National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF Graphics   Japanese English
0226 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 226 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000244
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

214

Standarte, wie Flandin angibt) umfaßt. Links von ihm steht das Gefolge, in zwei Reihen geordnet, sämtlich mit der üblichen Respektsbewegung den rechten Arm erhoben. Rechts naht sich dem König sein siegreicher Feldherr, hinter ihm ein Standartenträger und dann persische Soldaten, die Gefangene vor sich hertreiben. Die teils stolze, teils demütige Haltung dieser Gefangenen, deren Arme vor der Brust gekreuzt und gefesselt sind, ist sicher zum Ausdruck gebracht. Im unteren Streifen zeigt die linke Seite wiederum Perser, Krieger mit entblößtem Kopf, die das siegreiche Heer darstellen sollen; das ledige Pferd an der Spitze möchte wohl das Schlachtroß des siegreichen Feldherrn sein, den wir rechts oben an der Spitze der Gefangenen gesehen haben. Auf der gegenüberliegenden, rechten unteren Seite steht an der Spitze eine Figur, die in den erhobenen Händen einen Kopf und einen Helm mit herabfallendem breitem Band hält. Neben ihm ein Knabe, wohl der Sohn des enthaupteten Feindes; es folgen von Peisern geführte Gefangene, ein Elefantenreiter und Männer, die mehr oder weniger deutlich kenntliche Gegenstände tragen, u. a. auch eine große bauchige Vase, wie sie zur Aufbewahrung von gemünztem Geld gebraucht wurde.

Das Relief nimmt in künstlerischer Hinsicht die letzte Stelle unter den Reliefs von Shäpür ein; auch die Ausführung ist eine rohe und oberflächliche und läßt fast vermuten, daß es sich um ein nicht

vollendetes Werk handelt, und daß erst eine Überarbeitung der im allgemeinen gezeichneten Figuren eine schärfere Charakteristik der Figuren und eine Wiedergabe des Details bringen sollte. Auch die en face sitzende Herrscherfigur in der Mitte läßt sich durch den Mangel eingehenderer Behandlung nicht näher identifizieren; die Kopfbedeckung mit den darunter hervorquellenden Lockenbüscheln, die sonst einen Anhalt für die nähere Bestimmung des Dargestellten zu geben pflegt, ist nur andeutungsweise behandelt; der Kinnbart ist hier ausnahmsweise rechteckig geschnitten. Wir werden bei dieser sitzenden Herrscherfigur unwillkürlich an die in der Bibliothèque nationale befindliche prachtvolle, mit eingelegtem Berg-

Abb. io2. Kamee einer   kristall und farbigen, gemusterten Glasflüssen versehene Goldschale er-

sasanidischen Goldschale in der

Bibliothèque Nationale zu Paris. innert, deren Mitte eine Kamee aus Bergkristall mit einer auf dem Thron

sitzenden Herrscherfigur zeigt (Abb. 102), die man mit Recht . als Khosrau II. bezeichnet hat (Abg. Dieulafoy V. Pl. XXII und Smirnow : Argenterie Orientale, St. Petersburg 1c,09, Pl. XXIV; behandelt von E. Babelon: Cabinet de Médailles, Paris 1900, pag. 163 ff.). Hier wie dort das gleiche Sitzen in Vorderansicht, dieselbe Stellung der Beine, Haltung. des Schwertes, ähnliche Haartracht und, soweit man die minutiöse Wiedergabe des Gewandes auf dem Kristall mit den summarischen Andeutungen des Reliefs vergleichen kann, dieselbe Tracht. Es scheint uns sehr wahrscheinlich, daß es sich bei dem Relief um ein Denkmal desselben Herrschers, also Khosraus II., handelt, um die Verherrlichung eines Sieges über einen Feind, über den nur das zu sagen ist, daß die Römer wohl nicht in Frage kommen.

Trotz der erwähnten Mängel kann nicht geleugnet werden, daß im Gegensatz zu den schematisch und steif wiedergegebenen Personenreihen der linken Reliefseite, in den rechten Darstellungen bei der Vorführung der Gefangenen gelegentlich ein Pathos zum Ausdruck kommt, wie er sich selten in den sasanidischen Denkmälern findet.