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0137 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 137 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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der SO.-Ecke der alten Stadtmauer. Nach Analogie anderer solcher Einzelfunde gehört es der spätrömischen oder frühbyzantinischen Epoche von Raqqa-Nikephorion an. Ihre Deutung fand diese merkwürdige Form erst nach dem Erscheinen von v. Oppenheims Schrift : Der Tell Halaf` ), wo im Hintergrunde auf Abb. II ein erstes Beispiel eines hettitischen Kapitells zu sehen ist. Ich verdanke Freiherrn

von Oppenheim die auf Abb. 57 mitgeteilte Photographie dieses Kapitelles. Außer dem Kapitell von Raqqa, welches als atavistisches Nachleben viel älterer Formen zu denken sein dürfte, kenne ich keine weiteren Beispiele. Das hettitische Kapitell ist auf dem Achteck aufgebaut. Die Details passen

Abb. 56. Kapitell aus Raqqa.   zum Stile der Einschnürungsglieder.

Ob über dem Kapitell ein Sattelholz saß oder nicht, bleibt zunächst offen.

Die verschiedenen Beziehungen der hettitischen Formen zu denen des paphlagonisch-iranischen Kreises erklären sich wohl aus einer gegebenen gemeinsamen struktiven Unterlage und einer Übertragung einiger äußerer Formen im einzelnen. Zu letzteren kann man die tierförmigen Sattelhölzer rechnen, denn bei Säulen solchen Charakters ist es kein essentieller Unterschied, an welchem Gliede, ob an der Basis oder am Kapitell, einzelne Dekorationselemente auftreten. Die struktive Unterlage aber dürfte, als von der Natur gegeben, in beiden Fällen voneinander unabhängig aufzufassen sein. Die Beziehungen der iranischen Formen zu den indischen sind historisch leicht zu verstehen. In Indien hat die altpersische Baukunst eine für die ganze ostasiatische sehr bedeutsame Nachfolge gefunden.

Fassen wir die Ergebnisse dieser Analyse des persischen Säulenbaues zusammen: Die struktive Substanz der Säule und einige wesentliche Formen finden sich in Medien und Paphlagonien, wohl auch Armenien, bereits in medischer Zeit und den voraufgehenden Jahrhunderten vorgebildet. Sie berühren sich darin mit den hettitischen Säulen. Die spezifische Ausbildung der Einzelformen ist abhängig von der Möbelkunst und hat auf diesem Wege einige armenische, assyrische und ägyptische Elemente aufgenommen. An diesem Teile der persischen Baukunst ist also zu verfolgen, was Puchstein2) von der ganzen persischen Kunst sagt, daß sie „einst all die Errungenschaften und künstlerischen Tendenzen, die in dem kolossalen vorderasiatischen Reiche bestanden, geerbt und daran anknüpfend Neues und Bedeutendes geschaffen hat", daß aber unter diesem Überkommenen auch, was viel bedeutet, alte, eigene Elemente enthalten waren.

  1. Der alte Orient, Vord. Asiat. Ges. X, 1. Berlin 1908.

  2. Puchstein, Die Ionische Säule, Leipzig 1907, pag. 38.

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Abb. 57.

Phot. v. Oppenheim.

Kapitell vom Tell Halaf.