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0196 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 196 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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bis zum Knie nackt sind, so kann kein König, nicht einmal ein Perser damit gemeint sein. Das führt auf das Thema der fremden Völkerschaften in Tributzügen; nach Analogie der Darstellungen der Felsreliefs können eigentlich nur Saken, Gandâra oder Inder dargestellt sein. Die Inder, die erst von Dareios dem Reiche einverleibt wurden, fallen noch davon aus. Das aufgerichtete Ungeheuer müßte dann nicht mehr zu der Szene gehört haben. Jedenfalls ist sehr bemerkenswert, daß auch dieser Gegenstand unter den Thematen der persepolitanischen Kunst nicht vorkommt. Ebenso fehlt das in Persepolis unvermeidliche Rahmenwerk.

Ein zweites Fragment, das untere auf Stolzes Tafel, zeigt ebenfalls nur Füße. Zwei Menschen schreiten, wieder barfuß, aber mit bis zu den Knöcheln reichendem Hemd, nebeneinander her; zwischen den Füßen der rechts gehenden, etwas zurückbleibenden Person wird der vorgesetzte Fuß eines dritten Mannes sichtbar. Lange glatte Röcke reichen bis auf die Knöchel herab. Es ist wohl nur eine Flüchtigkeit Stolzes, wenn er sagt, dies Fragment scheine der so häufigen Gruppe „König und Begleiter" anzugehören. Vor den menschlichen Füßen sieht man ganz klar die Vorhand, den linken und eine Spur des rechten Hinterhufes von einem Pferde. Die Gruppe stellt also den in Persepolis wiederholt vorkommenden Gegenstand vor: Tributbringer mit Pferden (vgl. Abb. II und 12). Die Pferde sind ponyhaft klein, die Führer erscheinen hinter ihnen und legen den äußeren Arm über das Widerrist der Pferde. Den Resten der Tracht nach müßte man zunächst an Ägypter denken. Was aus dem ersten Relief nur zu vermuten war, ist hier sicher : der Gegenstand der Darstellung war eine Tributprozession. Das setzt eine große Relieflänge voraus, und es folgt, daß die Darstellung die ganzen Wände des Saales umlaufen haben muß.

Dieulafoy schreibt (I, pag. 29/3o), er habe vier solcher relieftragender Steine gesehen, „ondist.ngue sur chacune les pieds d'un homme faisant vis-à-vis aux pattes armées de griffes d'un oiseau gigantesque". Dies trifft nicht zu, auch ist der Stein nicht „basalte noir", sondern schwarzer, schieferiger Kalkstein, und die Fragmente gehören Orthostaten, nicht Türlaibungen an. Leider habe ich mir nicht notiert, auf welchen der noch sichtbaren Orthostaten sich die Reliefs befinden, und weder bei Dieulafoy noch selbst bei Stolze finde ich eine Notiz darüber.

Zwischen den Bauten von Pasargadae und Persepolis bestehen einige höchst bedeutungsvolle Unterschiede. In Pasargadae standen die Reliefs auf Orthostaten, die den ganzen Innenraum umliefen und auch den Wandsockel der Vorhallen bekleidet haben werden. In den Palästen und Apadanas von Persepolis dagegen gibt es keine eigentlichen reliefierten oder unreliefierten Orthostaten. An ihre Stelle sind die megalithen oder monolithen Türen, Fenster und Nischen getreten ; die Reliefs stehen auf den Türlaibungen. Nur bei den riesigen Dimensionen des Hundertsäulensaales sind diese Teile aus Schichten zusammengesetzt und nicht monolith. Diese charakteristische Form der achaemenidischen Bauten von Persepolis ist von den sasanidischen Palästen in Ziegeln und Gips nachgeahmt, und diese haben wieder ihrerseits das Vorbild der in jedem modernen persischen Bau obligaten inneren Nischendekoration (tàkëe) gegeben. Diese Form, die von Dareios bis auf den heutigen Tag ein Kennzeichen persischer Baukunst ist, fehlt in Pasargadae. Daß die Beispiele nicht nur zerstört sind, beweisen Orthostatenreste an den Türöffnungen des Apadana von Pasargadae. Das Gebäude R mit seinen Türlaibungsreliefs scheint den Übergang zu bilden : Fenster und Nischen besitzt es noch nicht. Für die Altersbestimmung ist das sehr beachtenswert : gleichzeitig können zwei so verschiedene Bauweisen nicht auftreten und treten sie auch in Persepolis nicht auf ; also ist die Orthostatentechnik die ältere.

Hierdurch gewinnt das Vorkommen der Orthostaten erst seinen Wert als stilistisches Kriterium an dem Kyrosgrabe. Gleichzeitig weist dieser Unterschied auf den kunsthistorischen Zupammenhang hin. Im Gegensatz zu den Palast- und Tempelbauten Nebukadnezars, an denen diese Orthostaten-Konstruktion nicht vorkommt, ist sie die allgemein herrschende in Assyrien. Immer wieder ergibt sich der gleiche Schluß der zeitliche und räumliche Abstand zwischen Persis und Assyrien macht Bindeglieder notwendig; es muß entweder eine Vermittlung über Medien oder aber nur eine gemeinsame Abstammung vorliegen.

Das Material ist leider nur ein sehr geringes. Doch erhalten diese Andeutungen eines stilistischen Unterschiedes durch folgende Betrachtung einen großen Wert : Schon Dieulafoy wies auf den Unterschied