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0152 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 152 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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knauf, die Linke hängt herab. In einer abwartenden Haltung stellt er einen diensthabenden Offizier dar, der der Befehle des Königs gewärtig ist. Bei großen Zeremonien fehlt diese Gestalt und ist vertreten durch die beiden größten Würdenträger, Gobryas, den Lanzenträger, und Aspathines, den Streitaxt-träger des Dareios').

Die treppensteigenden Diener, abwechselnd in medischer und persischer Tracht, erscheinen wie mit den Vorbereitungen eines Festmahles beschäftigt. Man lese das Festmahl des Ahasver (Xerxes) im Buche Esther 1. Diesen Charakter der Darstellungen hat schon Lassen') hervorgehoben. Da diese Art mehrfach mit den Tributzügen vereint vorkommt, und auch das Symplegma dabei auftritt, so liegt die spezielle Deutung auf ein Festmahl am Mihragânfeste nahe. Dieses Mahl, bei dem sich nach Duris von Samos (Fragment 13 bei Athenaeus X 45, p. 434 D) der König öffentlich betrinken durfte, gab Dareios und seinen Mitverschworenen die Gelegenheit zur Ermordung des Gaumata.

  1. Die Tor h ü t er und Garden (Abb. 64), denen auch die Bogenschützen des Louvre aus Susa

zugehören, sind die TO.axEç zwv xEecßô2 ov, xtr2w(,of, XE,oar(dcvv zapiat des Aristoteles.   Die Garden
werden aus 10 medischen, persischen und susischen Regimentern gebildet, von denen uns Herodot (VII, 40, 83) und Herakleides von Kume (bei Athenaeus XII, pag. 514 B) Schilderungen hinterlassen haben. Viele Einzelheiten der Schilderungen werden bestätigt : die Schilde der Torhüter sind die yE'ppa; sehr charakteristisch ist der Ausdruck xapa coezl /JEVa für das eigenartige Wehrgehenk des persischen Dolches (OzEetfdcov), welches ganz wie unsere Säbelkoppel, aber mit zwei Schweberiemen getragen wird. Wenn die Restauration der archers des Louvre richtig ist, so sieht man auf ihnen den Lanzenschuh in Form eines silbernen oder goldenen Apfels, nach dem diese Regimenter fO)2oyAoc genannt wurden. Bemerken möchte ich, daß auf dem großen Tributzuge die Garden der linken Hälfte einen solchen Apfel in der Hand zu tragen scheinen.

  1. Ober das Gegenständliche der T r i b u t z ü g e habe ich schon im Kapitel zu Tafel III gehandelt. Hier möchte ich sie vom künstlerischen Gesichtspunkte betrachten. Die ganze Komposition überzieht als einheitlicher Schmuck die ganze lange riesige Fläche der Treppenmauer. Die Bewegung der ganzen Szene richtet sich von beiden Seiten auf die Mitte zu, der die kleine Treppe vorgelagert ist. Der linken Hälfte mit ihren langen Reihen von Garden hält die rechte mit den tributbringenden Völkerschaften das Gleichgewicht, so daß eine inhaltliche Symmetrie auf die Mittelachse hergestellt ist. Die einzelnen Reihen sind durch durchlaufende Rosettenbänder geschieden, und die Teilung der Gruppen des eigentlichen Tributzuges ist durch Zypressen bewerkstelligt. Jede Gruppe nimmt den gleichen Raum in Anspruch. Das Ganze ist ein schönes Beispiel dafür, wie die altpersische Kunst einen solchen großen Stoff ordnet und in einer lange Szenenfolge episch erzählt. Das dem innewohnende Prinzip geht von dekorativen Gesichtspunkten aus und stellt sich in scharfen Gegensatz zu dem schon in der griechischen Vorblütezeit herrschenden struktiven und dramatischen Prinzip. Das Rahmenwerk, das dieser Dekoration unentbehrlich ist ist assyrischen Ursprunges, denn die Assyrer sind es, wie A. Riegl9) gezeigt hat, die den Rahmen als dekoratives Prinzip entwickelt haben, im Gegensatz zu Ägypten und dem Westen. Besonders beziehungsreich aber ist es, daß der gesamte Schmuck stets an den Sockeln und Substruktionen der Gebäude haftet, also noch ganz an die Formbedingungen des hettitischen Orthostaten geknüpft ist, der doch in Persepolis als materielles Substrat gar nicht mehr existiert. In Griechenland begegnet man dem fast nie, und wenn einmal, so sind die kleinasiatischen Einflüsse deutlich : wie an den wundervollen Kroisossäulen des Artemisions, wo das Orthostatenprinzip auf die dem gleichen Kunstkreise entstammende ionische Säule übertragen ist. Man betrachte nur den Blätterkranz, der diese Reliefs oben abschließt, und halte die Blattkränze der orientalischen Säulen und Möbelbeine daneben, um zu wissen, was hier griechisch und was orientalisch ist.

') Vgl. Justi, Der Chiliarch; — Marquart Hazarapet, 1. c.

2) Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenlandes, IV, 1845, pag. 15. ') Alois Riegl, Stilfragen, Berlin 1893. pag. 87.