National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF Graphics   Japanese English
0174 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 174 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000244
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

162

die Anschauung zu stützen, daß auch jene alten Beispiele keine singulären, sondern typische sind, führe ich noch eine Münze aus Malta an (Perrot-Chipiez II, pag. 292, nach Duruy, Hist. d. Rom. I, pag. 425). — Diese Beispiele lassen sich wohl um einige vermehren, doch wird das Material bei der mangelhaften Kenntnis jener Zeiten und Länder immer ein dürftiges bleiben.

Die wichtigsten Schlüsse aber sind gesichert. Der Typus

des Genius mit den entfalteten Genienflügeln und einer ägyptischen Krone auf dem Haupte läßt sich in Syrien, wo sich hettitische, assyrische und ägyptische Einflüsse von alters her mischten, schon seit dem neunten Jahrhundert nachweisen. Gleiche und ähnliche Motive haben sich weit über Kleinasien und die phönizischen Länder verbreitet. Also ist dieser Typus von den Persern nicht neu geschaffen, sondern schon vorgefunden worden. Von dem Gedanken ausgehend, daß das Relief ein Porträt des Kyros sei, hatte man sich vorgestellt, daß der persische Künstler, um eine bestimmte Idee zu sym-

bolisieren, seinen Helden die Flügel der assyrischen Genien und die ägyptische Krone geliehen habe. Das führte zu dem inneren Widerspruch, daß so etwas eigentlich erst nach der unter Kambyses erfolgten Unterwerfung Ägyptens möglich sei. Diese ganze Vorstellungsweise beruht auf lauter falschen Voraussetzungen. Ein solcher Eklektizismus für den einzelnen Fall ist auch psychologisch nicht überzeugend.

Eine schöne Bestätigung dafür, daß keine unmittelbare Beziehung zu Ägypten vorliegt, ergibt die Betrachtung des Kopfschmuckes. Die seltsamen ägyptischen Kronen sind schon früh im Auslande nachgebildet worden. Für das hier besonders wichtige Kleinasien führe ich den prachtvollen hettitischen Cylinder, im Besitz des Mr. Danicourt, bei Menant II, pag. 18, Fig. 112, an, welcher in die Amarnazeit gehört. Später haben sie die Phönizier auf ihren Kunstindustrieobjekten überall hingeführt. Die voll dem Genius in Pasargadae getragene Krone tragen in Ägypten häufig der Toth und sein Vogel, der Ibis, und der junge Horus. Abb. 77 gibt eine der schönen Bronzestatuetten des Horuskindes des Berliner Museums (I.-Nr. 2381). — Prof. Schaefer weist mich nun auf ein wichtiges Detail hin: Die Scheiben am Stirnrand der Schilfkronen bedeuten Sonnenscheiben und müssen daher im ägyptischen glatt, ungemustert dargestellt sein. In Pasargadae haben sie konzentrische Kreise, als stellten sie ein an ägyptischen Bekrönungen häufiges Ornament dar' ). Daraus gellt hervor, daß der Kopfschmuck einfach dekorativ, ohne Verständnis seines ursprünglichen Sinnes, verwandt ist, und es ist daller auch ohne Belang, ob diese Krone in Ägypten ursprünglich etwa eine Götter- oder eine Königskrone war.

Für die zeitliche Bestimmung des Reliefs ist aus dem ägyptischen Kopfschmuck also nichts zu folgern. Dagegen muß es auffallen, daß der ganze Typus in Persepolis unter dem kanonischen Repertoir der Skulptur nicht vorkommt. Bei Besprechung des Gebäudes S. (Tafel XXX und XXXI) werde ich darauf hinweisen, daß auch der Gegenstand des einen seiner zwei Reliefreste in Persepolis nicht vorhanden ist. Daß dies nicht ein Zufall, sondern darin begründet ist, daß diese Reliefs von Pasargadae einer älteren Zeit angehören, läßt sich aus dem Stile des großen Reliefs beweisen.

Auf den Reliefs von Pasargade gibt es zwei Arten geflügelter Wesen: die Menschstierkolosse des Torgebäudes und die Drachen in den Kampfdarstellungen. In beiden Fällen sind es zweiflügelige Wesen, ein vierflügeliges kommt nicht vor. Die Flügel haben immer drei Reihen großer Schwungfedern. Bei den Torkolossen blättern sich die Federn in freiem, schönem Schwunge auf. Die Drachenflügel dagegen sind gestreckt und haben eine feine, sorgfältige Schraffur, welche die Härchen der Federn darstellt.

1) Vgl. A. Riegl, Stilfragen, Berlin 1893, pag. 97, Fig. 37.

Abb. 77. Horuskind, Bronze in der Agypt.
Abteilung der Kgl. Museen zu Berlin.