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0167 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 167 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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TAFEL XXVIII

Pasargadae, Relief eines geflügelten Mannes

Auf einer allein noch aufrechtstehenden Türlaibung des Gebäudes R befindet sich das berühmte Relief. Die reliefierte Seite des Steines blickt gegen NNO, und aus diesem Grunde ist eine gute Photographie nur schwer herzustellen; auch Tafel XXVIII, von allen bisherigen Abbildungen bei weitem die beste, gibt doch nicht alle am Original kenntlichen Details wieder. Das Relief wurde zuerst von Morier, 1811, auf seiner zweiten Reise gefunden und in einer flüchtigen Skizze abgebildet (2nd journey, pag. 118); dann 1818 von Ker Porter in einer sehr treuen Abzeichnung, I, pl. 13. Später von Flandin et Coste, 198, von Stolze im Jahre 1877 photographiert, Tafel 132, von Dieulafoy 1881 gezeichnet (L'art ant. I, pl. XVII und Acropole, fig. 33 und 34), reproduziert von Perrot V, 417, 467/68. — Auf Abb. 71 habe ich die Aufnahmen von Ker Porter, Flandin und Stolze zum Vergleich mit unserer Tafel zusammengestellt; ferner gibt Abb. 72 eine Skizze des Kopfes, die ich an Ort und Stelle ausgeführt und nach Photographien vervollständigt habe; besonders Auge und Mund sind auf meiner Originalskizze deutlicher als auf allen Photographien.

Das Relief steht jetzt allen Witterungseinflüssen preisgegeben und hat im letzten Jahrhundert gerade wesentlich gelitten; nicht durch Menschenhand, wie ich glaube, denn diese ganzen Ruinen von Meshhed i murghâb, von den Eingeborenen als Bauten der Mutter Salomos betrachtet, stehen unter dem Schutze religiöser Scheu.

Der Block besteht aus grauem, jetzt moosbedecktem, feinem Kalkstein und hat bei einer Breite von 158 cm noch eine Höhe von 3i m, wovon 2i m auf die Scheitelhöhe der Figur, 6o cm auf den Sockel entfallen. Das Relief ist flach, aber nicht flächenhaft, sondern weich und rundlich gehalten; die Ausführung ist von der größten Sorgfalt und zeigt eine hohe Herrschaft über den Stein. Trotz der starken Zerstörung sind noch Spuren einstiger Politur vorhanden.

Dargestellt ist eine männliche Gestalt im Profil nach rechts. Das rechte Bein ist ein wenig zurück-, das linke ein wenig vorgesetzt, die Stellung ist nicht als schreitend, sondern als ruhig stehend zu bezeichnen. Der im Profil allein sichtbare rechte Arm ist im Ellbogen leicht gebogen, die Hand ist offen und bis zur Schulterhöhe erhoben. Diese Haltung ist der seit uralter Zeit in der orientalischen Kunst übliche Gestus der feierlichen Rede' ).

Der Kopf, in strengem Profil nach rechts, blickt in den Saal hinein. Die Nase ist an der Wurzel hoch und fast ganz gerade, die Nasenspitze ist zerstört. Die Augen, de face gezeichnet und ziemlich schräg, sind klein und daher nicht sehr naturwidrig aussehend; die Brauen, mäßig geschwungen, treten nicht so wulstig hervor, wie sonst üblich ist. Der Mund ist sehr straff und klein, die Lippen sind schmal und gerade. Das Ohr sitzt etwas zu hoch und zu weit zurück; es scheint einen tropfenförmigen Schmuck zu tragen.

9 Eduard Meyer, Sumer. und Semit. in Babyl., Abhdlg. d. Preuß. Ak. d. Wiss. 1906, pag. 8. — Menant, Rech. sur la glyptique orientale II, 58; l'attitude de l'invocation ou de commandement.

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