National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0235 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 235 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000244
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

TAFEL XLV u. XLVI

Schapur. Sassanidisches Relief VI   Felswand mit den

sassanidischen Reliefs

Dieses letzte Relief von Shâpür zeigt in der Anordnung und im Aufbau große Ähnlichkeit mit dem großen Relief der gegenüberliegenden F1uBseite (Taf. XLIII). Auch hier wird die Mitte gebildet durch eine Hauptszene, während die übrigen Darstellungen, in zwei Reihen geordnet, zur Seite angebracht sind. Vergleiche die Abbildungen bei Flandin (Pl. 49) und Stolze (Nr. 143). Das Mittelbild wiederholt die Unterwerfung des Valerian, wie wir sie in Tafel XLIII gefunden haben. Shâpür, in der üblichen Tracht mit Mauerkrone, hält den neben ihm gehenden Cyriades am Arm ; vor ihm kniet Valerian, hinter dem in bittender Stellung zwei persische Große stehen. Darüber schwebt wiederum ein geflügelter Genius mit einem Kranz und flatterndem Bande daran, während unter dem Pferde des Königs eine Figur, vielleicht die Personifikation des geschlagenen römischen Heeres, ausgestreckt liegt. In den beiden linken Streifen sehen wir wiederum die persischen Reiterscharen, wobei sämtliche Figuren den rechten Arm mit der Respektsbewegung erhoben haben; rechts dagegen in fünf verschiedenen, durch Stege getrennten quadratischen Feldern je drei Fußsoldaten, Repräsentanten verschiedener Teile und Völkerschaften des persischen Heeres. Man hat auch hier fälschlich römische Soldaten vermutet. Alle Soldaten tragen eine kurze, an der Hüfte gegürtete Tunica, weite faltige persische Beinkleider; die Füße scheinen mit kurzen Stiefeln bekleidet zu sein. Meist tragen sie als Waffe das lange, gerade persische Schwert; aber es kommen auch andere Waffen, Streitaxt, Lanze, eine Art Keule, ein kleiner und ein größerer Schild, vor. Meist ist der Kopf mit den üblichen Seitenlocken unbedeckt; doch tragen die Figuren der beiden ersten Felder teils die bekannten hohen Helmkappen, teils niedrige Helmkappen mit breitem, auf die Schulter herabfallendem Nackenschutz.

Man hat in diesem Relief Shâpür II. und seinen Sieg über Julian vermutet (ZDMG. 34. S. 67), wobei der unter dem Roß des Königs Liegende den toten Julian, und der Flehende Jovian darstellen soll, der den König um Frieden bittet. Es unterliegt jedoch keinem Zweifel, daß auch dieses Relief die Unterwerfung Valerians verherrlichen soll. Dafür spricht die Tracht und die Mauerkrone Shâpürs I. und vor allem die Übereinstimmung mit den anderen dieses Ereignis wiedergebenden Reliefs. Das Relief gehört zu den interessantesten Denkmälern von Shâpür.

Die schon oben (S. 213) erwähnte Tafel XLVI zeigt den das Tal von Shapür im Norden begrenzenden, vegetationslosen und zerklüfteten Felsen. Wir sehen links unten, an der Stelle, wo sich das Tal nach Westen zu verengert, die beiden am meisten östlich gelegenen Felsreliefs (Taf. XLI, XLI I) und gewinnen eine Anschauung von dem Größenverhältnis, in dem die an sich so imposanten Denkmäler zu der Felswand stehen, an der man sie angebracht hat. Hoch oben auf dem Felsen soll sich, wie Flandin berichtet, eine Höhle mit der in Trümmer gesunkenen Kolossalstatue eines sasanidischen Königs befinden. Meine Führer wollten, wohl absichtlich, von der Existenz einer solchen Höhle nichts wissen, und so muß ich mich hier darauf beschränken, auf die von dem französischen Forscher vorgenommene Untersuchung dieses höchst interessanten Denkmals hinzuweisen (Flandin, Texte pag. 63-64; Planche 54).