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0141 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 141 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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in Persepolis erst in der Entstehung. Das Hinterhaus gruppiert sich streng symmetrisch um einen Hof, in dessen Achse ein Sommer- und ein Winterliwan liegen. In der Ausstattung ist das alte Motiv der zahllosen Türen, Fenster und Nischen bewahrt. Sie sind alle von gleicher Form: ein architravierter Halbkreisbogen, eingerahmt von einem oben mit der alten persischen, ägyptisierenden Hohlkehle gekrönten, rechteckigen und ebenfalls profilierten Gesimse. Es ist so ungeheuer charakteristisch, wie hier die alten achaemenidischen Formen durch das Medium des Hellenismus gegangen sind, daß es niemandem hätte einfallen dürfen, den Bau für achaemenidisch zu halten. Es gab einst gegen 30o solcher Umrahmungen, und es sind noch über zoo erhalten. Überall, wo der Gipsstuck erhalten ist, haben sie den reinen Kreisbogen. Das muß hier konstatiert werden, weil man die Skizze eines beschädigten von diesen wo Halbkreisbogen zum Nachweis des Hufeisenbogens in der sasanidischen Baukunst verwandt hat'). —

Die Außenmauern haben eine wundervoll einfache und monumentale Dekoration : oben im Bogen verbundene überschlanke Halbsäulen, von 3,79 m Achsenweite und etwa achtfacher Höhe, eine Nische mit doppeltem Rezeß umschließend. Wie alle Blendarchitekturen und Nischenfolgen der sasanidischen Denkmäler ist auch dieses Beispiel nur aus der hellenistischen Baukunst zu erklären, wo solche an keinem Baue fehleng).

Ardashirs Sohn Shapür I. (242-272) ist der Erbauer des Palastes von Ktesiphon, der den Arabern als eines der Weltwunder gilt, und dessen Ruine heute Tag i Kisra, in älterer Zeit !wan Kisrâ genannt wird. Yagüt (I, 425) zitiert Hamza al Isfahani (Anfg. d. 4. Jahrhunderts H.) : „Ich habe in einem von Ibn al-Mugaffa` [aus dem Pehlewi] übersetzten Buche gelesen, daß der in al-Mada'in noch existierende Iwan von Shapür S. d. Ardashir erbaut wurde." Gegen diese unsere beste Autorität Ibn al-Mugaffa` Rözbih (gestorben um 140/757) kann Hamzas anderer Gewährsmann, sein Zeitgenosse der Ober-Möbedh Umaid ibn Ashühast nicht aufkommen, welcher meint, al-Mansür abü Dja`far habe den Palast Shapürs zerstört, und die berühmte Ruine sei erst ein Bau des Khosraw II. Parwêz. Es liegt hier eine legendäre Verwechslung des Iwans mit dem „weißen Schlosse", koshk sepzd oder al qasr al abjad vor, wie deutlich aus Ja`gübi (pag. 32o-321) hervorgeht. Restaurationen, von welchen die Ruine allerdings nichts unmittelbar mehr erkennen läßt, haben sicherlich in späterer Zeit stattgefunden. So kann ja der bei Qazwini (II, 304, II) erwähnte Wandschmuck in Malereien und Goldrelief, darunter die Belagerung Antiocheias durch Khosraw Anösharwän, frühestens diesem Könige angehörens). Der Bau selbst muß älter sein. In seinen gigantischen Dimensionen übertrifft er den Palast Ardashirs bei weitem. Die Halle hat (vgl. Abb. 59) rund 25 m Breite und 47 m Tiefe. Infolgedessen erscheinen hier je 5 orthogonal gerichtete Nebenräume. Die Widerlagsmauern der Tonne hat man nur einmal, in der Achse des vordersten Nebenraumes, durch eine Tür zu unterbrechen gewagt. Als neu tritt gegenüber Firüzabad auf, was von nun an bleibt, was aber in Hatra4) schon in älterer Zeit vorliegt, daß die Front durch ein zu den Nebenräumen führendes Tor durchbrochen wird. Von dem hinter der Halle gelegenen Saale sind nur Andeutungen

  1. Strzygowski, Kleinasien, ein Neuland, Leipzig 1903, pag. 31, nach Dieulafoy.

  2. Es ist einfach unmöglich, sie mit den Scheintüren der um 31/2 Jahrtausende älteren Mastaba's des alten Reiches zu verknüpfen, welche die aus Nilschlammziegeln, Holz und bunten Matten konstruierten Portale des Königspalastes darstellen, und ebensowenig mit dem Rillenmotiv der um r bis 2 Jahrtausende älteren assyrisch-babylonischen Bauten, wie es Strzygowski (1. c., pag. 39) möchte, der an dieser Stelle geneigt scheint, Firüziib id mit Dieulafoy für achaemenidisch zu halten. Natürlich fehlen da alle Zwischenglieder. Gewagt, aber immerhin zu verteidigen ist es, wenn man in dieser speziellen Ausbildung des hellenistischen Motivs, an den veränderten Proportionen den alten ungriechischen, orientalischen Geist, das alte Formgefühl wiedererkennen will, wie etwa Perrot.

') Zu der arabischen Oberlieferung über Ktesiphon, vgl. Nöldeke, Tabari, passim. — M. Streck, Die alte Landschaft Babylonien n. d. arab. Geographen II, Leiden 19or, pag. 246-79, wo viele andre Literatur zitiert ist. A. v. Gutschmid, Kleine Schrift. III, Leipzig 1892, pag. 38/39 (Shapûr b. Ashk). — Ritter, Erdkunde X, 162 ff. — Ed. Meyer, bei Ersch & Gruber, II Sect. Bd. 40, pag. 156/57.

4) Transactions of the Royal Inst. of Brit. Architects, VII, New Series, London 1891, R. Phené Spiers Sasanian Architecture, pag. 37-68. — Neuerdings: Wiss. Veröff. d. D. O. G., IX, Leipzig 1908. Hatra, v. W. Andrae.

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