festungsmauern durch Xerxes. Es hätte dann in Persepolis, seit Xerxes die Torinschrift gesetzt, eine Pause in der Bautätigkeit stattgefunden. Mit dieser Annahme läßt sich der Befund der Bauschutthügel wohl vereinen. Mit Artaxerxes II. und Artaxerxes III. folgte dann wieder eine geringere Bautätigkeit, welche das SO: Gebäude und das Grab Artaxerxes' II., den Palast und das Grab Artaxerxes' III., alles innerhalb der Festungsmauern, und zuletzt außerhalb der Mauern das angefangene Grab, vermutlich des Dareios III. Kodomannos umfaßte.