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0215 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 215 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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TAFEL XXXVII

Tak i Bostan. Mittleres Relief der Felsgrotte: Chosro II.

Während wir in dem oberen Relief den König im Krönungsornat, in einem mit Perlen übersäten Gewande, geschmückt mit seiner gewaltigen Krone, gesehen haben, tritt er uns hier, auf dem Sockel, als Krieger entgegen. Zwei kannelierte Pilaster mit originellen Kapitellen flankieren die Wand und tragen die in einer leichten Wölbung vorgeschobene Platte mit den drei auf niedrigen Postamenten stehenden Figuren.

Die Reiterfigur, die in so starkem Relief aus der Fläche herausgearbeitet ist, daß die rechten Pferdebeine vollständig von der Wandfläche losgelöst sind, hat unendlich unter böswilliger Zerstörung gelitten. Der rechte, die Lanze haltende Arm und der rechte Fuß des Königs, der Kopf und das rechte Hinterbein des Pferdes fehlen, der Helm ist zerstört; aber trotz alledem ist der Eindruck dieser Figur ein gewaltiger. In einem bis zu den Knien reichenden Kettenpanzer gehüllt, der auch das Gesicht verdeckt und nur die Augen sichtbar werden läßt' ), hält der König mit der Linken einen runden Schild, mit der Rechten die gewaltige Lanze leicht nach unten geneigt. An einem Bandelier hängt ihm ein Köcher zur Seite, das Bein verdeckt ein reich gemustertes Gewand, auf das wir weiter unten, gelegentlich des linken Seitenreliefs der Grotte (Taf. XXXIX), noch zu sprechen kommen werden. Vom Helm ist nur der das Königabzeichen bildende knopfartige Globus an der Spitze sichtbar, ferner zwei von ihm ausgehende, flatternde Bänder. Ein gewaltiger Nimbus umgibt den Kopf').

Auch das Pferd ist reich geschmückt. Ein mit kleinen Troddeln besetzter Panzer bedeckt die Vorderhand; mächtige Troddeln hängen vom Rücken herab. Auf dem nackten Schenkel ist ein Brand, das königliche Abzeichen, sichtbar 9 ). Dieses Pferd ist die Idealfigur seiner Rasse, wie sie im Shâhnâmeh geschildert wird`). Die arabischen Schriftsteller, auf die die Reliefdarstellungen von Taq i

1) Ammian. Marcellinus (XXV, 1, i2) schildert die persische Reiterei ungefähr folgendermaßen: Es waren eiserne Scharen, den ganzen Körper mit Platten so bedeckt, daß die eisernen Gelenke der Rüstungen sich nach den Gelenken der Glieder geschmeidig fügten. Überdies hatten sie Gesichtern nachgebildete Helme, so genau den Köpfen angepaßt, daß ein Pfeil auf dem Eisen nur da haften konnte, wo man ganz kleine Öffnungen für die beiden Augen und die Nasenlöcher hergestellt hatte.

') J. de Morgan (Mission scientifique en Perse. IV. Recherches archéologiques. II. Fig. 187) veröffentlicht eine Rekonstruktion des Helmes. Das Schwert, von dem er in Fig. 188 eine Zeichnung bringt, ist jedoch an der rechten Seite der Königsfigur, wie er angibt, nicht vorhanden; hier hängt nur der Köcher herab. Diese Waffe, deren eingehende Beschreibung und detaillierte Rekonstruktion mit namentlicher Angabe der verschiedenen schmückenden Edelsteine phantastisch wirken, findet sich vielmehr an der Königsfigur des rechten Seitenreliefs der Grotte (Taf. XXXVIII).

') Das gleiche Zeichen, ein Art Henkelkreuz, findet sich nach meinen Beobachtungen nur auf Münzen der Könige Shapür I., Warahrän I. und II., und Hormizd; also im 3. und im Anfang des 4. Jahrhunderts.

4) Le Livre des Rois ed. v. Mohl. I, 449. Hier heißt es von Raksch, dem Pferde des Helden Rustam: »Une jument grise .... sa poitrine était comme celle du lion, ses hanches étaient courtes, sa poitrine et ses jambes

étaient grasses, mais sa taille était mince     un éléphant par la force, un chameau par sa taille et par la
vigueur un lion du Mont Bisoutoun.« Aus der Frage Rustams: »A qui appartient ce cheval? il n'a pas de marque sur aucune cuisse«, erfahren wir, daB es üblich war, die Pferde mit dem Wappen oder Abzeichen des Besitzers auf der Kruppe zu brennen.

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