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0148 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 148 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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B. Festungstor, Xerxes.

a) Stierkolosse (87), — geflügelte Stiermenschen (88). — Tafeln XVI—XIX,

Abb. 47, 48. —

Sehen wir also von den religiösen Darstellungen auf den Fassaden der Felsengräber ab, so wird die ganze ungeheure Menge der Reliefs von Persepolis von sechs Motiven bestritten :

  1. Die Tier über f a 1 1 u n g e n , von ganz stereotyper Form und hauptsächlich dekorativer Bedeutung. Das uralte, von der assyrischen Kunst in zahlreichen Varianten gekannte Motiv tritt nur in einer Form auf, der Löwe, der den Stier überfällt. Wie so oft hat sich aus primitiver Vielheit eine klassische Form entwickelt. Dies Symplegma erscheint ausschließlich und stereotyp zur Füllung dreieckiger Zwickel, also naturgemäß an Treppenanlagen. Da es aber hier immer im Zusammenhange der Tributzüge auftritt — die einzige Ausnahme auf Tafel XXII widerspricht dem folgenden durchaus nicht — und die ganzen umfangreichen Tributzüge durchaus als eine inhaltliche Einheit aufzufassen sind, so ist es wohl richtig, auch die Symplegmata aus den Tributzügen zu deuten. Die Symplegmata haben eine ursprünglich astrologische Bedeutung. Das ursprüngliche altpersische Mondjahr begann mit dem Bagajadish, dem Monat des Festes des „Opfers des Baga", d. i. Mithra, dem späteren Mihragan, aus dem die Griechen mißverständlich ein Fest der „uarqovia", der Tötung des Magiers, gemacht haben' ). Die Verehrung des Mithra ist uralt, und die Einführung der Statuen in seinen Kult (Beross., Fragment 16) unter Artaxerxes II. ist nicht mit der Verehrung des Gottes überhaupt zu verwechseln. Vielleicht bezieht sich das Symplegma von Löwe und Stier ursprünglich auf das Frühlingsäquinoktium, den Anfang des Sonnenjahres, und ist schon früh in fertiger Gestalt auf das altpersische Mondneujahr übertragen. Erst 410 v. Chr.2) ist in Persien das awestische Wandeljahr, mit dem Frühlingsäquinoktium als Epoche-tag eingeführt. Aber die Bedeutung des alten Mihragan als Neujahrsfest ist noch lange bewahrt. Nach Strabon XI, 14 liefert Armenien seinen jährlichen Tribut von 2000 edlen Fohlen dem Großkönige am Feste ilhavdxava. In Balkh, wo um die Zeit der islamischen Eroberung längst der Buddhismus die herrschende Lehre war, ist ein Beispiel dieser Sitte noch um 32 H. (652/53 Chr.) bekannt$). Die Sitte des Festes selbst, wie der Ablieferung der Steuern und Tribute hat sich in ganz Persien erhalten. Das Fest heißt heute Nôrüz, Neujahr, und stammt aus der vorislamischen Zeit. Aus früher islamischer Zeit berichtet darüber Bérüni'), es begegnet uns in der Geschichte vom verzauberten Pferde in ioox Nacht, und wird noch heute so gefeiert. Die große Tributzugsprozession fand am Mihragan statt, und die ganze Komposition der Reliefs ist eine Einheit, also wird man mit Recht in dem Symplegma das Datum dieses Tages erblicken. Auf eine seltsame Parallele möchte ich hier aufmerksam machen : Auch auf dem bekannten Obelisken Salmanassars II. (842 v. Chr.) findet sich auf dem vierten Felde der Frontseite (Photogr. W. A. Mansell & Co., 405), aus der übrigen Darstellung des Tributzuges völlig herausfallend, hier in viel naturalistischerer Art als in Persepolis, das Bild eines Löwen, der einen Hirsch überfällt.

Der Gruppe der Symplegmata reihen sich die wenigen sonstigen Darstellungen von Mischtieren an, nämlich die zwei Beispiele eines hockenden Greifen (?), von denen nur die unteren Teile erhalten sind (Obersicht 2a), und die Torkolosse, über die ich in dem Kapitel zu Tafel XVI bis XIX gesprochen habe. —

  1. Der K ö n i g im K a m p f mit verschiedenen Tieren und Ungeheuern (Abb. 62). Dies sind symbolische Darstellungen, die offenbar die Macht des Königtums apotheosieren, indem sie unter der Gestalt des Königs und der Ungeheuer verschiedene Formen des Kampfes zwischen gutem und bösem Prinzip, zwischen Auramazda und Ahriman darstellen'). Am Hundertsäulensaal ist die Serie, zu der

') Vgl. Marquart, Untersuchungen zur Gesch. v. Eran, I, 231 (63) ss. und II, 129 ss.

2) Ders. II, 134.

') Marquart, 1. c., pag. 134, nach Tabari I, Ny.r , 9 ff.

') Sachau, Albiruni, London 1879. pag. 199-204 der Übers., ply des Textes.

s) Vgl. Justi, Gesch. d. alt. Persiens, Onckensche Sammlg. pag. 107.