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0236 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 236 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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TAFEL XLVII u. XLVIII

Tak i Girra, Sassanidische Ruine. Kengaver, Säule vom

Tempel Kengaver, Tempelruine, Säulenbasis und Stylobat

Die auf Tafel XLVII und XLVIII abgebildeten Denkmäler von Kangawar und Tag i Gina gehören der nachalexandrinischen Zeit Irans an.

Der märchenhafte Zug Alexanders hat wie in allen alten Kulturlanden Vorderasiens so auch in Iran eine Umwälzung der materiellen Kultur hervorgerufen, die jedem einzelnen Objekte ihren Stempel aufgedrückt hat. Es gibt in der ganzen orientalischen Kulturgeschichte und besonders der Kunstgeschichte keinen schärferen Einschnitt in die Kontinuität der Entwicklung als den, der die Zeit vor Alexander und die Zeit nach Alexander scheidet. Je westlicher die Länder, um so tiefer hat der Hellenismus ihre gesamte Kultur umgebildet, je östlicher, um so oberflächlicher bleibt seine Wirkung. Nur auf dem Gebiete der Kunst in weitestem Umfange geht sie auch da erstaunlich tief, wie tief, mag man an der Rolle ermessen, die das hellenistische Reich Baktrien für Indien und den fernen Orient gespielt hat.

Wie in Baktrien, so muß es auch im nordwestlichen Iran, in Medien, ausgesehen haben. Die Ausgangspunkte der gewaltigen Veränderung waren die Städtegründungen Alexanders und seiner ersten Nachfolger' ). Alexander hat in Iran über 70 Städte gegründet, von denen noch einige vierzig nachweisbar sind. Seleukos gründete ebenso viele, von denen eine besonders große Zahl auf Medien entfällt. 'Lind auch der erste Seleukide, Antiochos Soter, geht auf dieser Bahn weiter. Mit Antiochos II. Theos hat die aktive Periode des Hellenismus in West-Iran ihr Ende erreicht. Die gleichen Verhältnisse herrschen in Babylonien und Mesopotamien. Man braucht nur einen Blick auf die Zahl der „mygdonischen" Namen bei Strabon und Plinius zu werfen. Den Grad der Hellenisierung läßt die Stelle bei Plinius NH VI, ii8 erkennen, wo allein in einem so abgelegenen Gebiete, wie es die Landschaft am östlichen Tigrisufer bis zu den Hängen der Berge von Bahdinân im nordöstlichen Assyrien ist, vier hellenistische Städte Diospege, Polytelia, Stratonice und Anthemus aufgeführt werden.

Der eigentliche geistige Mittelpunkt, von dem die Hellenisierung der östlichen Länder ausstrahlte, muß Seleukeia am Tigris, die Nachfolgerin Babylons, gewesen sein. Und die Straße von Seleukeia nach dem griechischen Ekbatana muß einer der Wege gewesen sein, von dem aus die Bewegung in die abgelegeneren Teile vordrang. So ist es sehr begreiflich, wenn Isidoros von Charax gerade an dieser Straße Artemita an der Dijâla (nahe bei Dastadjird anzusetzen) und Khala-Hulwân als ar62.ecr,

1) Vgl. J. G.Droysen, Städtegründungen Alexanders u. seiner Nachfolger, 1843. — Droysen, Gesch. d. Hellenismus. III, 2, pa g. 318 (2. Auflage). — A. v. Gutschmid, Gesch. v. Iran (aus d. Encyclop. Brit.), pag. 25 se.