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0150 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 150 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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Wie das ganze Kampfmotiv, so stammt auch zweifelsohne dieses Mischwesen aus der altbabylonischen Kunst. Doch findet sich der gleiche Typus weder im Babylonischen noch im Assyrischen. Am nächsten

steht ihm das Monstrum, welches die sog. Höllentafeln hält, von dem das Louvre und das Konstantinopeler Museum Beispiele besitzen'). Dieses Monstrum hat einen anderen Kopf und vier Flügel; Leib, Beine und Skorpionschwanz stimmen aber überein. Den Federkamm teilt das persische Ungeheuer mit den assyrischen weihwassersprengenden, vogelköpfigen Genien.

Das zweite Ungeheuer unterscheidet sich von seinem Gegenstück durch den gewaltigen Vogel-

schnabel, der wie ein Papageienschnabel geformt ist, durch die Widderhörner und den Federschweif eines Vogels. Dieser Greif zeigt Verwandtschaft mit dem ohne genügenden Grund als Labbu oder Tiâmat bezeichneten Ungeheuer, von dem das British Museum ein aus Nimrûd stammendes Exemplar besitzt2). Die Kopfbildung ist eine andere, doch stimmen Klauen, Tatzen und Federschweif überein. Ein Vergleich mit der feinen persischen Plaquette der Bibliothèque Nationale') lehrt, daß dieses Ungeheuer zwei Hörner besitzt, die in den Kampfszenen von der Hand des Königs gewaltsam zusammengebogen sind. Doch kann man über dem Daumen der Hand, wie bei den Ohren des Löwen, die beiden Spitzen der Hörner deutlich unterscheiden. Einhorne sind diese Greifen nicht, so wenig an den Kapitellen oder sonst in der altorientalischen Kunst Einhorne vorkommen.

Die nur einmal, in einer Türlaibung des Tacara, vorkommende Darstellung des löwenwürgenden

Königs hängt aufs engste mit der an den Toren der Sargonidenzeit üblichen Gestalt des löwenwürgenden Gilgamesh zusammen. Hier wäre es am ehesten erlaubt, an eine direkte Übertragung zu denken, die sich in den anderen Fällen immer als unmöglich erweist. Aber die Abweichungen in Form und Komposition, andererseits die kanonische Unveränderlichkeit der Themata der persischen Skulptur, zwingen auch hier zu der Annahme, daß wir nur das Ende einer Entwickelung vor uns sehen, die sich im wesentlichen in der Kleinkunst abgespielt hat. Und das genauere Studium der persischen Kunst führt zu diesem Resultat immer wieder. Da aber die persische Kunst unter Dareios und Xerxes ja ein ganz junges Gebilde und dennoch die letzte, abgeschlossene Stufe einer Entwickelung ist, und da es sich immer wieder um Zusammenhänge mit Assyrien handelt, so ergibt sich der Schluß, daß alle diese Entwickelungen bereits in Medien stattgefunden haben, und daß dort nicht allein für die Kleinkunst, sondern auch die Umsetzung in die große Kunst die Übergänge und Zwischenstufen zu suchen sind. In keinem Falle liegt ein spontaner Eklektizismus vor.

c) Die Diener in verschiedenen Funktionen geben offenbar bestimmte Hofämter wieder,

von denen die griechische Literatur und die Bibel so viele nennt. Zu trennen sind dabei die von den persischen Großen besetzten Ämter und diejenigen, welche von Dienern und Eunuchen ausgefüllt wurden, ebenso die militärischen und die zivilen Ämter. Dieses Ämter- und Titelwesen, welches wir unter den Sasaniden so ausgebildet finden, geht auf die achaemenidische Zeit zurück und wird in der Kyroslegende bei Ktesias wie bei Herodot schon in medischer Zeit vorausgesetzt. Pseudo-Aristoteles (.Re(,l x6ouov 398a) nennt unter den Adelsämtern die do(uv6voi und 14FgdacovrE; des Königs, zu denen man Aspathines, Gobryas und die Gestalten der diensthabenden Offiziere zählen mag. Auch in den Inschriften nennt Dareios seine Generale „meine Diener". Dazu gehören auch die ohaxovazai des Königs. Über die größten Ämter, dem GroBwesirat entsprechend, die in den Händen der Kommandeure der Garderegimenter lagen, haben Justi`) und Marquart') ausführlich gehandelt.

Über die Tracht der untergeordneten Diener ist zu bemerken, daß die Begleiter des Königs immer das medische Gewand tragen. Wo sie dem aus dem Palaste tretenden Könige folgen, tragen sie den Kopf-

9) Rev. Archéol. 2879, p1. 25, Perrot-Chipiez, II, 363/64.

') Layard, A second series from the monuments of Ninive, plate 5.

  1. Phot. Giraudon B S71., Collection Luynes, Perrot-Chipiez V, pag. 580.

  2. Justi Z. D. M. G. 1896, 5o. pag. 659-664, Der Chiliarch des Dareios. ') Marquart, Untersuchung I, 224 (56) Hazarapet.