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0203 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 203 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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daß Märush dicht vor, Kundurush dicht hinter Bisutün gelegen haben muß. Bei Kundurush fällt am 26. Adukänish die Entscheidung: Fravartish flieht mit wenigen Reitern weit über Egbatana hinaus bis nach Raga (Raij-Teheran), wo ihn eine nachgesandte Truppe des Dareios gefangennimmt. Dareios selbst ist ihm gar nicht mehr nachgezogen. Es scheint vielmehr, daß, wie er fast ein Jahr lang die zentrale Leitung der gegen die einzelnen Aufstandsherde gesandten Truppen von Babylon aus in der Hand behielt, er nun ebenso die folgenden Kampagnen von Egbatana aus geleitet hätte. Seit der Schlacht bei Kundurush ist ihm der Besitz Egbatanas, Babylons und der großen Straße nicht mehr ernstlich bestritten. Der zweite Aufstand von Babylon war ein sehr ephemerer. Er brach erst aus nach Dareios' Abreise nach Kampada und war drei Monate nach dieser Abreise schon wieder durch Vindafra unterworfen. Die Schlacht von Kundurush sicherte also Dareios mit dem Besitze des Zentrums des Reiches von vornherein die Aszendenz über alle seine momentanen und noch später auftretenden Gegner. Das mochte ihn bestimmen, sein Monument, dessen Inschrift die Unterwerfung der Aufstände schildert, in der Nähe dieses Schlachtfeldes anbringen zu lassen.

'   Das Monument ist von alters her berühmt gewesen. Daß Ktesias bei Diodor seinen Urheber nicht
kennt, sondern es der Semiramis zuschreibt, ist merkwürdig. Daß neben dem Dareios-Monumente noch ein älteres assyrisches vorhanden gewesen wäre, wie man früher glaubte, daran ist gar nicht zu denken. Auch Isidor von Charax schreibt das Denkmal der Semiramis zu. Bei ihm ist das gewiß die Wiedergabe einer lokalen Sagentradition. Semiramis ist nichts als eine alexandrinisch-gelehrte Umdeutung und Umnennung einer bekannten Figur der altiranischen Sage, nämlich der Hümäi, der besonders viele Bauten, natürlich auch Persepolis, zugeschrieben wurden'). Die Heldensage ist bereits in sehr früher, vorsasanidischer Zeit ausgebildet, und hat alle historische Tradition verdrängt. Nun hat bereits Ktesias, wie Marquart gezeigt hat2), durchaus nicht die achaemenidischen d'iTitieac benutzt, sondern ganz andere Quellen, so gibt er z. B. in der Kyrosgeschichte ein Stück iranischer Heldensage; die Nachrichten über Semiramis in Persien stammen vielleicht aus Hellanikos. Es ist also möglich, daß schon zu Ktesias' Zeit sich die populäre Legende des Denkmals bemächtigt hatte und Ktesias den wahren Urheber nicht mehr erfuhr, wiewohl damals Gelehrte die persische Keilschrift noch lesen und schreiben konnten und noch zu Alexanders Zeit z. B. die Inschriften des Kyros- und des Dareiosgrabes ganz zutreffend überliefert werden. Dennoch ist ein Zweifel daran, ob die Diodorstelle wirklich aus Ktesias fließe, berechtigt.

Auch die Namensform BayiGtavor iieos befindet sich schon auf einer Übergangsstufe') der Sprache: der ursprüngliche Themavokal -a von baga ist abgeworfen, das g zu gh aspiriert, wie es auch

bei Isidor und noch bei Hamza und al Khwärizmi4) der Fall ist: vw   Das kann immerhin

schon in sehr früher Zeit der Fall gewesen sein, denn einen Verfall, eine Veränderung der altpersischen

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Sprache lassen bereits die Inschriften des Artaxerxes erkennen. Die Form vom$? Bahistün, die bei vielen

arabischen Schriftstellern auftritt, ist ein 3bergang vom älteren Baghistan zum jüngeren Bis(u)tün. Diese letzte Namensform, uJ""""'`' , ist die heute gebräuchliche und aus der alten gesetzmäßig entwickelte.

Der zwischen s und t eingeschobene flüchtige Vokal, der bald u, bald i geschrieben wird, könnte sowohl persischer wie arabischer Herkunft sein, im allgemeinen fehlt er im Neupersischen in der Endung -stun (ap. -stana), und vielleicht wäre Bistün die korrekteste Schreibung des Namens.

Vom Standpunkt des Historikers und Keilschriftforschers ist das Denkmal von Bistün oft behandelt worden, und über seine Auffindung und die Literatur darüber kann man sich leicht instruieren. In neuester Zeit ist die Literatur um zwei große Werke bereichert worden, nämlich Jackson, Persia Past

') Vgl. das Zitat aus Hamza al-Isfahani, I, 38, in Cap. XIV.

  1. Assyriaka des Ktesias, Philologus, Suppl. Bd. VI, 2, pag. 598 ss.

  2. Marquart, Assyriaka, pag. 535/36.

  • ) Khwârezmi, ed. v. Vloten, Leiden 1895, pag. 111/12. — Hamze, ed. Gottwaldt.