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0197 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 197 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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der Grundrisse in Persepolis und Pasargadae hin, allerdings nur, um daraus Schlüsse für den Aufriß, die Dachbildung, die Rekonstruktion der Gebäude zu ziehen. Die Bauten von Pasargadae haben nämlich Breiträume, die von Persepolis dagegen quadratische Säle. Dieser verschiedenen Richtung gemäß ist in Pasargadae die Achsenweite der Säulen in der Tiefe größer als in der Breite, wodurch die Teilung des Raumes der Tiefe nach in drei Breitschiffe deutlich betont wird. In Persepolis ist die größere Betonung einer Dimension vor der anderen, die im Quadrat ja nicht vorhanden ist, aufgehoben : alle Achsenweiten sind gleich.

In Wahrheit muß bei einer solchen Anlage die Tiefenwirkung weit mehr gesehen worden und zum Bewußtsein gekommen sein, als die Breite, da die Reihen dieser Säulenwälder sich perspektivisch zu Wänden zusammenschließen, also nur ein sehr tiefes Schiff voll gesehen, die Existenz des übrigen Raumes nur quasi geahnt wird. Mit der Raumwirkung hängt aber auch die Verwendbarkeit aufs engste zusammen. Die verschiedene Gestaltung des Raumes zwingt also, auf die Verschiedenheit der Anforderungen und Bedürfnisse zurückzuschlieBen. Um so mehr ist eine Gleichzeitigkeit eines so verschiedenen Raumgefühles und so verschiedener Anforderungen an diese Räume ausgeschlossen. Ich möchte nur daran erinnern, wie sich die griechischen Tempel nach den Proportionen ihrer Zellen zeitlich rangieren. — Wie wir bei der Besprechung des Ta&ara gesehen haben, ist die quadratische Form des Hauptsaales seit der Zeit des Dareios bis in die Zeit der frühen abbasidischen Khalifen hinein durchaus typisch. Also müssen die Bauten von Pasargadae älter sein als die des Dareios. Da sie eines Kyros' dreisprachige Bauinschrift tragen, so können sie allein von dem großen Kyros errichtet sein.

Aber auch an sich, ohne Hinblick auf die jüngere anknüpfende Entwicklung trägt die Breiträumigkeit den Stempel hohen Altertums an sich und wirft ein volles Licht auf die Erkenntnis der Herkunft und Entwicklung des merkwürdigen Bautypus.

In der Publikation der Ausgrabungen von Zendjirli hat R. Koldewey, in der Abhandlung über das Bit hiläni (pag. 191 ss.), ohne die persischen Ruinen selbst gesehen zu haben, bereits ihre Lehmziegel-mauern als eine selbstverständliche Notwendigkeit postuliert und die Bauten für die große Familie des bit hiläni in Anspruch genommen. Das wirkliche Vorhandensein dieser Lehmmauern gibt seiner Auffassung eine wesentliche Bestätigung. In Khursabad steht „gegenüber den Toren", des großen Palastes „mihrit babati", der von den assyrischen so gründlich verschiedene Palast in hettitischem Stile. „bit appâti /avasil êkalli mdt Hatti sa m a lisân "i' Amurri (var. ratet Hatti) bit hiläni isassusu", d. i. ein bit appâti nach Art eines hettitischen Palastes, das man in der Sprache des Westlandes (var. in hettitischer Sprache) bit hiläni nennt, „ließ ich gegenüber den Toren (der vorher beschriebenen Palastteile) errichten", sagt Sargon in der großen Prunkinschrift von Khursâbâd (Sarg. Khors. 161). Was von assyriologischer Seite gegen die Beziehung dieses Namens auf die Ruine in Khursabad vorgebracht wurde, hat nicht standgehalten. Wir wissen jetzt, daß kein assyrischer Palast Säulenhallen oder irgendwelche Säulen besaß, und daß Säulen nur an Gebäuden „in hettitischem Stile" auftreten können.

Was Meissner und Rost' ) wohl den ersten Anstoß zu ihrer abweichenden Meinung gab, die Inschriften Sanheribs vom Bau des bit kutalli und die sog. Säulenpfeiler aus Telloh, haben die Grabungen seither anders zu verstehen gelehrt. Bei Sanherib kann von einem „Untergewölbe auf Säulen" nicht die Rede sein, sondern von einem Bau, vielleicht einem Pavillon, mit vier Kupfersäulen oder -stützen, der auf einem tieferen Niveau lag als der Alabasterpalast. Der Beziehung des Namens bit hilâni auf die normale assyrische, auch in letzter Linie aus dem Hattilande stammende Toranlage steht neben vielem anderen im Wege, daß diese Tore keine Säulenhallen besaßen. Man kannte damals noch sehr wenig von assyrischer Architektur und Termini technici können aus der Sprache allein nicht erklärt werden. Bei den sog. Säulen von Telloh handelt es sich bestimmt nicht um vier gekuppelte, dachstützende Säulen, sondern um irgendeine noch unaufgeklärte technische Anlage. Der kleine, von dem übrigen Palaste getrennte Bau von Khursabad

2) Meissner & Rost, Die Bauinschriften Sanheribs, Leipzig 1893, pag. 52, 6o und: Das Bit-hiläni und die assyr. Säule, Leipzig 1893. — Vgl. Puchstein, im Jahrbuch d. arch. Inst. VII, Heft 1.

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