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0202 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 202 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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einen sich zu einem Akkorde von seltsam fremdartiger Harmonie. Man mag dieses Bild als Symbol nehmen für das ganze Land. Und es liegt auch in ihm eines der wirksamsten Momente, die den Zauber des Orients ausmachen ; nirgends spürt man ihn mehr als in Persien. Ein intensives Naturgefühl scheint nicht so sehr ein Produkt hoher Kultur zu sein, wie man zunächst glauben möchte. Ich erzähle hier eins von vielen Erlebnissen, weil es viel schlagender als alle Deduktionen das Wesen der Sache illustriert: An einem köstlichen Aprilvormittage ging ich in der mesopotamischen Steppe spazieren, begleitet nur von einem halbwüchsigen Araberjungen, der mir beim Botanisieren half. Sonnenüberschienen dehnte sich die kaum gewellte Steppe ins Grenzenlose, und auf Stunden im Umkreise war kein lebendes Wesen, außer Vögeln, Schlangen, Eidechsen und Käfern. Da sagte der Junge zu mir: „Soweit man sehen kann, ist kein Mensch da, fühlt man sich nicht wie ein König?" Dieser Junge, ein Djebbüraraber, war noch nie aus seiner engsten Heimat am Tigris herausgekommen, hatte noch nie einen Wagen, ein Schiff und kaum ein festes Haus gesehen, wußte von Gott und der Welt so gut wie nichts und lebte wie der ganze Stamm in geradezu steinzeitlicher Kultur. — Ich glaube, daß die Erscheinung des Berges von Bisutün, deren tiefen Eindruck jeder Reisende empfindet, von jeher ein lebhaftes Gefühl in den Menschen ausgelöst hat, und daß deshalb der Berg seit dem grauen Altertum ein Kultort war. Denn das sagt sein Name, der „Götterort". Der Name Bagastana liegt uns in griechischer und in arabisch-persischer Überlieferung vor. Und da Mithra der „baga" xar' ego& ist, so dürfte hier seit Urzeiten ein Kult des Mithra bestanden haben' ). Die Ausübung dieses Kultes scheint noch in späterer Zeit bezeugt zu sein'). Dareios wählte also für sein Monument gerade den an der großen Heerstraße gelegenen Götterberg.

Endlich liegt außer diesen allgemein gültigen noch ein besonders für Dareios gültiger Grund vor. Bei Isidor erscheint der Name der Landschaft, in der die Bayfkravcc xd2ts liegt, als Kaag9aöi1vi?. Und H. C. Rawlinson bemerkt9) : The tract adjoining Bisutün retains to the present day the title of Chamabatan. Diese Landschaft hat also den alten Namen bewahrt, den sie schon unter Dareios besaß, denn sie ist die Gegend Kampada in Medien (Bh. § 25). Nach der Schlacht von Marush am 27. Anämaka, in der er den Feldherrn des Fravartish zurückschlägt, wartet Vidarna in Kampada auf Dareios, der von Babylon kommen will. Als Dareios — scheinbar erst zehn Monate später — im Adukanish nach Kampada kommt, da zieht ihm Fravartish selbst bis Kundurush entgegen. Der Verlauf des Kampfes zeigt,

  1. Dagegen ist nicht die Notiz des Berossos, bei Clem. Alexandr. protr. ad gentes c. 5, pag. 43 ed. Potter, pag. 91 ed. Dind. anzuführen, denn dort handelt es sich lediglich um die Einführung der Götterbilder in den viel älteren Kult der Anahit u. des Mithra.

  2. Tac. Ann. XII, 13: „Interea Gotarzes apud montem cui nomen Sambulos vota düs loci suscipiebat praecipue religione Herculi etc." Gotarzes verschanzt sich östlich vom Sambulos hinter dem Flüßchen Corma, besiegt dann Meherdates. Meines Erachtens kann die ganze historische Situation ganz allein die große Heerstraße sein. Die entlegene Gegend zwischen Takht i Suleimän und Sakiz, wo Ker Porter (II, 542) Reste einer griechischen Inschrift am Berge Kerefto gefunden hat, erscheint mir ganz ausgeschlossen. Die dürftige Kopie, an der gerade der Name „11PAKAH • " kenntlich ist, berechtigt auch nicht, im Kerefto den Sambulos des Tacitus zu erkennen, wie Franz im C. I. Gr. III pars XXVIII, Nr. 4673 möchte. Eher könnte man mit Rawlinson an den Kuh i Sumbulah (bei J. F. Jones, Memoirs, in Selections from the records of the Bombay Government, N. S. XLIII, 1857 heißt die mit dem Massiv des Bazideraz südlich von Qasr beginnende, nach SO. streichende große Kette Küh i Shanbalah, np. Weizenähre) unweit Qasr i Shirin denken, wenn dieser Name ganz zweifellos und alt wäre. Wahrscheinlich aber ist der Sambulos (i. e. CAMB<O>YAOC) des Tacitus kein anderer Berg als der Cambalidus (i. e. CambaNdus) und der Cambades (i. e. CambaNdes) des Plinius (N. H. 6, 134: mops Cambandus qui est Caucasi ramus, und N. H. 5, 98: ein Ast des Taurus, wie der Oroandes-Elwend und der Niphates-Npat), das ist aber der Berg von KaµPaôrvii, Isidoros § 5, nämlich der Baytatavov öpos, Bisutün. Daher finden wir unten am Fuße des Felsens das fast ganz zerstörte Relief des Gotarzes, mit den Viktorien und der von Ker Porter und Rawlinson gelesenen Inschrift. (C. I. Gr. III, XXVIII, Nr. 4674.) Der Corma wäre der Gamas-ab selbst oder sein kleiner von Huseinäbad kommender Nebenfluß. Gotarzes aber hätte, ebenso wie Dareios, sein Relief auf den heiligen Berg einmeißeln lassen, in dessen nächster Nähe die entscheidende Schlacht stattgefunden hatte.

') I. R. G. S. IX, pag. 113.