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0131 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 131 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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I19

das Interkolumnium von 3 Durchmessern erreicht, sonst aber die Abstände zwischen i / und 2 unteren Durchmessern schwanken. — Eine zweite Erscheinung, die bei der guten Erhaltung vieler Säulen sehr ins Auge fällt, ist die ungewöhnliche Schlankheit dieser Säulen. Das Verhältnis des Durchmessers zur • Höhe beträgt I : I2 und darüber; im ionischen Stil bleibt dagegen die Proportion unter I : io, im attisch-ionischen variiert sie zwischen I :7 und I :9#.

Diese beiden Umstände zeigen deutlich genug, daß diese gewaltigen Steinsäulen einer Bauweise angehören, bei der nicht allein das Gebälk, sondern auch die Stützen in Holz ausgeführt waren. Nur die lange Ubung des Holzbaues schafft ein Formgefühl, das von solchen Proportionen befriedigt wird.

Antike Holzsäulen sind natürlich nicht erhalten. Wohl aber hat sich die Bauweise in Persien sowohl in der hohen Baukunst, wie in der bäuerlichen Bauübung bewahrt. Sowohl im Gilan und Mazandaran wie in den Gebirgsgegenden des Fars, in die die alte wirklich persische Bevölkerung zurückgedrängt ist, den Weinbaubezirken von Béida, Khullar und Shill'), besitzen die Wohnhäuser offene, pfostengetragene Vorhallen. Der hölzerne Stamm steht auf einem ziemlich hohen, notdürftig gerundeten oder von Natur so geformten Steine. Ein Astende bildet den Kopf. Darauf liegen ein oder mehrere Querstücke, die als Sattelholz dienen und das darüber gestreckte Gebälk aufnehmen. Eine solche Stütze ist eine technisch wohlgebildete Form, mit mehreren struktiv notwendigen Gliedern : die hohe, breite Steinbasis gibt dem Stamm ein gutes Auflager und Fundament und schützt das Holz gleichzeitig vor der zersetzenden Feuchtigkeit des Bodens. Das Astende, der Kopf des Stammes, gibt sich zur Befestigung der Sattelhölzer her, und diese wieder, mit ihrer charakteristisch länglichen Form, geben dem Balken das geeignete Auflager, welches der schlanke runde Schaft versagt.

In der Baukunst der Sefewiden-Epoche spielt dasselbe Bauelement eine dominierende Rolle. Dadurch unterscheiden sich die Sefewidenbauten von Isfahan und Shiraz wesentlich von der islamischen Baukunst Indiens, Syriens, Ägyptens und Spaniens, und es ist kein Zweifel, daß darin, in dem konservativen Persien, alte Traditionen wieder aufgelebt sind. Die großen Säulenhallen von Cihil Sutiln, Hasht i bihisht und Ainekhäne — Bauten, die auch im Grundriß sich als Nachkommen der altpersischen Bauten erweisen — haben Schäfte, die an Schlankheit ihre achaemenidischen Ahnen weit überragen. Diese Holzsäulen stehen auf hohen steinernen Basen ; ein auch in der Dekoration interessantes Beispiel sind die Säulen der Vorhalle von Cihil Sutün in Isfahan2). Die Löwenbasis zeigt das Zurückfließen einer ursprünglich kleinasiatischen Form aus Indien nach Persien.

Auch in achaemenidischer Zeit scheint der Holzsäulenbau durchaus verbreitet, sogar vorherrschend gewesen zu sein. Holzsäulen auf Steinbasen besaßen das Taara des Dareios, das „hadish" des Xerxes, das SO.-Gebäude (bei Stolze I, I ) und wahrscheinlich auch der Palast Artaxerxes' III., wie der Befund der Ruinen beweist. Dem Holzsäulenbau entsprach das Gebälk : runde oder nur waldkantige Hölzer, keine Balken von rechteckigem Querschnitt, sind die eigentlich tragenden Elemente der Gebälke und Decken. Mit Brettern waren sie kastenförmig ummantelt. So zeigen es ganz deutlich die vielen Einarbeitungen an den steinernen Pfeilern zu Persepolis. Chipiez' Rekonstruktionen der Gebälke und Decken sind technisch unwahrscheinlich und widersprechen den erhaltenen Spuren.

Das struktive Substrat dieser iranischen Säulen, der modernen bäuerlichen wie derer der Sefewidenzeit wie der antiken, ist die hohe steinerne Basis, der überschlanke Schaft, das Sattelholz mit länglich-rechteckiger Auflagerfläche. Das Astende des Schaftes kann als Kapitell ausgebildet sein, ist aber nicht ein notwendiges Glied. Damit tritt diese Säule in entschiedenen Gegensatz zur ägyptischen und dorischen, welche auf ganz anderen Prinzipien beruhen, nicht aber zur ionischen. Bei aller Variierungsfähigkeit behält diese Klasse der Säulen ihre Familienähnlichkeit. Die Vielteiligkeit der Struktur bedingt auch die Mannigfaltigkeit des äußeren Dekors. So spiegelt an dem Beispiele der Palastsäule von Persepolis

') Vgl. Peterrnanns Mitteilungen, 1907, April, E. Herzfeld, Eine Reise durch Lûristan, Arabistan und Fars,

pag. 87.

') F. Sarre, Denkmäler persischer Baukunst, Berlin 1909, Tafel LXIX.