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0126 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 126 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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hütermotiv mit Tiglathpileser, also um iioo überhaupt in Assyrien zum ersten Male auftreten. In Kleinasien, wo ja die Heimat der ganzen Orthostatentechnik ist, finden wir es dagegen in weit älterer Zeit bereits verbreitet. Die Funde von Ojük, von der Khattistadt Boghazköj, von Zendjirli, Mar`ash, `Arabân, Harrân, Tell Halaf zeigen das Motiv schon in vielen Variationen in der für Assyrien vorbildlich gewordenen klassischen Zeit der Hettiter, der Zeit von Tell Amarna, dem 15.-12. Jahrhundert, wie in der späten assyrisch beeinflußten Epoche der Sargoniden. Es ist das nur ein Beispiel von vielen für die starke Abhängigkeit der assyrischen Kunst und materiellen Kultur von der älteren kleinasiatischen Khattikultur, wie sie ja die Historie so nahelegt. Daß dieses charakteristische Motiv der assyrischen Baukunst in Babylonien fehlt, beleuchtet einerseits die großen Unterschiede zwischen assyrischer und babylonischer Kunst, macht andererseits für das Persische ein Mittelglied unbedingt notwendig.

Seit der Zerstörung durch Kyaxares und Nabopolassar lag Ninive und mit ihm die anderen assyrischen Städte in Trümmern. Wie gründlich die Zerstörung war, ist durch Xenophon und die Alexander- Historiker bekannt und durch die Grabungen bestätigt. Der Kyroszylinder (Zl. 3o) lehrt, daß in Assur bis auf Kyros' Zeit keine Stadt mehr existierte. Ebenso lag Susa, welches bis auf Nabunaïd zum neubabylonischen Reiche gehörte, in Trümmern und wurde erst unter Dareios wieder erbaut. Zwischen den Monumenten von Assyrien und denen der Persis liegt Raum und Zeit des medischen Reiches, und das postulierte Zwischenglied zwischen beiden kann und muß nirgends anders als in Medien und seiner Hauptstadt Egbatana gesucht werden.

Das Festungstor trägt in vier Bleichlautenden Exemplaren über den Torkolossen die dreisprachige Inschrift des Xerxes (Xerx. Pers. a., bzw. D), über die ich im vorhergehenden Kapitel schon gehandelt habe.

Die Bedeutungsnuance des hier genannten Namens des Tores visadahyu: „alle Völker habend, alle Völker, Länder zeigend" ist verschieden ausgelegt worden. Wenn man dabei an einen hyperbolischen Ausdruck für die prachtvolle Aussicht dachte, die man von dort aus über die Ebene Marwdasht genießt, so verkennt man den Zweck des Gebäudes und legt den Alten moderne Empfindungen unter. Aber auch eine Beziehung auf Orthostatenreliefs, welche alle Völker dargestellt hätten, ist kaum richtig, obwohl ja Orthostaten vorhanden waren und die Darstellung der Völker ein Hauptthema der persischen Kunst ist. Aber von den Orthostatenreliefs ist nichts erhalten, und es hätte unter anderen die große Halle des Xerxes den Namen infolge der Darstellung der langen Tributzüge in viel höherem Maße verdient. Eher wird man den Namen interpretieren dürfen : „Tor, durch das alle Völker eingehen müssen", nämlich zu der am Neujahrstage stattfindenden Darbringung des Tributes.

Jedenfalls ist der Name nur ein Prunkname und in dieser Benennung eine alte Tradition von Assyrien und Babylonien her zu erkennen. Dort sind solche Prunknamen gang und gäbe, und es bieten sich in dem „tarbas ni§ê", dem „Völkerhofe" Adadniraris I. von Assur, in dem „abul gurgurri "sa dûri danni nirib kal matâtê sanikat malkê", dem „Metallarbeiter-Stadttor der starken Mauer, dem Eingang aller Länder, dem Tor der Fürsten", welches Salmanassar II. erbaute, schließlich in den Namen der Teile der Nebukadnezarburg vollkommene Analogien dar.

Von einem zweiten ganz ähnlichen Torwege sind nördlich vor dem Hundertsäulensaal des Dareios geringe Reste festgestellt worden.

Auf Tafel XVI und Abb. 45 erblickt man im Hintergrunde zwei von drei phantastisch gestalteten Felsenbergen, welche im nördlichen Teile der Ebene Marwdasht liegen. Sie werden Qale i Istakhr, Milan Qale oder Qale i sarw und Kuh i Ramgird genannt. Auf Tafel XVI erscheint hinter den Säulen Milan Qale, die Mittelburg. Die wenig besuchten Ruinen beschreiben Morier, Ouseley und Flandin'). Was man an der Oberfläche sieht, scheint durchaus erst der islamischen Epoche anzugehören, selbst einer sehr jungen Zeit, denn Shah `Abbas zerstörte die Burg erst, die noch im 16. Jahrhundert Staatsgefängnis

') Voyage en Perse par Flandin et Coste, Relation de voyage, I, I, pag. 14o ss. — Vgl. Nöldeke, 1. c., Persepolis, pag• 144/145. — Pietro della Valle fand die Burg I621 in Trümmern.