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0198 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 198 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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mit seiner Säulenhalle zwischen zwei Türmen kann nur und muß mit den Palästen von Zendjirli zusammengestellt werden, ebenso wie die Apadana von Persepolis und Pasargadae.

Die Breiträumigkeit der älteren Apadana von Pasargadae ist damit erklärt. Das alte bit hilâni des Landes Amurri hat eben diese Breitlage des Hauptraumes als Charakteristikum, den Grund der seltsamen Raumdisposition sucht Koldewey in seiner Abstammung vom verteidigungsfähigen Festungstor. Fast überall, wo der Bautypus aufgenommen wurde, stellte sich die Breiträumigkeit als mit den Bedürfnissen, denen der Raum dienen sollte, nicht vereinbar heraus, und man ging von ihr ab. In Persien, wo, wie Koldewey sagt, jener Bautypus „mit Enthusiasmus" aufgegriffen wurde, schuf man daraus den entwickelten Typus des Apadana, der für mehr als ein Jahrtausend die an ihn gestellten Ansprüche erfüllen konnte. Da der ganze Bautypus nach den hettitischen Gebirgsländern Kleinasiens hinweist, so wird man auch seine Einzelheiten wie die Orthostaten, die Säulen in direkten Zusammenhang mit der kleinasiatischen Stammform bringen müssen. Über Medien hin muß die Anknüpfung stattgefunden haben, während die Ähnlichkeit mit assyrischen Formen sich nur als Verwandtschaft auf Grund gleicher Abstammung erweist. Das zwischen der Variante, die der Palast mit den hundert Säulen darstellt und den übrigen persischen Apadana kein prinzipieller Unterschied besteht, ist nun auch erklärt ; die seitlichen. Hallen sind nur spezifisch per-

sische, unwesentliche Erweiterungen des Prototyps.   t

Wie im Grundriß, so müssen auch im Aufriß die persischen Apadana den Palästen von Zendjirli entsprochen haben. Dieulafoy hat bereits aus dem Umstande Schlüsse gezogen, daß die Säulen der inneren Hauptsäle höher sind als die Säulen oder Anten der Vorhallen. Das ergibt für den Aufriß, die Rekonstruktion dieser Apadana, daß das Dach der Vorhallen niedriger lag als das des Hauptsaales, während die Räume, welche die Vorhallen flankieren, wie die hinteren Wände der Vorhallen, bis zur vollen Höhe der Hauptsäle emporgeführt waren, teils um den Ecken der Säle eine nötige Verstärkung zu geben, teils, um den Zugang zum flachen Dach der Säle zu vermitteln. Die Eckräume flankierten also als wirkliche überragende Türme die Vorhallen. Nebenbei ergibt sich damit für die Hauptsäle die Wahrscheinlichkeit einer Erleuchtung durch hohe, über den niedrigen Flachdächern der Vorhallen gelegene Fenster.

Für die philologische Seite des Problems habe ich in meinem Pasargadae (Klio 1008, I, pag. 57 s.) einiges Material zusammengetragen und ich könnte es noch um einiges vermehren. Eine Idee, die ich dort kurz andeutete, möchte ich aber hier noch etwas genauer formulieren. Sollte nicht in dem Namen bit hilâni doch das Wort ' r1 Befestigung stecken, und zu übersetzen sein „das Zweitürme-Haus"? Die Perser haben den Bautypus in charakteristischer Weise entwickelt und sehr viel verwandt, so daß auch die persische Namensform apacrina in alle jüngeren orientalischen Sprachen übergegangen ist. Den persischen Namen selbst aber müßte man mit dem assyrischen, der den gleichen Typus bezeichnet, mit Lit appâti in Verbindung bringen. Besonders interessant ist, daß das Wort Apadana Przi Sir. L. 7. auch vom Tempel von Jerusalem gebraucht wird, wo es in der Phrase ,oiç ;j7.eoç ?xiciuncov exi vadv i.zpiozor für vadç steht. Damit wird mittelbar der Tempel von Jerusalem auch literarisch als ein Hilâni-Bau bezeichnet, der er nach Hesekiel 40-43 tatsächlich war. Wie die späteren achaemenidischen Bauten von der ursprünglichen Breiträumigkeit, die sich vielleicht aus dem Ursprung erklärt, aber große praktische Mißstände haben mußte, zur quadratischen Anlage übergeführt sind — wobei die Tiefe in der Raumwirkung weit mehr hervortritt, als die Breite —, so hat am Tempel von Jerusalem eine vollkommene Umkehrung der Achsenrichtung, von der breiten zur tiefen Lage des Hauptraumes stattgefunden. Diese Verhältnisse werden ein ganz hervorragendes Interesse gewinnen, wenn es zu erklären gilt, wieso die assyrischen Tempel die auffällige Abweichung von den babylonischen aufweisen, daß ihre Zelle der Tiefe und nicht der Breite nach angeordnet ist. Für die Beziehungen der assyrischen Architektur zum Kleinasiatischen Westen ist dieser Punkt von hoher Bedeutung. Und ebenfalls für die Beziehungen der persischen Architektur zu Assyrien oder zu Kleinasien.