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0136 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 136 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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Zendjirli stammendes Beispiel. Koldewe.y1) setzt in seiner Rekonstruktion dieses Glied gleich über die Basis und schließt, da sich dieses Zwischenglied nach oben etwas verbreitert, auf einen sich nach oben verbreiternden Schaft. Nun zeigt das Relief aus Ninive weder diese Einschnürung über der Basis, noch die Verbreiterung des Schaftes. Der obere Teil der Säulen und ihre Kapitelle sind leider nicht erhalten.

Eine andere Deutung des fraglichen Gliedes glaube ich an einem

\..   scheinbar, aber nur scheinbar, ganz entlegenen Beispiel gefunden zu

haben. An den Pfeilern des Vihära hinter der Stüpa von Sanchi2) (Abb. 55) (vermutlich aus der Zeit Açokas um 26o v. Chr.) findet sich eine Einschnürung am Halse der quadratischen Pfeiler, unterhalb des an archaische ionische Kapitelle erinnernden Sattelholzes. Der Querschnitt der Einschnürung ist hier achteckig, und die eingeschnürten Teile des Schaftes enden unten in aufsteigende, oben in niederfallende Blattformen, deren Ähnlichkeit mit dem von Koldewey publizierten Stück aus Zendjirli nicht zu übersehen ist (vgl. Abb. 52). Andere Beispiele aus Indien lassen sich mehrere nachweisen, besonders an den Säulen der von Grünwedels) als persisch-indisch charakterisierten Gattung aus der Açoka-Epoche und deren Nachkommen. Demnach wird man in Übereinstimmung mit dem assyrischen Relief annehmen

Abb. 55. Pfeiler vom Vil,ilra in Sänchi. dürfen, daß das eigentümliche Zwischenglied oben am Säulenschafte

unterhalb des Kapitelles oder des Sattelholzes angebracht war. Dann aber darf diese Einschnürung, und das motiviert die Berechtigung des Vergleichs mit den indischen Säulen — als ein dem seltsamen Volutenglied der persischen Säulen analoges Gebilde aufgefaßt werden, welches ja auch die engste, eingeschnürteste Stelle der Säule ist. In beiden Fällen ist das Architekturglied nur aus der Möbelkunst heraus zu begreifen : in diesem Falle ist es eine Drechselform. — Die Kapitelle der hettitischen Säulen kannte man bisher nicht. Im November 1907 fanden Sarre und ich das eigenartige Marmorkapitell, Abb. 56, in Raqqa am Euphrat, auf einem islamischen Friedhofe an

I) Koldewey, 1. c., Abb. 89, pag. i96. — F. v. Luschan sagte mir, daß Koldewey von dieser Rekonstruktion abgekommen sei, und auch die ganze hettitische Säule aus der Möbelkunst erkläre. Während der Korrektur erscheint Nr. 49 der Mitt. der Deutsch. Orient-Ges., Mai 1909, und darin pag. 24-29 die Publikation assyrischer Pfeiler und Kapitelle. Diese Stücke sind, das ist zunächst zu betonen, wie immer in Assyrien, keine architektonischen Säulen, sondern gehören der Klasse der Stelen an, für die als Beispiel die Stele bei Place, Ninive, pl. 34 (= Perrot-Chipiez II, pag. 270) dienen möge. [Dies Beispiel, im Vergleich mit bronzenen Möbelhülsen, Layard Mon. I, pl. 96 muß für die Bestimmung der Säulen der Tombe brisée bei Arslantash, F. v. Reber, a. a. O. pag. 26, Fig. 2, woran sich eine so lebhafte Kontroverse geknüpft hat, benutzt werden.] Formell ist besonders die leicht konkave Kannelur der Pfeiler, die Kalathos-Form des Kapitells, das Profil seiner Wulst und die Andeutung der Blattreihen zu bemerken. Als blättergeschmücktes Kalathos-Kapitell gehört dies Stück in die Reihe der ägyptisierenden Elemente, wie sie in der assyrischen Möbelkunst vorkommen, vergl. den Kopf der Mittelstütze eines Opfertisches Asurbanipals, Phot. Mansell & Co. 494, bei Puchstein, Die ionische Säule, Leipzig 1907, Abb. 38 und 39. Mit dem korinthischen Kapitell, dessen ältestes Beispiel bekanntlich das Kapitell von Phigaleia ist, hat dieses Kapitell natürlich keine unmittelbare Beziehung, auch keine mittelbare. Die bei diesen Pfeilern konstatierte Verbreiterung des Schaftes nach oben kann man allerdings verwenden, um auch für hettitische Säulen das gleiche anzunehmen. Ob sich das bestätigen wird oder nicht, ist abzuwarten. Bei den assyrischen Stücken spricht sich darin unmißverständlich der Möbelcharakter aus: das sind Möbelbein-Formen. Weder dieses Kapitell, noch das von Place aus Fragmenten kompilierte Kapitell von Ninive, Perrot-Chipiez II, pag. 116, dürfen so gedeutet werden, als hätte je eine assyrische Säulenbaukunst bestanden.

2) Preservation of National Monuments, Great Buddhist Tope at Sanchi, Bopal State, 1885, Pl. V.

') Handbücher d. Kgl. Museen, Buddhist. Kunst in Indien, A. Grünwedel, Berlin 1900, pag. 17. — Vgl. Cunningham, A. S. I. (Rep.) V. 1872-73, Pl. XLV. XLVI. 187, 188. — Ders., Bharhut, London 1879, Pl. X. — Budgess, Cave temples of India, Pl. XVI, XCVI.