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0214 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 214 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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das Halbrund durch eine Komposition von drei Figuren gefüllt. Diese sind auf der Tafel XXXVI durch den Schatten verdeckt, und auf Abb. 95 sichtbar. Doch müssen wir auch hier auf die vorzügliche zeichnerische Wiedergabe bei Flandin et Coste (P1.9) hinweisen. Dargestellt ist in der Mitte ein überaus reich geschmückter Herrscher, Khosrau H. Parwéz (590-628), mit der ihm eigenen phantastischen Königskrone. Während die Linke am Schwertgriff ruht, greift die Rechte nach rechts hinüber, um aus der Hand einer bärtigen Figur den Ring zu empfangen. Links sehen wir eine Frauengestalt mit langen Gewändern, die mit der Rechten einen Ring emporhält und mit der Linken aus einer Kanne Wasser ausgießt. Die verschiedensten Erklärungen, auf die wir nicht näher eingehen wollen, sind für diese Gruppe aufgestellt worden. Arabische Schriftsteller und mit ihnen neuere Autoren haben hier Khosrau, seine Gemahlin Shirin und in der dritten Figur ihren Verehrer, den Baumeister Ferhäd, oder auch den zoroastrischen Oberpriester zu erkennen geglaubt' ). Wir sind mit Justi der Ansicht, daß es sich hier wiederum um eine Belehnungsszene handelt, daß Khosrau von Ormuzd und von der Göttin Anahit den Herrscherring empfängt, deren Bild mit dem Wasserkruge in der Hand als das der Wassergöttin gerade hier in Taq i bustan am Platze wart). Eine Schwierigkeit für diese Deutung dürfte vielleicht darin zu sehen sein, daß die Figur des Königs größer wie die der belehnenden Götter wiedergegeben ist. Aber fühlte sich der König nicht selbst als Gott, genoß er nicht selbst göttliche Ehren? Außerdem ist zu berücksichtigen, daß allein die Raumverteilung es verlangte, daß der die Mitte der Gruppe bildende König größer wie die Seitenfiguren gebildet wurde. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß dieses Relief in seiner Komposition von dem ersten der Taq i bustän-Reliefs (Abb. 92) beeinflußt worden ist, wo wir Ardashir in der Belehnungsszene zwischen Ormuzd und Zoroaster sehen; an die Stelle des letzteren ist hier die Wassergöttin, die mächtige Anahit, getreten.

') Jackson (a. a, O. pag. 224 ff.) geht auf die arabischen Quellen näher ein und zitiert Stellen aus Nizamis berühmten Romanen.

') Nach dem Avesta (a. a. O. Übersetzungen von Karl Geldner) ist Anahit die Personifikation „des großen Stroms in der Heimat des Zoroaster; des Urquells aller irdischen Gewässer; des Stromes am Himmel hinter der Sonne, Regen spendend; der aus dem Reiche des Lichts ohne Unterlaß auf die Erde herabrinnenden Wasser; eine mit aller Pracht und Schönheit ausgestattete Jungfrau".