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0176 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 176 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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lichen PfeilschuB in die Knie gesunkene König: diese Stellung war ein Normaltypus, den der Künstler beherrschte, nämlich der des knienden Bogenschützen.

Die Gestalt von Kel i Däùd bei Sarpul, über welches Grab ich in Kapitel IV gehandelt habe, ist ein ferneres, seltenes Beispiel dieser Tracht. Leider ist diese Figur nur bis zur Bosse ausgeführt, so daß das Muster der Borte fehlt. (Vgl. Abb. 21.) Ebenfalls nur aus der eigenartigen Silhouette ist zu folgern, daB der König des Audienzreliefs von Kul i Fârâ, das ich in Kapitel XXII—XXV erwähnt habe, das gleiche Gewand wie Teumman und der Genius von Pasargadae trägt.

Die Ausgrabungen von Susa, so weit sie bisher publiziert sind, haben keine Darstellungen elamitischer Könige oder anderes Vergleichsmaterial zutage gefördert. Das ungeheure Material der assyrischen Reliefkunst, deren für Ethnographie und Historie so unendlich wichtige Realien durchzuarbeiten noch kaum ein Versuch gemacht ist, mag noch ein oder die andere Parallele darbieten. Dieulafoy weist bereits auf die Reliefs von Malamir, Lokalfürsten des heutigen Bakhtiarigebietes darstellend, hin. Diese Fürsten tragen in Friedenstracht über dem ähnlichen Untergewande noch ein schalartiges Tuch um Schultern und Brust, an den Hüften gegürtet.

Im Gegensatz dazu finden wir dieses Gewand bei keinem der vielen Völker, die in den Grabreliefs und den Tributzügen von Persepolis dargestellt sind. Und auch mit den achaemenidischen Trachten, weder der persischen noch der medischen, hat diese Tracht irgend etwas zu schaffen. In der Kunst von Persepolis ist kein Platz mehr für sie, sie ist eine veraltete und gehört einem fremden, dem elamischanzanischen Kulturkreise an. Damit wird das Relief sicher in die Zeit Kyros' des Königs von Anzan gestellt. Die symbolische Figur zeigt diejenige Tracht, welche nicht das persische Volk, wohl aber der persische König von Anzan und seine elamischen Großen trugen.

Was der ganze Typus der Gestalt, was die Bildung der Flügel vermuten ließ, was die Tracht beweist, das bestätigt der Typus des Kopfes und die Haartracht. Der Gegensatz, in welchem dieser Kopf zu sämtlichen Perserköpfen von Persepolis steht, ist evident. Diese zeigen alle einen und denselben Typus (vgl. Abb. 87 und 88). Die Nase ist stark, nicht fleischig, als Adlernase gebogen, die Spitze ein wenig hängend; das Auge ist sehr groß, die Brauen stark und hoch geschwungen; die Lippen sind gerade und voll; die Wangen nicht stark hervortretend; das Ohr sitzt verdeckt in ziemlich richtiger Höhe. Die Haare sind sehr lockig, hart und kraus, sie bilden einen dicken runden Schopf im Nacken. Der Vollbart ist ebenso harthaarig und kraus wie das Haupthaar; der Schnurrbart stark und wellig. Der König unterscheidet sich von seinen Großwürdenträgern und Garden nur durch die bedeutende Länge seines Bartes, der tief über die Brust herabfällt und vom Kinn ab in drei wagerechten Streifen gebrannt ist.

Nase und Mund des Genius von Pasargadae sind zu stark zerstört, um Genaues darüber auszusagen. Das Auge aber ist merklich kleiner als bei jenen Köpfen, die Brauen anders gebildet. Die Haartracht ist völlig verschieden. Dagegen stimmt Kopftypus und Haartracht mit dem des Teumman annähernd überein. Bei Besprechung der Reliefs von Bisutün (vgl. unten Cap. XXXIV—XXXV) werde ich auseinandersetzen, daß die Haar- und Barttracht der Meder und Perser auf den persepolitanischen Reliefs (vgl. Abb. 88) eine Weiterbildung aus einer älteren Mode in Dareios' ersten Jahren ist (vgl. Abb. 87). Diese ältere Mode ist aber die assyrische (vgl. Abb. 89), sie kann also nur durch die Meder Dareios übermittelt sein. Die Babylonier tragen seit alters her glatte Haare, keinen gekräuselten Schopf (vgl. Abb. 90). Die Mode der späteren Zeit des Dareios aber bleibt von da an obligatorisch. Wir finden sie bei Xerxes wieder und finden sie in der sasanidischen Zeit. Das schöne Relief von Naqsh i Rustam, Ardashir I. und Ormuzd darstellend (vgl. Abb. 24 ), zeigt noch den gleichen Typus auf einer jüngeren Stufe. Die späteren Köpfe sind von hier aus in anderer Richtung weiterentwickelt. Der goldene Bart der Khosroen regt den Gedanken an, ob der lange Bart der Achaemeniden etwa auch schon ein künstlicher war. Jedenfalls liegt es so, daß unter Kyros die Tracht, und besonders die Haartracht unter babylonischanzanischem Einfluß, von Dareios an aber unter assyrisch-medischem steht.